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TV-Kritik/Review: "Fallout": Daumen hoch für Jonathan Nolans Videospieladaption

von Christopher Diekhaus
(10.04.2024)
219 Jahre nach atomarer Apokalypse wagt sich junge Frau an die verstrahlte Oberfläche
Kennt keine Gnade: ein bloß "Der Ghul" genannter Kopfgeldjäger (Walton Goggins)
Amazon Prime Video
TV-Kritik/Review: "Fallout": Daumen hoch für Jonathan Nolans Videospieladaption/Amazon Prime Video

Wohin soll man gehen, wenn die Zivilisation zusammenbricht? Filme und Serien geben vor allem zwei Antworten: irgendwo ins Weltall oder aber tief unter die Erde. Subterrane Gesellschaften kommen beispielsweise in Terry Gilliams Zeitreisethriller  "12 Monkeys" und in der Apple-Serie  "Silo" vor, in der nach einer globalen Katastrophe einige Menschen in einer gigantischen Bunkeranlage wohnen. Ganz ähnlich verhält es sich in der Gameadaption  "Fallout", die  "Westworld"-Schöpfer Jonathan Nolan und seine Gattin Lisa Joy mit den Showrunnern Geneva Robertson-Dworet ( "Captain Marvel") und Graham Wagner ( "Silicon Valley") auf den Weg brachten.

Große unterirdische Schutzbauten, sogenannte Vaults, spielen auch hier eine wichtige Rolle, bieten einigen wenigen Zuflucht, die den Folgen eines atomaren Krieges entkommen konnten. Vermeintlich ein Ort der Glückseligen. Doch wie in "Silo" drängen sich Fragen auf: Lauern in den Gängen vielleicht düstere Geheimnisse? Und sind die Vorstellungen vom Leben an der Oberfläche womöglich stark getrübt? Das herauszufinden bleibt in der Serie der jungen Lucy MacLean (Ella Purnell) vorbehalten, die in Vault 33 eigentlich nur ihrer Bestimmung folgen und nach einem geeigneten Ehemann und Sexualpartner Ausschau halten will.

Aber der Reihe nach: Wer die zugrundeliegende Videospielsaga nicht kennt, dürfte etwas brauchen, um sich in "Fallout" zurechtzufinden - selbst wenn die Verfilmung eine Origin-Story erzählt, also kein Gametitel direkt adaptiert wurde. Angesiedelt ist die Prime-Video-Produktion in einer alternativen Weltgeschichte, die von der Stimmung und den technischen Möglichkeiten der 1950er-Dekade geprägt ist. Selbst im Jahr 2077 gibt es keine Handys, blitzen auf einer Kindergeburtstagsparty noch altmodische Kameras auf. Eben hier sorgt ein gewisser Cooper Howard (Walton Goggins) mit seiner Tochter Janey (Teagan Meredith), gehüllt in Westernoutfits, für spielerische Unterhaltung. Gerade als das Entertainer-Duo seine Sachen packen will, geschieht das, was schon seit einiger Zeit möglich scheint: Ein nicht näher beschriebener Krieg endet mit nuklearen Schlägen, die von jetzt auf gleich alles verändern und die unschönen Eigenschaften des Menschen zu Tage fördern. Im Angesicht der Katastrophe denken viele nur an sich, wollen guten Freunden, mit denen sie eben noch gefeiert haben, keinen Platz im eigenen Bunker gewähren.

Lucy MacLean (Ella Purnell) traut sich an die Oberfläche.
Lucy MacLean (Ella Purnell) traut sich an die Oberfläche. Amazon Prime Video

Nach diesem bildgewaltigen Auftakt, der durch den Blick auf Cooper und Janey eine erfrischend intime Note bekommt, springt die Serie 219 Jahre in die Zukunft und entführt uns in die von der Firma Vault-Tec gebauten Schutzanlagen unter der Erde. Auftritt: Lucy MacLean, die in Vault 33 einem freudigen Ereignis entgegenfiebert. Doch auch ihre Welt wird plötzlich massiv erschüttert. Da Kritiker eindringlich gebeten wurden, bestimmte Aspekte und Wendungen nicht preiszugeben, müssen die Angaben an dieser Stelle etwas vage bleiben. So viel kann man jedoch sagen: Anders als ihr scheuer, sich nicht mit vollem Einsatz in den Dienst der Gemeinschaft stellender Bruder Norm (Moises Arias) tritt Lucy verbotenerweise den Weg nach oben an, um ihren Vater Hank (Kyle MacLachlan), den Aufseher ihres Bunkers, zu suchen.

Die junge Frau, die ihr ganzes Leben unter der Erde verbracht hat, ist das wichtigste Bindeglied zum Publikum, besonders für all jene, die keines der "Fallout"-Games je gespielt haben. Mit ihr erkunden wir das Ödland, das der Atomschlag hinterlassen hat. Im Gepäck hat die aus großen Augen auf die verseuchte Welt blickende Lucy eine gehörige Portion Naivität. Wie alle Vault-Bewohner glaubt auch sie, die letzte Fackel der zusammengebrochenen Zivilisation zu tragen, einer auserwählten Gemeinschaft anzugehören, die vielleicht irgendwann die wilden Überlebenden an der Oberfläche auf den rechten Pfad führen und eine Wiederbesiedlung anstoßen wird. Im Untergrund herrscht eine Art uramerikanischer Optimismus, eine Wir-schaffen-das-Mentalität, die im Kontrast zum täglichen Kampf im Ödland steht. Dass hinter den schönen Worten allerdings Abgründe lauern könnten, deutet sich an, als der in Vault 33 zurückbleibende Norm eine schockierende Entdeckung macht. Eine Entdeckung, die weitere pikante Offenbarungen nach sich ziehen dürfte.

