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TV-Kritik/Review: "Constellation": Apples Psychothriller-Serie um verstörte Astronautin mit gedämpfter Anziehungskraft

von Christopher Diekhaus
(20.02.2024)
Raumfahrerin verliert nach dramatisch beendeter Mission den Halt
Astronautin Jo (Noomi Rapace) sieht Unglaubliches.
Courtesy of Apple
TV-Kritik/Review: "Constellation": Apples Psychothriller-Serie um verstörte Astronautin mit gedämpfter Anziehungskraft/Courtesy of Apple

Monatelang auf engem Raum ausharren, tagein, tagaus dieselben Gesichter sehen, sich mit der Schwerelosigkeit arrangieren und dabei auch noch Forschungsarbeit betreiben - das Leben auf einer Weltraumstation könnte herausfordernder nicht sein. Geschichten über schiefgelaufene Unternehmungen im All gibt es zuhauf. Verhältnismäßig selten stellen Filme oder Serien aber die Frage, wie die Rückkehr von einer solchen Extremerfahrung in den Alltag aussieht.

1999 erschien der recht vorhersehbare Horrorstreifen  "The Astronaut's Wife", in dem ein von Johnny Depp gespielter Astronaut nach einem mysteriösen Zwischenfall seltsam verändert auf seine von Charlize Theron verkörperte Gattin wirkt. In eine gefährliche Abwärtsspirale gerät die von ihrer ersten Weltraumreise kommende Protagonistin des nach wahren Begebenheiten entwickelten Dramas  "Lucy in the Sky" (2019), das mit Natalie Portman und Jon Hamm ebenfalls prominent besetzt ist. An ihre Grenzen gelangt auch die im Zentrum stehende Astronautin aus dem bei Apple TV+ startenden Achtteiler  "Constellation", der sich anschickt, eine rätselhafte Stimmung zu erzeugen.

Die von Peter Harness ( "The War of the Worlds - Krieg der Welten") auf Grundlage einer Idee Sean Jablonskis ( "Satisfaction") kreierte Serie beginnt mit einer Fahrt in die finstere, schneeweiße Einöde Skandinaviens. Johanna "Jo" Ericsson (Noomi Rapace) und ihre Tochter Alice (dargestellt von den Zwillingsschwestern Davina Coleman und Rosie Coleman) sind vor irgendetwas oder irgendjemandem auf der Flucht. Daran gibt es keinen Zweifel. Zu merkwürdig benimmt sich die Mutter, die eine Frage nach dem Vater unbeantwortet lässt. Zu verängstigt wirkt das Mädchen auf der Rückbank. Das Auftauchen eines Polizeiwagens sorgt für Unruhe. Doch dann rauscht das Fahrzeug an Jo und Alice vorbei, ohne sie weiter zu beachten. Ziel ihrer Reise ist eine Ferienhütte der Familie, in der sich fortan leicht merkwürdige Dinge ereignen. Schnitt, Serienvorspann.

Im Anschluss springt die Handlung in der Zeit zurück. Wie lange genau, lässt sich an dieser Stelle noch nicht beziffern. Klar ist nur: Die Astronautin Jo befindet sich nun an Bord der Internationalen Raumstation (ISS), durch die sie während eines Videotelefonats mit Alice gleitet. Aufnahmen wie diese kennt man inzwischen bereits aus vielen anderen Science-Fiction-Erzählungen, was die Impressionen längst nicht mehr atemberaubend macht. Im schicken Szenenbild kommt aber sehr wohl das üppige Budget zum Vorschein, das Apple für die in großen Teilen in Deutschland, vor allem im Studio Babelsberg, gedrehte Serie springen ließ.

Noch ahnt Commander Paul Lancaster (William Catlett) nichts von seinem Schicksal.
Noch ahnt Commander Paul Lancaster (William Catlett) nichts von seinem Schicksal. Apple TV+

Parallel zu Jos Telefonat findet ein angeblich bahnbrechendes Experiment an Bord der ISS statt, das der für die NASA tätige Wissenschaftler Henry Caldera (Jonathan Banks) vom Boden aus orchestriert. Just in diesem Augenblick wird die Raumstation von einem unbekannten Objekt getroffen. Chaos bricht aus, die Astronauten wirbeln unkontrolliert durch den Raum, und Commander Paul Lancaster (William Catlett) verletzt sich im Durcheinander so schwer, dass seine Crewmitglieder ihn nicht mehr retten können. Willkommen im Krisenmodus! Bei einem gefährlichen Außenbordeinsatz, der einmal mehr mit überzeugender Optik besticht, stößt Jo kurz darauf auf die mumifizierte Leiche einer Kosmonautin der ehemaligen Sowjetunion. Wie ist das möglich? Und hat sie damit die Ursache für den Unfall gefunden?

