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Starker Cast und fesselnde Prämisse gleichen Schwächen aus
In "Helgoland 513" spielt Martina Gedeck die undurchschaubare Anführerin Beatrice.
Sky Deutschland/UFA Fiction/Frédéric Batier
TV-Kritik/Review: "Helgoland 513": Postapokalypse auf Deutsch/Sky Deutschland/UFA Fiction/Frédéric Batier

Gefängnis oder Paradies? Eine Insel als Schauplatz bringt per se Konflikt mit - die einen wollen bleiben, die anderen gehen. Das nutzt die dystopische Serie  "Helgoland 513" zu ihrem Vorteil: In der deutschen Produktion geht es um eine Gemeinschaft von 513 Menschen, die sich nach einer Seuche auf der Insel Helgoland zurückgezogen und eine neue Gesellschaft begründet haben. Am 15. März feiert die post-apokalyptische Dystopie auf Sky und WOW Premiere.

Verstand, Pflichtgefühl, Opferbereitschaft - darauf basiert unsere Gemeinschaft, erklärt Anführerin Beatrice (Martina Gedeck) die Prinzipien, die der neuen Gesellschaft auf Helgoland zugrunde liegen. Maximal 513 Menschen dürfen auf der Insel leben - sonst riskiert das System zusammenzubrechen. Doch ist das reine Taktik, damit sie an der Macht bleibt? Oder würde Nummer 514 wirklich die Gemeinschaft aus dem Gleichgewicht bringen? Darum dreht sich vor allem die erste Folge der neuen Sky-Original-Serie.

Unerwartet kommen Zwillinge zur Welt - wer muss für Nummer 514 sein Leben opfern?
Unerwartet kommen Zwillinge zur Welt - wer muss für Nummer 514 sein Leben opfern? Sky Deutschland/UFA Fiction/Frédéric Batier

"Helgoland 513" spielt in der nahen Zukunft - im Jahr 2039. Aufgrund einer Seuche hat sich eine Gruppe von Menschen auf die Insel Helgoland verschanzt und hat dort eine neue, abgeschottete Gesellschaft errichtet. Die Ressourcen sind knapp - langfristig können sie nur 513 Menschen versorgen - die Regeln streng. Während Beatrice als Anführerin den Status Quo aufrechterhält, bemüht sich Marek (Alexander Fehling) als Arzt darum, ein Heilmittel zu finden. Allerdings stößt er hierbei auf Widerstand, unter anderem von seinem eigenen Sohn Linus (Tobias Resch), der als Mitglied der Miliz lieber das verseuchte Festland erkunden will.

Tobias Resch (l.) und Alexander Fehling (r.) in ihren Rollen als Linus und Marek
Tobias Resch (l.) und Alexander Fehling (r.) in ihren Rollen als Linus und Marek Sky Deutschland/UFA Fiction/Frédéric Batier

Dass der Cast von "Helgoland 513" durchaus überzeugt, ist wohl keine große Überraschung. Martina Gedeck zeigt eine beeindruckende Vielseitigkeit und verkörpert die Rolle der manipulativen Politikerin perfekt. Binnen Sekunden wechselt sie vom zuvorkommendem Gemeinschaftsmitglied zur bedrohlichen Tyrannin. Vom Look & Feel erinnert ihre Figur sehr an Kate Winslet, Anführerin im Dystopie-Blockbuster  "Die Bestimmung - Divergent" (bei dessen Fortsetzungen  "Die Bestimmung - Insurgent" und  "Die Bestimmung - Allegiant" übrigens derselbe Regisseur am Werk war wie bei"Helgoland 513").

