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TV-Kritik/Review: "Normal People": Kultbuch-Verfilmung brilliert als Lovestory des Jahres
(25.05.2020)
Das allgemeingültigste Thema in Literatur, Film und Fernsehen ist natürlich: die Liebe. Und obgleich man meinen könnte, dazu habe es in den letzten 125 Jahren audiovisueller Mediengeschichte nun wirklich in ausreichender Menge Filme und Serien gegeben, wird immer wieder Nachschub produziert. Gut so! Schließlich wachsen zu jeder Zeit neue junge Leute heran, für die die Liebe als größtes Glück und schlimmste Katastrophe erstmals aktuell ist, und zeitgleich werden früher mal junge Leute beständig älter, was zwangsläufig einen einen abgeklärteren, milderen, nüchterneren Blick auf frühere romantischere Überschwänge mit sich bringt.
Inmitten der vielen Soaps oder Rom-Coms und schicksalssatten Liebesmelodramen, die seit jeher die Spielpläne im dornrosigen Griff haben, kommt allerdings eine Seite des Genres regelmäßig zu kurz: der schonungslose, ehrliche Blick aufs Thema, Produktionen also, die etwas so Altbekanntes wie das Sich-Verlieben, den Kampf ums Verliebt-Bleiben und um die Möglichkeiten oder Bedingungen einer auch dauerhaft gelingenden Liebesbeziehung wirklich und kompromisslos ernstnehmen. Die neue BBC- und Hulu-Serie
"Normal People" ist die Verfilmung eines nicht nur dort und in Großbritannien viel gefeierten und preisgekrönten Romans von Sally Rooney. Auf den ersten Blick sind Endzwanzigerin Rooney und ihr Buch typische Beispiele der Millennial-Kultur, und wahrscheinlich gibt es kaum einen Vertreter der um 1990 herum geborenen Digital Natives aus der "Generation Y", der den 2018 erschienenen Roman noch nicht in die Finger bekommen hat. Doch "Normal People" ist nicht bloß ein weiterer Young-Adult-Schmöker für die beschauliche Abendlektüre vor dem letzten Insta-Update: Der Roman erzählt zwar von der Liebe, aber zugleich auch davon, dass selbst die feurigste, innigste, leidenschaftlichste Liebe allein eben noch keine hinreichende Voraussetzung für eine glückliche Beziehung ist.
Die zwölf etwa halbstündigen Episoden, an deren Konzeption Rooney eng beteiligt war, folgen dem Roman ziemlich getreulich, vor allem in der sehr engen Konzentration auf die beiden Liebenden, um die es geht und deren Anziehungs- und Abstoßungsbewegungen die Geschichte über mehrere Jahre hinweg folgt. Die ersten drei Episoden spielen noch zur Highschool-Zeit in der (nordwest-)irischen Provinz Sligo. Connell Waldron (Paul Mescal) ist ein populärer Rugbyspieler, athletisch und an der Schule umschwärmt, zugleich aber durchaus introvertiert und viel zu intelligent für seine tumben Kumpels, die den Tellerrand nicht einmal sehen, über den sie hinausblicken könnten. Marianne Sheridan (Daisy Edgar-Jones) hingegen ist eine Eigenbrötlerin, unglaublich hübsch zwar, aber unangepasst und widerständlerisch, von den meisten Mitschülern wird sie deshalb verspottet und gemobbt. Dass es zwischen Connell und Marianne funkt, wird rasch deutlich, doch die Lage der Dinge ist kompliziert, denn auch die Klassenfrage kommt ins Spiel. Connell und Marianne haben beide keinen Vater mehr, existieren aber in komplett verschiedenen sozialen Sphären: Connells Mutter Lorraine (Sarah Greene aus
Connell und Marianne kommen zusammen, doch schon vor dem Schulabschluss folgt das erste Zerwürfnis. Um bei seinen Kumpels nicht an Credibility zu verlieren, hält er die Beziehung zur renitenten Marianne geheim, geht sogar mit einem populäreren Mädchen zum Schulball. Aus reiferer Perspektive kann man, wie bei allen Teen- und Twen-Romanzen, über solche vermeintlich banalen Dramen natürlich schmunzeln - allerdings darf man nie so unfair sein zu vergessen, dass solcherlei Umstände zu dieser Zeit im Leben gewichtiger sein können als alles andere. Und genau so, als quasi lebenswichtig, werden sie in der Serie auch behandelt. Für Ironie ist kein Platz in "Normal People".
