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TV-Kritik/Review: "Walker": Familiendrama statt Action-Kracher
(31.01.2021)
Fast genau zehn Jahre ist es her, seitdem Sam und Dean Winchester in einer Folge von
Wer sich nach den durch Chuck Norris klar abgesteckten moralisierenden Grundsätzen des Originals und seinem Kampfkunst-Inferno sehnt, wird sich schnell wünschen, dass die Neuauflage bei CBS und nicht bei dem kleineren, progressiveren Schwester-Network verwirklicht worden wäre. Wer aber offen ist für ein überraschend liebevoll gezeichnetes Bild einer modernen und doch traditionellen Familie, ihrer Heimat Austin und der gesellschaftlichen Veränderungen, die längst Wirklichkeit geworden sind, bevor sie sich denn endlich mal auf dem Bildschirm widerspiegeln dürfen, der könnte feststellen, dass "Walker" doch so einiges zu bieten hat.
Jared Padaleckis Cordell Walker hat seine Familie im Stich gelassen. Nach dem gewaltsamen Tod seiner Frau Emily Walker (Genevieve Padalecki) war der Texas Ranger erst einmal weg - auf einem monatelangen Undercover-Einsatz. Seine Kinder kamen währenddessen bei ihrem Onkel und bei den Großeltern unter. Doch in dieser Zeit heilten weder Walkers Wunden noch fand er Antworten auf die ungeklärten Fragen, die ihn noch immer umtreiben. Vor allem: Die Zeit blieb nicht stehen. Und als Walker schließlich nach Austin zurückkehrt, hält sich die Freude der Familie in Grenzen.
Seine 16-jährige Tochter Stella (Violet Brinson) macht aus ihrem Zorn auf den Vater keinen Hehl, schließlich hätte sie ihn dringend gebraucht. Ihr Bruder August (Kale Culley) hält sich mit Kritik zwar zurück, ist aber auch längst gut darin geworden, seine Gefühle wegzudrücken und alles selbst mit sich auszumachen. Mutter Abeline (Molly Hagan) übt sanften Druck auf ihren Sohn aus, er solle doch mit seinen Kindern in das kleine Haus am Rande der Ranch ziehen, während Vater Bonham (Mitch Pileggi) sich lieber um die Löcher im Dach des Stalls kümmert als um seinen zurückgekehrten Sohn, dessen Entscheidungen er kaum zu verstehen scheint.
Gegenwind erhält Walker auch von seinem Bruder Liam (Keegan Allen). Der erfolgreiche Staatsanwalt hat während Cordells Abwesenheit allerlei väterliche Pflichten von ihm übernommen - zu viele, wie sein Lebensgefährte Bret (Alex Landi) beklagt. Liam kennt den Alltag und die Gewohnheiten der Sprösslinge längst besser als der Vater und war bereit, dessen Rolle mit überraschender Konsequenz auszufüllen.
Auch der Job bietet Walker nicht länger die Möglichkeit, sich vor einem Großteil seiner Verantwortung zu verstecken. Aus seinem einstigen Partner Larry James (Coby Bell) ist mittlerweile Captain James geworden, ein strenger Vorgesetzter, der nicht länger gewillt ist, lockere Sprüche anstatt handfester Erklärungen durchgehen zu lassen. Schwarzer Hut und Cowboy-Auftreten? Walker kommt damit nicht mehr durch. Seine neue Partnerin ist Micki Ramirez (Lindsey Morgan,
Der größte Vorteil von "Walker" ist seine Figurenkonstellation, ein durchgängig starkes Ensemble und der Mut, die Protagonisten in moralischen Grauzonen anzusiedeln. Diese spiegeln sich, abgesehen von Emilys Tod, nicht in großen Ereignissen, sondern an sehr gut eingefangenen Alltagssituationen. Walker glaubt, sich anzustrengen und glaubt, er sei wirklich zurück, doch er wird stets eines Besseren belehrt: Das mitgebrachte Frühstück - nett, wenn das Frühstück längst vorbei ist. Das alte Haus von früher wieder herrichten? Gute Idee - aber vielleicht sollte man seine Teenager erst einmal fragen, ob sie überhaupt noch dort leben wollen? Auf geht's zum Fußballspiel der Tochter - obwohl die Tochter gar nicht mehr spielen möchte, wie Walker erst von seinem Bruder erfährt.
Walker rechtfertigt seine Abwesenheit trotz Rückkehr mit der Wichtigkeit seines Jobs. Er klammert sich an die Vorstellung, er brauche ihn, um Antworten auf die noch offenen Fragen im Fall seiner getöteten Frau zu finden - obwohl der Täter längst verurteilt wurde. Zudem muss er feststellen, dass ein Gespräch mit seinem Sohn vielleicht schon gereicht hätte, um zumindest eine Antwort zu bekommen. Die Serie spielt mit all diesen familiären Stolperfallen und potentiellen Abgründen auf beeindruckend kurzweilige Art und Weise. So ist man als Zuschauer stets emotional involviert, aber nie deprimiert.
Die Zeichnung der Figuren ist sehr liebevoll und strahlt viel Wärme aus, so wie die texanische Metropole Austin, die hier wunderbar eingefangen wird - und wie Jared Padalecki selbst. Padalecki ist der absolut Richtige für diese Rolle, die sehr viel komplexer angelegt ist als in der Originalserie. Er spielt den lockeren Ranger, der einst als Bad Boy mit optionalen Regeln für Furore sorgte, genauso glaubhaft wie den überforderten Familienvater, der noch nicht verstanden hat, was er eigentlich falsch macht, der aber trotzdem willig ist, sich zum Lernen zu zwingen. Eigentlich ist er verzweifelt und setzt doch immer wieder einen Fuß vor den anderen.