Auch Fehling fesselt mit seiner bodenständigen Performance der einzigen, empathischen Figur, die das gnadenlose System um die Maximalbevölkerung, das auf den Berechnungen eines pensionierten Bio-Lehrers beruht, hinterfragt. Doch das Ende des Piloten enttarnt ihn als nicht ganz so mitfühlend und selbstlos, wie es zunächst den Anschein macht. Kathrin Angerer sorgt als quirlige Lokalreporterin Lola von Sekunde eins für eine ordentliche Portion schwarzen Humor - zum Beispiel als sie von "Hakuna Matata" schwärmt, während sich ein Großvater für sein neugeborenes Enkelkind opfern muss - das ist eine Konsequenz der strikten Bevölkerungskontrolle: Für jeden neuen Inselbewohner muss einer weichen, entweder freiwillig oder per "basisdemokratischer" Abstimmungen über die Bewohner mit dem schlechtesten Social-Ranking.

Immer und überall mit dabei: Lola (Kathrin Angerer, r.) und ihre Kamera
Immer und überall mit dabei: Lola (Kathrin Angerer, r.) und ihre Kamera Sky Deutschland/UFA Fiction/Frédéric Batier

Maja Schöne verspricht mit ihrer Rolle als berechnende Ehefrau Lisa, die das Social-Ranking-System für ihre Ziele ausnutzt, interessante Entwicklungen für den weiteren Verlauf der Staffel.

Einziges, wenn auch großes Manko: Bis auf eine Person-of-Color--Figur - und die lediglich in einer Nebenrolle Nebenrolle (Mia, Milizanführerin, gespielt von Edit Saldanha) -, mangelt es im Serienauftakt an Diversität. Was für ein Zukunftsszenario nicht sonderlich realistisch daherkommt.

Aber Realismus ist der wohl der Dystopie größter Feind, oder? Passenderweise wird die neue Weltordnung auf Helgoland nur äußerst vage vorgestellt, sodass sich Detailfragen und potenzielle Logikfehler auf ein Mindestmaß reduzieren lassen. Dennoch stellt sich schon in der Auftaktfolge die Frage, wieso Hinrichtungen notwendig sind, wenn auch ein Exil auf das verseuchte Festland ebenfalls eine Option und nicht weniger tödlich ist? Es ist verständlich, dass einige Hintergrundinformationen für mehr Spannung und Mystery zurückgehalten werden. Aber hier und dort hätten tiefere Einblicke in die (zukünftige) Vergangenheit dem zunächst doch eher schwachen Worldbuilding gutgetan.

Lisa (Maja Schöne) bringt große Opfer, um das Leben ihres Ehemanns zu retten.
Lisa (Maja Schöne) bringt große Opfer, um das Leben ihres Ehemanns zu retten. Sky Deutschland/UFA Fiction/Frédéric Batier

Dem gegenüber stehen explizite und überdramatisierte Dialoge, die kaum Platz für Subtext und Vorstellungskraft erlauben. Floskelhafte und kryptische Texte à la Bereust du, was wir getan haben? und Unser Platz ist hier bringen die Handlung nur wenig voran. Statt neugierig auf mehr zu machen, frustriert das wiederholte Schema auf Dauer. Es bleibt zu hoffen, dass ab Folge drei das "um-den-heißen Brei-Gerede" allmählich wegfällt.

Dafür machen andere, äußerst gelungene Elemente die Schwächen der Serie teilweise wett. Insbesondere das Social-Ranking-Prinzip, nach dem die 513 Inselbewohner*innen ihren Taten entsprechend auf einer Tafel höher oder tiefen rutschen, birgt großes Potenzial, wie zum Beispiel der Kauf von Stimmen, illegaler Handel und vorgetäuschte "Opferbereitschaft". Es erinnert stark an die vertraute, gegenwärtige Macht von Social Media, in der Personen mit hohen Followerzahlen (=hohes Ranking) ebenso ein besseres Ansehen genießen und deutlich stärkeren Einfluss ausüben. In dieser Hinsicht scheint "Helgoland 513" wiederum überraschend realitätsnah...

