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ARD-Koproduktion bietet mehr Kintopp als Logik
"The Fortress"
ARD Degeto/Maipo Film/Viaplay
TV-Kritik/Review: Norwegische Pandemieserie "The Fortress" bedient zu billig Verschwörungstheorien/ARD Degeto/Maipo Film/Viaplay

Wir schreiben das Jahr 2037. Europa ist weitgehend im Chaos versunken. Ganz Europa? Nein, wie eine Insel der Glückseligen liegt mittendrin Norwegen, das sich mit einer Mauer von der Außenwelt abgeschottet hat. Die Regierung des ressourcenreichen Landes unter Führung der Partei Unser Weg fährt einen konsequenten Kurs der Autarkie und Isolation. Dank eigener Gas- und Erdölvorkommen, Fischereigründen und hoch modernen Gewächshäusern geht es der Bevölkerung gut, während draußen vor der Mauer Geflüchtete kampieren, die um Einlass in dieses (vermeintliche) Paradies kämpfen. Doch nur hoch ausgebildete Migranten, die der norwegischen Gesellschaft nutzen, haben eine Chance auf legale Einwanderung. Zur Falle wird die rigorose Abschottungspolitik allerdings, als ein geheimnisvolles Virus ausbricht.

Die Corona-Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen. Nicht nur gesellschaftlich, sondern auch bei der Entwicklung neuer Serienstoffe. Nach  "Sløborn" folgt nun also die nächste Serie mit deutscher Beteiligung, die als mehr oder weniger direkte Metapher auf die politischen Reaktionen auf den COVID-19-Ausbruch verstanden werden kann. In den sieben Episoden der mehrheitlich norwegischen Produktion  "The Fortress", die in der ARD Mediathek und im Ersten startet, gibt es jedenfalls sehr viele Déjà-Vu-Momente, wenn Lockdowns und Ausgangssperren verhängt, Maßnahmen diskutiert und Schuldige gesucht werden. In der Art, wie sie aktuelle politisch-gesellschaftliche Krisen weiterdreht, erinnert sie zudem sehr an eine andere norwegische Serie, die hierzulande erst neulich mit der dritten Staffel in der arte-Mediathek zu Ende geführt wurde:  "Occupied - Die Besatzung".

Die beiden Serien teilen sich auch eine der Hauptdarstellerinnen: Selome Emnetu. Im Russland-besetzt-Norwegen-Drama als engagierte Rechtsanwältin dabei, spielt sie diesmal die Biologin Esther Winter, die bei der staatlichen Lebensmittelbehörde für die Versorgung der Bevölkerung zuständig ist. Eines Tages bricht auf einer Lachszuchtstation eine mysteriöse Fischseuche aus, wenig später wird deren Leiter tot aufgefunden. Kurz darauf werden auch junge NorwegerInnen krank, die sich offenbar auf einer Abifeier gegenseitig angesteckt haben. Die Analyse ihres Blutes bringt die schockierende Diagnose: Es handelt sich um ein Pestvirus. Und bei dem ist die Mortalität bekanntlich bedeutend höher als bei COVID, geht gegen 100 Prozent.

Wird von der Regierungsmitarbeiterin zur Gejagten: Biologin Esther Winter (Selome Emnetu)
Wird von der Regierungsmitarbeiterin zur Gejagten: Biologin Esther Winter (Selome Emnetu) ARD Degeto/Maipo Film/Viaplay

Während die fieberhafte Suche nach einem Impfstoff beginnt und die Stadt Bergen in den kompletten Lockdown inklusive bewaffneter Soldaten an den Ausfallstraßen geschickt wird, hat die Regierung unter Ministerpräsident Grieg Amund Heyerdahl (Tobias Santelmann) schnell eine Gruppe als Sündenböcke ausgemacht: illegale Migranten aus England (Großbritannien ist längst auseinandergefallen) hätten das Virus eingeschleppt. Eine davon war die Ehefrau von Charlie Oldman (Russell Tovey,  "Being Human"), der mit seinem Baby legal einreisen durfte - seine Gattin jedoch wegen eines statistisch erhöhten Krankheitsrisikos nicht. Oldman, der gerade noch von einem besseren Leben im skandinavischen Paradies träumte, wird nun zum Gejagten und zur Schlüsselfigur bei der Suche nach der Wahrheit. Denn nicht nur Esther Winter, sondern auch uns Zusehenden wird sehr schnell klar, dass die Regierung einiges zu verheimlichen hat und die Dinge nicht so einfach liegen, wie es aussieht.

Als naives Mauerblümchen quasi von Außen kommt zu Beginn die talentierte junge Redenschreiberin Ariel Mowinkel (Eili Harboe) neu ins Büro des Ministerpräsidenten, die vorher für den Gesundheitsminister gearbeitet hat. Bei ihr handelt es sich um eine der schwächsten Figuren der Serie, die sich ohnehin nicht gerade durch überzeugende Charakterzeichnung hervortut. Zunächst bekommt sie nichts von dem mit, was an ihrem neuen Arbeitsplatz wirklich abgeht, dann fängt sie völlig unvermittelt eine Affäre mit Heyerdahls resoluter Büroleiterin Ingvild Kamfjord (Rebekka Nystabakk) an. Als sie schließlich erkennt, welche Ziele die in Wahrheit verfolgt, ist es ihr irgendwie egal. Auch die anderen Figuren dienen eher als Schablonen, die für den Fortgang der Geschichte bestimmte Funktionen erfüllen müssen, ohne eigene Individualität zu entwickeln.