Viel Zeit zum Überlegen bleibt dem ISS-Team nicht, da alle Zeichen auf schnelle Evakuierung stehen. Jo erklärt sich bereit, als Letzte, zusammen mit der Leiche Pauls, auf der Station zu bleiben und eine defektive Rettungskapsel zu reparieren. In der Ankündigung zu "Constellation" macht Apple keinen Hehl daraus, dass es der schwedischen Raumfahrerin gelingen wird, auf die Erde zurückzukehren. Warum auch? Immerhin ist ihre erfolgreiche Heimreise erst der Startpunkt für die eigentliche Geschichte.

Auf den ersten Blick umso erstaunlicher, wie lange sich die Serie mit ihrem Überlebenskampf beschäftigt. Bis weit in die zweite Folge hinein verfolgen wir Jo bei ihrem Wettlauf gegen die erbarmungslos tickende Uhr. Technische Schwierigkeiten erschweren ihre Arbeit. Unheimliche Geräusche und gespenstische Beobachtungen treiben ihren - und zuweilen auch unseren - Puls nach oben. Wiederholt verfällt die Protagonistin in panischen Aktionismus, klopft wild auf Monitoren und Knöpfen herum, wirkt in diesen Momenten aber nicht wie eine planlose Amateurin, sondern einfach wie ein Mensch, dessen Hoffnung dramatisch schwindet.

Kommen sich Jo (Noomi Rapace, r.) und Alice (Davina oder Rosie Coleman, l.) wieder näher?
Kommen sich Jo (Noomi Rapace, r.) und Alice (Davina oder Rosie Coleman, l.) wieder näher? Apple TV+

Um dem Geschehen Dynamik zu verleihen, werden die Szenen aus dem All mit der Aufregung auf der Erde verzahnt. Alice und ihr Vater Magnus (James D'Arcy), der als Lehrer in der Kölner Niederlassung der Europäischen Weltraumorganisation ESA arbeitet, fliegen nach Kasachstan, wo in einer Basis der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos die Fäden der Rettungsaktion zusammenlaufen. NASA-Forscher Caldera wiederum interessiert sich einzig und allein für sein Experiment, drängt immer wieder darauf, dass Jo um jeden Preis die von ihm entwickelte Apparatur samt Ergebnissen auf die Erde bringen müsse. Aus dem ständigen Wechsel zwischen Boden und ISS, dem Gerangel um Kompetenzen generiert "Constellation" durchaus Nervenkitzel. Dennoch bleibt die Frage, warum Showrunner Peter Harness fast zwei ganze Episoden auf den Kampf der Protagonistin in der Station verwendet? Die Antwort: In eben diesen bangen Momenten geschieht irgendetwas Unbegreifliches mit ihr, das ihr weiteres Leben rasch außer Kontrolle geraten lässt.

Schon in der Eröffnungssequenz der Serie deutet sich an, dass Jo ihrer Wahrnehmung nicht mehr trauen kann. Ihr Blick auf die Welt, der viele Szenen bestimmt, ist ein unzuverlässiger und nährt allerlei Verschwörungsängste: Gab es die Leiche der Kosmonautin wirklich? Warum ist die Roskosmos-Mitarbeiterin Irena Lyschenko (im Originalton mit angestrengtem russischen Akzent: Barbara Sukowa) so erpicht darauf, die Weltraumkatastrophe auf umherfliegende Trümmerteile zu schieben? Was hat es mit den rotgelben Pillen auf sich, die Jo nach der Rückkehr schlucken soll und die auch andere Figuren zu sich nehmen? Wieso kann sich sie zu Hause plötzlich an viele Dinge nicht mehr erinnern? Etwa, dass es zwischen ihr und Magnus vor Beginn ihrer Mission heftig kriselte? Warum versteht Alice nur noch wenig Schwedisch? Welche Rolle spielt Calderas ominöser, vermeintlich zukunftsweisender Versuch? Und wie sind Jos ständige Halluzinationen zu erklären?

"Constellation" schraubt den Mystery-Faktor hoch, serviert uns einiges zum Grübeln und Einordnen, weckt Neugier und bemüht sich, die Verwirrung der Heldin auf uns zu übertragen. Natürlich gilt auch in diesem Fall: Fragen und Rätsel aufwerfen ist das Eine. Die weitaus größere Herausforderung besteht jedoch darin, sie clever und sinnvoll aufzulösen. Möglicherweise liefert ein Gespräch zwischen Henry Caldera und Alice entscheidende, vielleicht sogar überdeutliche Hinweise auf die Antworten, die Jo zu finden hofft.