Beatrice (Martina Gedeck) steht vor der berüchtigten Tafel, auf der alle 513 Menschen der Insel vermerkt sind.
Beatrice (Martina Gedeck) steht vor der berüchtigten Tafel, auf der alle 513 Menschen der Insel vermerkt sind. Sky Deutschland/UFA Fiction/Frédéric Batier

Dass mehrere Geschichten parallel stattfinden, kommt der Gesamterzählung zugute - auch wenn manche Figuren und Storys zu oberflächlich angerissen werden. So in Folge zwei, in der ein junges Pärchen zwar eingeführt wird, jedoch keinen erkennbaren Zweck für die Handlung der Episode erfüllt. Auch der Graf (Samuel Finzi) des post-apokalyptischen Hamburgs feiert sein charmantes Debüt, wenn auch hier der Hintergrund der Handelsbeziehung (noch) sehr lückenhaft ist.

Immer wieder fehlt es an manchen Stellen an Sinnhaftigkeit und Drive - Folge eins steigt an einem gefühlt "ganz normalen" Tag auf Helgoland ein. Es gibt weder eine zeitliche Komponente, die die Suche nach einem Heilmittel dringlicher macht, noch sonstige externe Faktoren, die Druck auf die Figuren ausüben. In den ersten Folgen wird dies noch von den moralischen Fragen und der Einführung in diese "schöne neue" Welt überdeckt. Doch über kurz oder lang braucht es mehr Motivation und Biss, um Verhalten und Entscheidungen der Figuren besser nachzuvollziehen.

Samuel Finzi als "der Graf von Hamburg" (M.), der in "Helgoland 513" sicher noch für Spannungsmomente sorgen wird.
Samuel Finzi als "der Graf von Hamburg" (M.), der in "Helgoland 513" sicher noch für Spannungsmomente sorgen wird. Sky Deutschland/UFA Fiction/Frédéric Batier

Insgesamt präsentiert sich "Helgoland 513" als gelungene, deutsche Dystopie-Serie, die ihre Schwächen mit einem starken Cast und einer fesselnden Prämisse ausgleicht. Die mit dem Genre einhergehenden ethischen Fragestellungen und das Social-Ranking-Prinzip kommen in diesem Rahmen einzigartig, wenn auch nicht vollkommen neu daher. Vieles wirkt vertraut und bekannt - sei es aus der Gegenwart oder dem Genre. Dennoch bleibt das Sky Original sehenswert und aufgrund seiner visuell ansprechenden Machart beeindruckend - gerade als eine von wenigen, deutschen High-End-Produktionen aus dem Sci-Fi-/Dystopie-Genre. Auf nach Helgoland, also!

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden der Serie "Helgoland 513".

Meine Wertung: 4.0/5

Am 15. März startet "Helgoland 513" auf Sky One und WOW. Die erste Staffel umfasst sieben Folgen. Zum Cast zählen hochkarätige Schauspieler*innen wie Martina Gedeck, Alexander Fehling und Kathrin Angerer. Gedreht wurde die postapokalyptische Dystopie in Berlin, Hamburg, Sylt und Amrum. Als Showrunner, Headwriter, Executive Producer und Regisseur der Serie tritt Robert Schwentke ( "Flightplan",  "R.E.D. - Älter. Härter. Besser.",  "Der Hauptmann") auf. Es handelt sich um eine gemeinsame Produktion der UFA Fiction und Sky Studios.


 

Über die Autorin

  • R.L. Bonin
Originalität - das macht für R.L. Bonin eine Serie zu einem unvergesslichen Erlebnis. Schon als Kind entdeckte die Autorin ihre Leidenschaft für das Fernsehen. Über die Jahre eroberten unzählige Serien unterschiedlichster Genres Folge für Folge, Staffel für Staffel ihr Herz. Sie würde keine Sekunde zögern, mit Dr. Dr. Sheldon Cooper über den besten Superhelden im MCU zu diskutieren, an der Seite von Barry Allen um die Welt zu rennen oder in Hawkins Monster zu bekämpfen. Das inspirierte sie wohl auch, beruflich den Weg in Richtung Drehbuch und Text einzuschlagen. Seit 2023 unterstützt sie die Redaktion mit der Erstellung von Serienkritiken. Besonders Wert legt sie auf ausgeklügelte Dialoge, zeitgemäße Diversity und unvorhersehbare Charaktere.

