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TV-Kritik/Review: "In Her Car": ZDF-Serie über normale Menschen in Zeiten des Krieges
(21.02.2024)
Die Ukrainerin Lydia (Anastasiya Karpenko) arbeitet als Psychotherapeutin, gibt in Internetvideos Ratschläge zur Stressbewältigung und steht kurz vor der Scheidung. Ein ganz normales Leben also. Am 24. Februar 2022 ist sie mit dem Auto unterwegs von Kiew nach Charkiw, mit der jungen Anhalterin Olga. Die Stimmung an den Bahnhöfen und Raststätten ist angespannt bis hektisch, verdichten sich doch die Gerüchte über eine bevorstehende Invasion der Russen. Dennoch ist plötzlich alles anders, als tatsächlich die ersten Bomben fallen. Der Gefahr zum Trotz fährt Lydia weiter ins Kriegsgebiet im Osten, wo Olgas Schwester wohnt, mit der sie sich vor Jahren zerstritten hat.
Die bisher einzige auch hierzulande bekannt gewordene ukrainische Fernsehserie dürfte
Nach den beiden Schwestern vom Dorf in der Nähe von Charkiw aus der ersten Episode, die sich in den gleichen Mann verliebt hatten und seit dem Tod ihres Vaters um ihr Elternhaus streiten, beleuchtet Folge 2 Lydias eigene familiäre Vergangenheit näher. Ihr Noch-Ehemann Dmytro (Ihor Koltovskyi) will sich nur unter der Bedingung scheiden lassen, dass sie seine Geliebte Inga (Elena Oleinikova), mit der er sie seit Jahren betrogen hat, außer Landes bringt. Die jüngere Frau scheint sich nur für Maniküre und ihr Schoßhündchen zu interessieren. Doch während der gemeinsamen Fahrt kommen sich die beiden Konkurrentinnen näher und merken, dass sie gar nicht so unterschiedlich sind.
In den weiteren Episoden fährt Lydia noch ein französisches Ehepaar, dessen Sohn gegen den Willen der Mutter eine Ukrainerin geheiratet hat, einen jungen Mann, der sich der Einberufung entziehen möchte, und eine Großmutter, die ihren Enkel vor seiner Kaserne verabschieden will, bevor er an die Front muss. Höchst unterschiedliche Menschen also, deren einzige Gemeinsamkeit ihre persönliche Betroffenheit vom Krieg ist. Die Idee, mittels Figuren aus den verschiedensten Milieus ein Porträt der ukrainischen Gesellschaft vor und unmittelbar nach Kriegsbeginn zu entwerfen, ist grundsätzlich interessant, jedoch wirkt die Serie durch diesen Ansatz zu episodisch.
Die einzige feste Figur ist Lydia, ihr Ehemann und ihre Tochter sind teilweise nur über Videotelefonie präsent. Langsam entfaltet sich auch eine episodenübergreifende Handlung um Lydias Familie, die aber etwas aufgesetzt wirkt. Lydia hat den Tod ihrer Schwester immer noch nicht verwunden, die bereits bei der russischen Besetzung der östlichen Gebiete ums Leben gekommen ist. Nach und nach entdeckt die Therapeutin, dass ihr Noch-Gatte etwas damit zu tun haben könnte. Außerdem scheint er die gemeinsame Stiftung des Ehepaars missbraucht zu haben, um Geld nach Russland zu schaffen.
Die einzelnen Episodenhandlungen sind mal mehr, mal weniger gelungen. Eine universelle Familiengeschichte wie die der beiden ungleichen Schwestern überzeugt dabei mehr als eine weitere Erzählung um einen jungen schwulen Mann, dessen engste Angehörige sein "Anderssein" nicht akzeptieren will. Homophobie, Machismus, alle Arten von Vorurteilen werden in den fünf Folgen durchdekliniert. Die ukrainische Gesellschaft wird dabei nicht beschönigt, sondern in all ihren Widersprüchen dargestellt. Besonders originell ist das allerdings auch nicht, denn Intoleranz gegenüber Minderheiten und Festhalten an überkommenen Männerbildern sind in den meisten Ländern der Welt sicher ähnlich stark ausgeprägt.
Richtig berührend werden die Einzelgeschichten immer dann, wenn die Bedrohung für Leib und Leben durch Bombeneinschläge ganz konkret wird. So ist die Anfangsszene der ersten Folge fast schon die stärkste der ganzen Staffel: Olga schreit vor den Trümmern ihres Hauses verzweifelt nach ihrer Schwester, die sie vor Jahren im Kriegsgebiet zurückgelassen hat. Dass der Krieg im Osten des Landes eben nicht erst 2022 begonnen hat, sondern längst zur Routine geworden ist, zeigt eine Szene in Folge 4, in der zwei alte Frauen auf der Straße ganz beiläufig über die Sirenen sprechen, die gerade vor Bombenangriffen warnen.
Modern inszeniert und mit überzeugenden SchauspielerInnen besetzt, ist "In Her Car" durchaus eine gelungene Serie. Ganz wird man allerdings den Eindruck nicht los, sie sei hauptsächlich entstanden, weil in diesen Zeiten eine solche Serie eben einfach irgendwann gemacht werden musste. Der politische Impetus war hier sicher größer als die künstlerische Notwendigkeit.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten ersten Staffel von "In Her Car".
Die fünf Episoden der ersten Staffel stehen ab Mittwoch, den 21. Februar in der ZDFmediathek zur Verfügung. In ZDFneo sind sie am Dienstag, den 27. Februar ab 23.05 Uhr am Stück zu sehen.
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