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TV-Kritik/Review: "The Walking Dead: The Ones Who Live": Zombieserien-Spin-Off fühlt sich selbst wie Wiedergänger an

Wiedersehen mit Rick und Michonne
Rick Grimes (Andrew Lincoln) lebt - aber gut geht es ihm erkennbar nicht.
AMC
TV-Kritik/Review: "The Walking Dead: The Ones Who Live": Zombieserien-Spin-Off fühlt sich selbst wie Wiedergänger an/AMC

Im dritten Spin-Off von  "The Walking Dead" (TWD) nach dem Ende der Mutterserie kommt es zum ersehnten Wiedersehen zweier Fan-Favoriten: Rick Grimes (Andrew Lincoln), mit dem das Franchise damals begann, und Katana-Kriegerin Michonne (Danai Gurira), die ab Staffel 3 mit von der Partie war und Ricks Partnerin wurde. Beide Figuren hatten die postapokalyptische AMC-Erfolgsproduktion noch vor dem Serienende verlassen, ihre Darsteller durften bei  "The Walking Dead: The Ones Who Live" nun mehr als nur ein Wörtchen mitreden. Hat sich das Warten auf den Sechsteiler gelohnt?

Zunächst braucht es, zumindest für jene, die sich nicht zu den TWD-Ultras zählen, einen kurzen Reminder, auf welcher Basis diese Miniserie überhaupt startet. Dazu müssen wir in die neunte Staffel der Mutterserie zurückblenden. In Folge 4 hatte Rick Grimes damals seinen letzten Auftritt: Nach der Sprengung einer Brücke, auf die er eine Horde Zombies gelockt hatte, wurde er vom Rest seiner Gefährten für tot gehalten. Eigentlich aber wurde Rick, schwer verletzt, von Jadis/Anne (Pollyanna McIntosh) via Helikopter in die Lüfte entführt - bis dato auf Nimmerwiedersehen.

Danach setzte es in der Serie einen Zeitsprung von ganzen sechs Jahren, und in Folge 13 der zehnten Staffel erhielt Ricks letzte große Liebe dann einen Hinweis darauf, dass der Verschollene doch noch lebt: Auf einer Insel fand Michonne ein Handy, in das ihr eigenes Antlitz und das von Ricks Ziehtochter Judith ebenso hineingekratzt waren wie Ricks eigener Name. Michonne machte sich sofort auf die Suche nach ihm, ließ die Alexandria-Community hinter sich und verschwand aus der Serie. Erst am Ende der finalen Folge von TWD (gesendet im November 2022) sahen wir Rick und Michonne noch einmal wieder: beide auf der Suche, beide am Leben. Und in einer Art Epilog sprachen Judith und R.J., Sohn von Rick und Michonne, dann jene Worte, auf die sich der Titel dieser neuen Miniserie bezieht: We're the ones who live - Wir sind die, die am Leben sind. Eine wichtige Feststellung in einer Welt, die sonst von Toten durchtorkelt wird.

Das Schwert immer griffbereit: Michonne (Danai Gurira) auf ihrer gefahrvollen Reise in Richtung Rick
Das Schwert immer griffbereit: Michonne (Danai Gurira) auf ihrer gefahrvollen Reise in Richtung Rick AMC

Weiterleben als moralische Pflicht, könnte man also sagen, und solange Serienfiguren nicht offiziell gestorben sind, ist ihre Zurückbringung immer möglich. Für ein ausuferndes Franchise wie TWD, das jetzt schon sieben Spin-Offs hervorgebracht hat, gilt dies ohnehin. Schon als Rick in Staffel 9 im Helikopter davonschwebte (manche interpretierten es auch als Andrew Lincolns Flucht vom sinkenden Serien-Schiff), war AMC darum bemüht klarzustellen, dass dies nicht das Ende der Figur sein würde. Damals, vor Corona, träumte man noch von mehreren abendfüllenden Filmen, die rund um die Figur gedreht werden sollten. Daraus sind jetzt sechs Serienepisoden geworden, die nicht nur Rick, sondern auch Michonne, also das beliebteste Power Couple der Serie, ins Zentrum stellen. Ein nachvollziehbarer Move, war doch die nachlassende Popularität der Mutterserie in ihren letzten Staffeln auch damit begründet worden, dass ihr erst Rick, dann Michonne verlustig gegangen waren.