Henry Caldera (Jonathan Banks) hat eine Obsession: sein Experiment
Henry Caldera (Jonathan Banks) hat eine Obsession: sein Experiment Apple TV+

Emotionaler Kern der Erzählung ist der Zerfall einer schon vorher nicht mehr ganz intakten Familie, wobei der Schwerpunkt auf der Mutter-Tochter-Beziehung liegt. Mit der Heimkehr setzt eine Entfremdung zwischen Jo und Alice ein, die direkt aus einem Horrorfilm stammen könnte. Mehr soll nicht verraten werden. Festhalten lässt sich allerdings, dass Noomi Rapace und die Zwillingsschwestern Davina und Rosie Coleman in ihrem Zusammenspiel das Unbehagen und den Schmerz greifbar machen. Der schwedischen Hauptdarstellerin gelingt es ohnehin recht souverän, ihre durch ein Wechselbad der Gefühle gehende Rolle glaubhaft und trotz aller Verwirrung bodenständig anzulegen. Erwähnung verdient überdies Charakterkopf Jonathan Banks, der neben dem fast obsessiven Wissenschaftler Henry Caldera noch eine weitere für das Mysterium wichtige Person mit Präsenz verkörpert.

Bis zur Hälfte produziert "Constellation" keine große Langeweile. Mitunter ist die Serie aber auch etwas zu sehr in ihre Geheimniskrämerei und die Brüche in Jos Wahrnehmung verliebt. Was nach Sichtung der ersten vier Episoden auffällt: Die meisten Nebenfiguren, selbst solche wie Sukowas Lyschenko, sind Stichwortgeber, verfügen nicht über ein besonders aufregendes Eigenleben. Die Konsequenz? Apples neuester Wurf hat (noch) nicht die Zugkraft manch anderer Science-Fiction-Arbeiten des US-Streamers. Verglichen mit  "For All Mankind",  "Severance" und  "Silo" fehlen schlichtweg einige Prozente.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten vier von insgesamt acht Folgen der Serie "Constellation".

Meine Wertung: 3/5

Die ersten drei Folgen der Serie "Constellation" sind ab dem 21. Februar bei Apple TV+ verfügbar. Im wöchentlichen Rhythmus werden dann die restlichen Episoden veröffentlicht.


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Leserkommentare

  • Teiwaz schrieb am 25.02.2024, 17.23 Uhr:
    For All Mainkind und Severance waren / sind ja schon klasse. Spannende Geschichten, die das Genre Science Fiction mit Leben erfüllen. Constellation gehört definitiv dazu.
  • Rainer_Stache schrieb am 25.02.2024, 16.36 Uhr:
    Tja, wenn selbst die Langweiler For all mankind und Severance besser waren, braucht man hier wohl nicht reinzugucken (Silo war wirklich super, ich empfehle auch den Roman. Kommt da nun noch eine zweite Staffel???).
  • Rainer_Stache schrieb am 25.02.2024, 15.50 Uhr:
    Was bitte ist eine "defektive Rettungskapsel"?
  • User 1790427 schrieb am 23.02.2024, 20.01 Uhr:
    Mir hat das bisher sehr gut gefallen.
    Aber so schreibt man Serien "runter": Man konfrontiert die aktuelle Serie mit Maximalforderungen. Und schwuppdiwupp hat man das alles schon mal vorher oder auch besser gesehen.
    Die Bewertung kinoreifer Hochglanzbilder wird dann zu einem gelangweiltem "kennt man schon". Zitat:
    "Aufnahmen wie diese kennt man inzwischen bereits aus vielen anderen Science-Fiction-Erzählungen, was die Impressionen längst nicht mehr atemberaubend macht."
    Und bei einer horizontalen Erzählweise nach Sichtung von gerade mal der halben Serie schon Langeweile in Aussicht zu stellen ist auch nicht hilfreich.
    Es ist ja schön, wenn der Autor schon praktisch alles zum Thema Science Fiction gesehen hat. Aber anschließend alles, was nicht einer Neuerfindung den Genres entspricht in Frage zu stellen, ist für die Leser zwecks Einschätzung der Serie nicht hilfreich.
  • Fernsehsenf schrieb am 21.02.2024, 09.41 Uhr:
    Warum haben Sie eigentlich die Serie "Extant" mit Halle Berry nicht erwähnt? Da ging es auch um eine aus dem All zurückkehrende Astronautin...