Originalpremiere: 2007
27.03.2008
Deutsche TV-Premiere: 15.08.2010 (Das Erste)
FSK 12
Jean-Dominique Bauby, Chefredakteur der französischen "Elle", wird im Alter von 42 Jahren brutal aus seinem gewohnten Leben gerissen. Durch einen Hirnschlag nahezu vollständig gelähmt, kann er nur noch das linke Augenlid bewegen. Jean-Do, wie seine Freunde ihn nennen, ist in seinem Körper gefangen wie in einer Taucherglocke und will nur noch sterben. Doch eine Therapeutin lehrt ihn, mittels Blinzeln Worte zu bilden. Buchstabe für Buchstabe diktiert Jean-Do so seine Memoiren und lernt allmählich, sich mit seinem schweren Schicksal auszusöhnen. Aus der diffus wahrgenommenen Umgebung schälen sich allmählich Konturen heraus. Besorgte Gesichter kommen näher und stellen Fragen. Eine Stimme antwortet, doch die Menschen im Raum hören sie nicht, werden sie nie mehr hören. Sie gehört Jean-Dominique Bauby (Mathieu Amalric), genannt Jean-Do, Chefredakteur des französischen Frauenmagazins "Elle". Nach wochenlangem Koma ist er endlich erwacht und muss einen ungeheuren Schicksalsschlag verarbeiten. "Locked-In-Syndrom" lautet die Diagnose für den 42-Jährigen, der nach einem Hirnschlag fast vollständig gelähmt ist. Da er nur noch das linke Augenlid bewegen kann, bringt seine Logopädin (Marie-Josée Croze) ihm eine Methode bei, sich durch Blinzeln zu verständigen: Wie ein Mantra sagt sie ihm immer dieselbe Zeichenfolge auf, damit er mit Hilfe seines Lidschlages Buchstaben auswählen und Worte bilden kann. Mühsam diktiert Jean-Do auf diese Weise ein ganzes Buch, in dem er die Bilanz seines Lebens zieht. Bilder aus der Zeit vor dem Schlaganfall huschen derweil an seinem geistigen Auge vorbei: Jean-Do tauschte einst mit einem anderen Passagier (Niels Arestrup) den Flug. Die Maschine wurde entführt, und der Mann verbrachte vier Jahre als Geisel in Beirut. Lebhaft sind die Erinnerungen an seinen über 90-jährigen Vater (Max von Sydow), den er pflegte. Als endlich seine Geliebte Joséphine (Marina Hands) anruft, ist nur Jean-Dos Ehefrau (Emmanuelle Seigner) im Krankenzimmer, um das Gespräch entgegenzunehmen. Mit Tränen in den Augen muss sie seine Liebesbotschaft an die Konkurrentin übersetzen. Das ergreifende Porträt basiert auf dem autobiografischen Bestseller von Jean-Dominique Bauby, der 1997 kurz nach Beendigung seines Werks starb. Der New Yorker Maler und Regisseur Julian Schnabel, gefeiert für seine poetischen Künstlerbiografien "Basquiat" und "Before Night Falls", nahm sich des als unverfilmbar geltenden Buches an. In seinem vierfach Oscar-nominierten Drama macht er Jean-Dos eingeschränkte Sicht auf die Welt mittels subjektiver Kamera nachvollziehbar. Sinneseindrücke, Streiflichter auf das Meer, den Himmel, auf seine spielenden Kinder und die Frauen, die ihn umringen, verketten sich zu Fantasien und traurig-schönen Erinnerungen. In der Hauptrolle überzeugt Mathieu Amalric, der daraufhin im James-Bond-Abenteuer "Ein Quantum Trost" als Bösewicht auftrat.
(MDR)