AMC hat die Vorabvergabe der Presse-Sichtungslinks für die ersten drei Episoden mit der Bedingung verknüpft, dass möglichst nichts über den Plot und die dramaturgische Struktur von "The Ones Who Live" preisgegeben werden darf. Ob und vor allem wie Rick und Michonne sich in diesen ersten drei Episoden wiedersehen: sollen wir nicht verraten. Welch drastische Maßnahmen Rick ergreift, um zu seinen Liebenden zurückzukehren: sollen wir nicht verraten. Wann, warum und wie Jadis/Anne im Plot auftaucht: sollen wir nicht verraten. Selbst Ricks gegenwärtige berufliche Funktion: nope! Diese Beschränkungen gehen über selbstverständliche Spoilervermeidungsmaßnahmen deutlich hinaus und machen eine Begründung von Kritik oder Lob anhand von Beispielen aus den Episoden natürlich fast unmöglich.

Was wir aber schreiben dürfen: Die ersten beiden Episoden bringen das Publikum auf den neuesten Stand dessen, was mit Rick und Michonne in der Zwischenzeit geschehen ist. Das Interessante dabei: Was wir sehen, spielt fünf bis sechs Jahre nach dem Brücken-Vorfall aus Staffel 9, also knapp vor bzw. kurz nach dem erwähnten Zeitsprung in TWD und damit offenbar noch während der Ereignisse aus den beiden letzten Staffeln der Mutterserie, definitiv aber vor all dem, was in den anderen beiden Post-TWD-Spin-Offs passiert, in  "Dead City" (mit Maggie und Negan) und  "Daryl Dixon".

Jetzt mit Topfschnitt, aber immer noch undurchdringlich: Janis aka Anne (Pollyanna McIntosh)
Jetzt mit Topfschnitt, aber immer noch undurchdringlich: Janis aka Anne (Pollyanna McIntosh) AMC

Rick wurde damals von einem CRM-Helikopter in die Outskirts von Philadelphia gebracht. Die ehemalige Großstadt beherbergt die sogenannte "Civil Republic", eine geheime Safe Zone, die mit zwei anderen Überlebenden-Festungen (Portland und Omaha) die sogenannte "Alliance of the Three" bildet (symbolisiert durch drei ineinandergeschobene Kreise). Dort drehen sich energiegenerierende Windräder ebenso beständig wie die Rotoren der keineswegs nur heilsbringenden Helikopter: Mit CRM ist das "Civil Republic Military" gemeint, eine hochgerüstete Armee, die deutlich mehr Dreck am Stecken hat als Segensreiches im Schilde führt.

Wer sich die (nicht unbedingt lohnende) Mühe gemacht hat, sich das Young-Adult-Spin-Off von TWD,  "World Beyond", anzugucken, wird bereits deutlich mehr über die Civil Republic und die ambivalente Rolle des CRM wissen als jene, die bei der Mutterserie geblieben sind. In "World Beyond" tauchte auch die ewig enigmatische Jadis/Anne irgendwann wieder auf, die inzwischen als eine Art Stabsfeldwebel in CRM-Diensten wirkt, außerdem ganz kurz die Stimme von  "Lost"-Star Terry O'Quinn in der Rolle des Major General Beale, der in "The Ones Who Live" nun auch im Bild erscheint: weißbärtig, gravitätisch, autoritär und vor allem dubios.

In der Civic Republic gilt das Mantra No Escape for the Living! Das Militär achtet darauf, dass niemand aus der Festungsstadt entkommt. Als Off-Erzähler berichtet Rick davon, wie er immer wieder Fluchtversuche aus diesem riesigen Freiluftgefängnis startete, jedes Mal aber scheiterte. In entsprechend suizidaler Stimmung finden wir den Helden anfangs wieder: graugesichtig, depressiv, am Ende seiner Willenskräfte, von Michonne tagträumend. Teilweise tragen die Szenen die Züge eines Psychodramas. Dass Rick überhaupt noch zu den ones who live gehört, hat er übrigens CRM-Leutnant Okafor (Craig Tate) zu verdanken, der in ihm eine Möglichkeit sieht, das Militär von innen heraus zu verändern.