Ab der vierten Folge spielt die Serie dann am Trinity College in der irischen Hauptstadt Dublin, knapp drei Autostunden von Sligo entfernt. Dort landen sowohl Connell als auch Marianne unabhängig voneinander - doch die Verhältnisse haben sich umgekehrt: Der einst populäre Schüler kommt in Dublin kaum klar, Marianne hingegen ist aufgeblüht und steht im Zentrum des Campus-Interesses, von ebenso smarten und meist wohlhabenden Freunden umgeben. Als Connell sie wiedersieht, hat Marianne längst einen neuen Freund (Sebastian de Souza,
Dass sich die Serie nie ins Seichte verirrt, liegt erstens an den beiden absolut herausragenden irischen Hauptdarstellern: Daisy Edgar-Jones (Marianne) spielte neulich in
Perfekt ist "Normal People" übrigens nicht. Viele Nebenfiguren etwa wirken entweder blass oder (wie Mariannes zeitweiliger Schnösel-Boyfriend Jamie), fast karikaturesk überzeichnet, auch dürften manche die psychologisierenden Untertöne (Connells Minderwertigkeitskomplex, Mariannes Selbsthass) als allzu unterkomplex einstufen - vor allem, wenn dabei Pappkameraden wie Mariannes plakativ böser Bruder Alan (Frank Blake aus
Abschließend noch ein Wort zum Sex. Der gehört zu jeder leidenschaftlichen Liebe dazu - und wird in "Normal People" immer wieder freizügig und intensiv in Szene gesetzt. Im katholischen Irland hat das zu Debatten gesorgt. Gut ablesbar ist daran die relative Ungewöhnlichkeit sexuell freizügiger Darstellungen heutzutage - gemessen an den schamhaften Abblend-Dramaturgien der meisten Netflix- und aller Disney-Produktionen unserer Tage und verglichen mit Produktionen etwa der Siebziger bis Neunziger. Der Unsicherheit im Gefolge der #metoo-Bewegung setzt "Normal People" die Erkenntnis entgegen, dass situationsbezogene Erotik, ohne pornografische Plattheiten, nach wie vor möglich sein kann (und muss). Um die Intensität der sexuellen Erfüllung, die Connell und Marianne miteinander finden, in angemessener Explizitheit zeigen zu können, wurde eine sogenannte Intimitäts-Koordinatorin zu Rate gezogen, die sowohl darüber wachte, dass die full frontal nudity ausschließlich dramaturgisch sinnvoll eingesetzt wurde, als auch dafür Sorge trug, dass sich die Darsteller in der Drehsituation jederzeit unbedrängt fühlten. Das Ergebnis überzeugt: "Normal People" ist nicht nur eine der herzzerreißendsten Love Storys der letzten Jahre, sondern auch ein Paradebeispiel dafür, wie Erotik dargestellt werden kann, ohne sensationalistisch zu werden oder, im Gegenteil, einem prüden Zeitgeist zu folgen, der sich rein gar nichts mehr traut.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten Miniserie "Normal People".
"Normal People" ist ein Ko-Produktion von hulu und BBC three und wurde in beiden Ländern Ende April komplett veröffentlicht. Für Deutschland hat sich der Streaminganbieter Starzplay die Rechte gesichert und plant eine Veröffentlichung für den "Sommer 2020".
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