Steckt noch der Richtige in der Roboterrüstung?
Steckt noch der Richtige in der Roboterrüstung? Amazon Prime Video

Schein und Sein an einem angeblich so sicheren Rückzugsort - darum geht es auch in "Silo". Was die beiden Serien unterscheidet, ist jedoch der Umgang mit dem Draußen. Während die Apple-Produktion auf die beklemmende Enge des Silobunkers setzt, ihn nur selten verlässt, weitet sich in "Fallout" schnell der Blick. Schon in der ersten von insgesamt acht Folgen lernen wir unterschiedliche Ausprägungen und Gruppen des Ödlands kennen, tut sich eine Welt auf, in der sich Westernelemente mit Zombiekomponenten, schrägen Monsterfilmbausteinen und  "Mad Max"-Anleihen vermischen.

Lucys Suche kreuzen alsbald die beiden anderen zentralen Figuren: Maximus (Aaron Moten) ist Mitglied der militaristischen, mit religiösem Pathos aufgeladenen Stählernen Bruderschaft und tritt als Knappe eines in einer Roboterrüstung steckenden Ritters unverhofft eine wichtige Mission an. Ein bloß "Der Ghul" genannter, Lucy heftig zusetzender Kopfgeldjäger entpuppt sich als mutierte Version des aus dem Einstieg bekannten Cooper Howard und wird - in veränderter Maskerade und ohne Nase - ebenfalls von Walton Goggins verkörpert. Für den Schauspieler, der häufig gleichermaßen skurrile wie bedrohliche Charaktere dargestellt hat, ist die Rolle des unbarmherzig-boshaften Revolverhelden wie gemacht. Auch in "Fallout" geht von ihm eine seltsam beunruhigende Präsenz aus.

Als das erste "Fallout"-Spiel 1997 auf den Markt kam, waren postapokalyptische Stoffe in Film und Fernsehen noch nicht so inflationär verbreitet wie heute. Verheerte Landschaften, und verlassene Städte, durch die sich abgebrannte Figuren schleppen, gehören inzwischen zum Standardrepertoire, weshalb es alles andere als leicht ist, noch mit Endzeitbildern und -stimmungen zu überraschen. Daher Hut ab vor Jonathan Nolan, der die ersten drei Episoden inszenierte, und seinen kreativen Mitstreitern! Denn sie geleiten uns in ein Universum, das man neugierig erkundet, das viele bizarre Eigenarten zu bieten hat. Ob menschenleere Wüstengebiete, brachliegende Industrieanlagen, Schrottplatzsettings, grüne Abschnitte oder die massiven Vaults - die Serie bleibt abwechslungsreich und hat das nötige Budget, um die Zustände nach dem Nuklearschlag glaubhaft zu illustrieren. Positiv ins Auge sticht dabei vor allem, dass es diverse echte Sets mit mechanischen Elementen gibt. "Fallout" hat stellenweise eine physische Qualität, die längst nicht alle postapokalyptischen Fiktionen erreichen.

Maximus (Aaron Moten, M.) sieht einer wichtigen Mission entgegen.
Maximus (Aaron Moten, M.) sieht einer wichtigen Mission entgegen. Amazon Prime Video

Eher ungewöhnlich ist auch der Tonfall, mit dem der Untergang der Zivilisation beschrieben wird. In Einklang mit der Spielreihe färbt die saftig-blutige Adaption viele eigentlich grauenvolle Momente ironisch ein. Wo andere Endzeiterzählungen nur grimmige Verzweiflung kennen, nimmt "Fallout" auf Handlungsebene, im Dialog und durch die konsequente, vielleicht einen Tick überstrapazierte Verwendung von alten Country-Liedern Abzweigungen ins Sarkastische und Absurde. Auch wenn nicht alle Humoreinlagen überzeugen, darf man sich auf einige herrlich verrückte Szenen freuen. Etwa, wenn Lucy mit einem abgetrennten Kopf, der sie an die Ziele ihres Weges bringen soll, Zwiegespräche führt. Manchmal hat es fast den Anschein, als habe Quentin Tarantino erstmals eine postapokalyptische Geschichte verfilmt.

Was ein bisschen unter den komischen Einschüben leidet, ist die Spannung. Des Öfteren gibt es Situationen, die einem den Atem rauben könnten, dann aber ein Stück ihres Nervenkitzels einbüßen, weil sich das Spielerisch-Ironische energisch nach vorne schiebt. In der Serie macht sich das wahrscheinlich deutlicher bemerkbar, weil man, anders als in den Gamevorlagen, "nur" von außen draufschaut, nicht aktiv eingebunden ist. Festzuhalten bleibt dennoch: Es überwiegen die positiven Eindrücke.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten vier von insgesamt acht Folgen der Serie "Fallout".

Meine Wertung: 3.5/5

Alle Folgen der Serie "Fallout" sind ab dem 11. April bei Amazon Prime Video verfügbar.


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Leserkommentare

  • SerienFan_92 schrieb am 10.04.2024, 19.01 Uhr:
    Ich bin schon sehr auf die Serie gespannt.

    Die bisherigen Trailer sahen alle sehr hochwertig aus.

    3,5 Punkte kommt mir irgendwie etwas zu wenig vor, wenn ich die Kritik lese.
  • Batman schrieb am 10.04.2024, 22.23 Uhr:
    man bewertet eine Serie auch erst nach Abschluss der Staffel und nicht nach
    4 Folgen, deswegen überflüssige Kritik, sagt nichts. Ist hier ja üblich so.