Michonnes Weg hin zu Rick wird unterdessen genau dort fortgesetzt, wo er in TWD-Folge 10.13 begann: beim Zusammentreffen mit einer Karawane von Überlebenden. Die damals schon eingeführten Bailey (Andrew Bachelor) und Aiden (Breeda Wool) führen sie zur Anführerin der Gruppe, doch schon nach kurzer Mitreise sorgen gravierende Ereignisse dafür, dass Michonne alleine weitermacht. Auch wenn wir's nicht verraten (sollen), dürfte klar sein, dass Michonne nicht erst am Ende der Miniserie mit Rick zusammentreffen wird. Um was es hier nämlich vor allem geht, das ist die Fortsetzung der vielleicht schönsten Liebesgeschichte aus TWD. Und nach den "Was-bisher-geschah"-Manövern der ersten beiden Episoden, vom derzeit vielgehypten Regieduo Bert & Bertie (es drehte zuletzt auch Folgen von  "Silo" und  "Hawkeye") in angemessen grimmige Bilder gepackt, nimmt die eigentliche Story der Miniserie erst an der dritten Episode Fahrt auf - in welche Richtung das führen wird, bleibt fürs Erste abzuwarten.

Bis dato hinterlassen die Episoden einen eher zwiespältiger Eindruck. TWD-Fans werden fraglos schon dadurch entzückt sein, dass das Franchise hier endlich wieder durch zwei seiner absoluten Highlightfiguren aufgewertet wird. Doch jenseits der dadurch ausgeschütteten Glückshormone bleibt in diesen ersten Episoden recht wenig hängen, was so (oder so ähnlich) nicht auch schon in der Mutterserie durchexerziert worden wäre. Natürlich gibt es Zombieattacken, doch wie schon im späteren TWD haben sie jenen Horrorfaktor eingebüßt, über den sie in den Anfangsstaffeln noch verfügt hatten. Es gibt auch einige packende und/oder regelrecht schockierende Sequenzen (zu nennen wären hier eine Helikopterszene am Ende der ersten Folge und eine Chlorgasattacke in Episode 2), die aber erkauft werden mit einem nicht immer eleganten Worldbuilding, das es letztlich auch vermissen lässt, das CRM überzeugend als designierten Antagonisten aufzubauen.

Wenn sich das Civil Republic Military mit auf die Bank setzt: Rick im unbehaglichen Gespräch mit Major Beale (Terry O'Quinn)
Wenn sich das Civil Republic Military mit auf die Bank setzt: Rick im unbehaglichen Gespräch mit Major Beale (Terry O'Quinn) AMC

Einige interessante Nebenfiguren durchkreuzen dabei die Szenen - beim CRM etwa Pearl Thorne (Lesley-Ann Brandt aus  "Lucifer"), die wie Rick vergeblich der Civic Republic zu entfliehen versuchte, oder der kleinwüchsige Ingenieur Nat (Matthew Jeffers aus  "New Amsterdam"), der auf Michonnes Reise mit der Karawane für ein bisschen Comic Relief sorgt. In guter alter TWD-Manier sollte man sein Herz aber nicht allzu sehr an die neu eingeführten Figuren hängen, denn bei der blutigen Entsorgung von Cast-Mitgliedern hält sich die Serie wie üblich kaum zurück.

Anders als die beiden anderen neueren Spin-Offs, in denen bekannte Protagonisten in gänzlich neue Settings verfrachtet wurden, fühlt sich "The Ones Who Live" eher wie eine kurze und verspätete Epilogstaffel zur Mutterserie an - und damit eher wie ein Liebesdienst für Fans von Rick und Michonne, weniger wie eine vollwertige neue Erzählung für ein Publikum, das sich vor allem eine spannende neue Postapokalypse-Serie anzusehen wünscht.

Vierzehn Jahre nach Beginn von TWD (und 21 Jahre nach dem Start der dem Serien-Franchise zugrunde liegenden Comicreihe von Robert Kirkman und Tony Moore) finden Zombie-Apocalypse-Erzählungen dieser Art zudem in einer völlig anderen popkulturellen Umgebung statt -  "The Last of Us" zum Beispiel hat den letzten Staffeln von TWD klar den Rang abgelaufen.

Und selbst wenn Showrunner Scott M. Gimple ("Chief Content Officer" des gesamten Franchise), der den Sechsteiler zusammen mit seinen Stars Lincoln und Gurira konzipierte (und Gurira als Autorin verpflichtete), für die zweite Hälfte der Miniserie noch verblüffende Einfälle haben sollte, lässt das gesamte Unterfangen doch die Ansicht heranreifen, dass AMC langsam mal damit aufhören könnte, seine Erfolgsmarke bis zum Gehtnichtmehr zu melken. The world is so much bigger than we knew, Michonne, sagt Rick einmal. Diese Andeutung einer noch weiteren Ausdehnung der Erzählwelt kann man daher auch als Drohung verstehen.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei Episoden von "The Walking Dead: The Ones Who Live".