Schlüsselfigur im Kampf gegen das Virus: der englische Geflüchtete Charlie Oldman (Russel Tovey)
Schlüsselfigur im Kampf gegen das Virus: der englische Geflüchtete Charlie Oldman (Russel Tovey) ARD Degeto/Maipo Film/Viaplay

Durch den klaren Fokus auf Story vor Figuren, bei dem dann noch alle möglichen gesellschaftlichen Probleme abgearbeitet werden sollen, bleibt von Episode zu Episode auch die Glaubwürdigkeit zunehmend auf der Strecke. Esther Winter etwa wird von der Regierungsangestellten zur Inhaftierten, dann doch wieder zur einzigen Hoffnung beim Entwickeln eines Impfstoffs, steht mal unter Hausarrest, dann wieder doch nicht. Charlie Oldman entkommt nicht etwa nur einem, sondern drei Anschlägen auf sein Leben, meist in letzter Sekunde. Während bei diesen beiden Hauptfiguren wenigstens noch deren DarstellerInnen versuchen, einiges aus ihren Rollen herauszuholen, bleibt etwa der Regierungschef völlig blass. Dabei soll doch gerade dieser Heyerdahl so charismatisch sein, dass er seit Jahren wiedergewählt wird.

Völlig abstrus wird es dann gegen Ende, wenn sich der Ministerpräsident nach langen internen Streits dazu durchgedrungen hat, seinen Kurs zu ändern und doch die WHO um Hilfe anzurufen. Vor der Mauer trifft er sich mit hochrangigen Vertretern der Weltgesundheitsorganisation. Doch statt zu helfen, dreht sich deren Anführer nach einer kurzen Ansprache gleich wieder um. War diese Mitteilung nicht telefonisch oder per Zoom möglich? Und wozu sind die anderen Mitarbeiter mitgereist?

Nach außen hin makellos: Ministerpräsident Heyerdahl (Tobias Santelmann) und seine rechte Hand Ingvild Kamfjord (Rebekka Nystabakk)
Nach außen hin makellos: Ministerpräsident Heyerdahl (Tobias Santelmann) und seine rechte Hand Ingvild Kamfjord (Rebekka Nystabakk) ARD Degeto/Maipo Film/Viaplay

Nach Logik darf man also nicht allzu sehr fragen, dann kann man sich von der recht schnell und multiperspektivisch erzählten Serie durchaus leidlich unterhalten lassen. Dem Qualitätsversprechen, dass man mit skandinavischen Serien in den vergangenen zwei Jahrzehnten seit  "Kommissarin Lund" & Co. verbindet, wird "The Fortress" aber ebenso wenig gerecht wie dem Anspruch, sich ernsthaft mit virulenten politischen Themen wie Migration und Pandemiebekämpfung auseinanderzusetzen. Zudem bedient die Auflösung der Frage, wer denn nun wirklich für den Pestausbruch verantwortlich war, auf zu billige Weise gängige Verschwörungstheorien. Letztlich ist halt doch wieder der Staat an allem schuld.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten ersten Staffel von "The Fortress".

Meine Wertung: 3/5

Alle sieben Folgen stehen ab Freitag, den 12. April in der ARD Mediathek zur Verfügung. Die lineare Ausstrahlung im Ersten erfolgt am 12. April ab 23.50 Uhr mit vier Folgen am Stück sowie eine Nacht später ab 0.35 Uhr mit den drei weiteren Episoden.


 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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Leserkommentare

  • User 1822968 schrieb am 19.04.2024, 12.14 Uhr:
    Outbreak in langweilig.
    Es kommt null Spannung auf. Die Geschichte ist total vorhersehbar und der Soundtrack macht aggressiv.
    Die Story hätte auch in 90 Minuten erzählt werden können.
  • ondit schrieb am 14.04.2024, 04.32 Uhr:
    Ich kann mich der Bewertung des Autors anschließen. Mehr als 3 von 5 würde ich auch nicht vergeben. Habe mir mehr versprochen und erhofft. Ich sehe zur Zeit Colony auf Tele 5 und habe auf ähnlich Spannendes gehofft. Spannung kam für mich aber wenig auf, eher war die Stimmung bedrückend. Bei Sloborn fand ich die 1. Staffel gut, die 2. nur noch mäßig, so wie jetzt Fortress, die 3. habe ich nach der ersten Episode nicht mehr weiter gesehen.
    In America bekommen sie so etwas dann doch besser hin, allein schon die Besetzung und Charakterzeichnung.
  • Chris D schrieb am 15.04.2024, 12.34 Uhr:
    Das stimmt leider. Diese Serie haette in 2 Staffeln aufgeteilt werden muessen. Leider gibt es wieder einmal cliches. Die Hero Wissenschaftlerin, die wie durch ein Wunder eine Kur entwickelt, und ein Character mit dem passenden Antigen. Vieles viel in den Hintergrund, und wurde nicht weiter ausgeweitet. Leider ein viel zu schnelles Ende. Ich kann verstehen, was man versucht hat, hier zu machen. Bei uns in den USA gibt es viele Conspiracy Theoretiker, und auch die Angst vor einer neuen Pandamie ist gross. Ich arbeite im Gesundheitswesen und here mir Jaden Tag die Aengste und Theorien der Patienten an.
    Schade, die Idee der Serie war gut, aber nicht ausgereift.
  • Beitrag entfernt
    Beitrag redaktionell entfernt.