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Leserkommentare

  • User 1429369 schrieb am 26.03.2024, 02.41 Uhr:
    Helgoland kenne ich auch,diese Insel allerdings nicht. Sehr schade.
    Und Diversität spielt auf Helgoland wohl keine Rolle. Kritik ist hier wohl 
    nicht wirklich angebracht.
  • User 1684114 schrieb am 23.03.2024, 03.09 Uhr:
    Als Kritikpunkt  "Es mangelt an Diversität" ist eigentlich ein gutes Zeichen. Wird einem doch die Diversität bis zum Erbrechen in Art Gehirnwäsche eingehämmert und sei es noch so unpassend.
  • MarkoP schrieb am 18.03.2024, 11.06 Uhr:
    Es fehlte der Kontext - man wusste nichts von der Vorgeschichte, von dem Warum und es wurde auch nichts dazu rzählt. Damit war die Serien erst einmal im Nachhinein, da keine schlüssige Story da war. Selbst in der zweiten Staffel wurden nur Andeutungen gemacht über das warum und wieso.
    Dazu merkt man eindeutig dass es sich um eine deutsch Produktion handelt, die komplett ohne Höhen und Tiefen auskommt. Wenn nicht der kurze Spannungsbogen am Ende der ersten Episode existierte, hätte ich mir die zweite Episode schon nicht mehr angesehen.
  • xena123 schrieb am 18.03.2024, 10.08 Uhr:
    "...großes Manko: Bis auf eine Person-of-Color--Figur... mangelt es im Serienauftakt an Diversität...."
    Naja... wer schon mal auf Helgoland war, weiß, dass das nicht besonders weit hergeholt ist. Das ist ja nicht Berlin oder Köln oder Neukölln in Berlin...
    Ich weiß natürlich, dass vielen die Qualität eines Filmwerkes egal ist, hauptsache DIE politische Botschaft überstrahlt alles mit dem Knüppel auf den Sack, vielleicht kann man aber MAL ein Auge zudrücken, wenn dies nur beiläufig und nicht mit dem Flutlichtstrahler beleuchtet wird.
    Eigentlich waren wir schon weiter. Selbst Disney(!) hat mitlerweile erkannt, dass es den Erfolg eher nicht nicht fördert, wenn ein fanatischer Politoffizier Casting und Handlung vor Produktionsbeginn noch mal pimpt. Verwässert das Produkt, verärgert die Kunden und ist somit auch für die Sache kontraproduktiv, für das Filmwerk sowieso.
    Naja, was solls. Jedem seine Meinung.
    Ansonsten - und das ist wohl viel wichtiger zu erwähnen, erinnert der Plott doch sehr an Arkadia aus dem letzten Jahr, Silo oder Logan's Run, dessen Neuverfilmung von Simon Kinberg angedacht wird...
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    Beitrag vom Autor entfernt.
  • MarkoP schrieb am 18.03.2024, 11.10 Uhr:
    Jedem seine Meinung - Genau. Meine ist, dass diese Diversität mich langsam anekelt. Es wirkt oft nur noch unecht und gekünstelt und es muss nicht in jeder Serie oder gar episode ein Schwuler oder eine Lesbe im Vordergrund stehen nur der Gleichberechtigung wegen.
    Eine gute Serie wird durch Realitätsnähe ausgemacht und das bedeutet, dass sie nicht zwingend jede Quote erfüllen muss.
  • Cloud schrieb am 17.03.2024, 08.56 Uhr:
    Eine Serie die Helgoland heißt und keine Minute auf dieser Insel spielt. Damit fängt dieses seltsame Möchtegern-Dystopiedilemma schon an, dass sich mit 7 Folgen spannungsfrei dahinzieht.
    Wie so oft, ist aus einer eigentlich guten Geschichte ein langweiliges Drama geworden. Vielleicht hat Sky deswegen keine Lust mehr auf deutsche Produktionen.
  • MacBlack schrieb am 15.03.2024, 12.41 Uhr:
    Ist das jetzt ne Miniserie oder soll da auch ne 2. Staffel kommen?