Meine Wertung: 3.0/5

Die (zunächst?) sechsteilige Serie "The Walking Dead: The Ones Who Live" wird in Deutschland seit dem 26. Februar mit wöchentlich neuen Episoden bei MagentaTV veröffentlicht.


 

Über den Autor

Gian-Philip Andreas hat Kommunikationswissenschaft studiert und viel Zeit auf diversen Theaterbühnen verbracht. Seit 1997 schreibt er für Print und online vor allem über Film, Theater und Musik. Daneben arbeitet er als Sprecher (fürs Fernsehen) und freier Lektor (für Verlage). Für TV Wunschliste rezensiert er seit 2012 Serien. Die seiner Meinung nach beste jemals gedrehte Episode ist Twin Peaks S02E07 ("Lonely Souls") ­- gefolgt von The Sopranos S03E11 ("Pine Barrens"), The Simpsons S08E23 ("Homer's Enemy"), Mad Men S04E07 ("The Suitcase"), My So-Called Life S01E11 ("Life of Brian") und selbstredend Lindenstraße 507 ("Laufpass").

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Leserkommentare

  • Fettus Maximus schrieb am 13.03.2024, 00.43 Uhr:
    Gehört mit Dixon-Blödsinn in die Tonne.

    Negan in New York hat Potential.
  • Julius W schrieb am 01.03.2024, 17.03 Uhr:
    Ich war gespannt auf dieses Spin-Off - und nach der ersten Episode total ernüchtert. Ich finde dieses Konstrukt mit der „Alliance of the Three“ irgendwie aufgeproft, zumal man das mal alles erst einmal vermittelt und in den Kopf bekommen muss. Leider sind die Zombies sind nur noch Nebenfiguren. Und irgendwie finde ich die Geschichte der "großen Liebe" zw. Rick und Michonne nicht emotional tragend. Zudem ist nachteilig, dass es neue Folgen nur wöchentlich gibt.
    Mir hat von den drei Spin-Offs "TWD Daryl Dixon" am besten gefallen: neue, z. T. ländliche Umgebung (Frankreich und Paris), stimmiges Tempo beim Entwickeln der Geschichte(n), gut dosierte Rückblenden und ein Hauptdarsteller, der anderen Menschen gegenüber etwas emotionaler und aufgeschlossener ist als früher. Der Plot mit dem kleinen Jungen ist allerdings nicht besonders originell - "The last of us" lässt Grüßen.
     "TWD Dead City" fand ich trotz der (brutaleren) Action und der New York Kulisse zunehmend inhaltlich enttäuschender: die uralte Sorge um Familienmitglieder, für die man/frau alles macht, der nicht endende Twist zw. Maggie und Negan und die üblichen Machtkämpfe...
  • Puri schrieb via tvforen.de am 27.02.2024, 10.28 Uhr:
    Nicht dass es mich sonderlich interessiert, aber das ist schonmal ein heftiger Spoiler in der Überschrift.
  • Tupes schrieb via tvforen.de am 27.02.2024, 20.16 Uhr:
    Schlimmer finde ich, dass jede Woche nur eine Folge eingestellt wird.
  • Snake Plissken schrieb via tvforen.de am 27.02.2024, 15.34 Uhr:
    Puri schrieb:
    Nicht dass es mich sonderlich interessiert, aber
    das ist schonmal ein heftiger Spoiler in der
    Überschrift.

    Naja, aber keine wirkliche Überraschung, das war doch eigentlich klar.
    Finde ich jetzt nicht so schlimm gespoilert.
    Snake
  • Flapwazzle schrieb am 27.02.2024, 08.54 Uhr:
    Ich gehöre wahrscheinlich zu den wenigen Leuten, die noch keine einzige Folge von The Walking Dead geschaut haben. Habe ich was verpasst?
  • LeeShaw schrieb am 10.03.2024, 13.29 Uhr:
    doch doch.....war damals ein Effektvoller und Spannender Beginn.Gut
    ausgearbeitete Charaktere und war schon irgendwie ne richtig gute Idee.
    Spoiler!
    Fast ausgestiegen bin ich dann aber beim nervig kleinen Jungen, der
    dauernd seinen Vater ausbremste.Man was habe ich seine deutsche Stimme
    ******.Als Negan dazu kam war ich nach Staffel 7 aber  auch komplett
    raus aus der Serie für die ich damals meine Gründe hatte.