Lindsey Morgan ist als Ramirez der perfekte Gegenpol zu Walker. Von allen Figuren hat sie vielleicht die klarsten Grundsätze - sie möchte einfach nur einen guten Job machen. Auch sie schlägt sich mit einer schwierigen Vergangenheit herum und mit einer Familie, die stets glaubte, die Strafverfolgungsbehörden in den USA arbeiten nur gegen sie, aber nie für sie. Doch lässt sie sich, im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen, von ihrer Vergangenheit nicht beirren und nutzt dies eher als Antrieb. Unsicherer ist sie da schon, wenn es um ihren neuen Freund, den Army-Sanitäter Trey Barnett (Jeff Pierre), geht, dessen Koffer mit jedem Besuch dicker gepackt zu sein scheinen. Manchmal meint man, Ramirez kann es kaum fassen, dass ausgerechnet sie eine gute und liebevolle Beziehung gefunden haben soll. Dementsprechend traut sie dem Frieden nicht.
Morgans Figur ist ein genauso progressiver Ankerpunkt für "Walker" wie ein schwuler, aber dennoch konservativer Staatsanwalt, wie Walkers Ehefrau, die getötet wurde, als sie, mit der Hilfe ihres Mannes, Essen und Trinken für illegale Einwanderer in der Wüste verstecken wollte, und wie die liberale Künstler-Metropole Austin als Handlungsort. Das hier präsentierte Texas ist durch und durch traditionsverbunden, möchte aber trotzdem auf der richtigen Seite der Geschichte stehen. So bleibt The CW seinem progressiven Programmbild als Network-Zuhause des jüngeren Publikums treu. Kombiniert mit einem Figurengeflecht, wo scheinbar jeder nur darum bemüht ist, das Richtige zu tun, befinden wir uns natürlich in einer Fantasiewelt - aber eine, die dennoch mit großer emotionaler Intelligenz ausgefüllt wird und einen angenehmen Gegenpol zu anderer, dystopischer Serienware darstellt.
Für "Supernatural"-Fans gibt es ein Wiedersehen mit Mitch Pileggi, der in dem Dauerbrenner bereits Jared Padaleckis Großvater verkörperte, und Genevieve Padalecki, die dort einst die Dämonin Ruby spielte - und dabei ihren Ehemann kennenlernte. Die Befürchtung, dass hier lediglich Fanservice à la The CW am Werk ist, erfüllt sich nicht. Pileggi ist das perfekte texanische Familienoberhaupt alter Schule und die Chemie der Padaleckis vor der Kamera veranschaulicht allzu deutlich, wie groß der Verlust für Walker und seine Familie sein muss. Ein weiterer Fall von Idealbesetzung.
Und doch: Die Balance zwischen Familiendrama, Ranger-Alltag und Kriminalfällen stimmt in den ersten zwei Folgen noch lange nicht. Gerade zu Beginn ist "Walker" stark damit beschäftigt, so viel Information und so viele neue Figuren auf die Zuschauer loszulassen, dass man sich mitunter leicht desorientiert fühlt. Vielleicht wäre hier ein guter, alter 90-Minüter als Pilot besser gewesen. Sobald man die Charaktere und das Setting aber erst einmal verinnerlicht hat, gibt sich dieses Problem und die zweite Folge ist bereits deutlich besser strukturiert als die erste.
Die Fälle der Texas Rangers ziehen im Gesamtbild eindeutig den Kürzeren. Kartelle, die Heroin in Kreuzen verstecken oder flüchtende Milliardäre sind bislang nicht halb so interessant wie die noch holprige Partnerschaft zwischen Walker und Micki Ramirez oder wie sein ambivalentes Verhältnis zu seinem Ex-Partner Captain James. Man möchte die drei genauso sehr im Zusammenspiel sehen wie Walker mit seiner Familie. Da sind die spärlich eingesetzten Action-Sequenzen und Standard-Krimi-Szenen zwar eine nette Abwechslung. Aber sie sind noch viel zu unverbindlich, um auch nur annähernd den gleichen Eindruck, wie die persönlichen Herausforderungen der Figuren zu hinterlassen. Ein längerer, übergreifender Fall, an dem Walker und Ramirez in mehreren Folgen oder der ganzen Staffel arbeiten können, wäre hier die deutlich bessere Wahl, um dieser dritten Erzählebene der Serie größeres Gewicht zu verleihen.
"Walker" macht Lust auf mehr und bietet für Texas-Fans ein Zuhause, das mit seiner emotionalen Intelligenz manch andere The-CW-Serien um Längen übertrifft. Allerdings muss das Team um Chefautorin Anna Fricke (
Dennoch: "Walker" schafft es trotz einer überlebensgroßen Vorlage und 15 Staffeln Familien-Thematik in "Supernatural" weitgehend, auf eigenen Beinen zu stehen. Eine beachtliche Leistung.
Die erste Staffel von "Walker" läuft seit dem 21. Januar bei The CW. Eine deutsche Heimat ist noch nicht bekannt geworden.
Über den Autor
Leserkommentare
Siemen schrieb am 20.10.2022, 04.12 Uhr:
Jetzt läuft Walker schon solange in den USA. Da fragt man sich doch "wann kommt die Serie endlich nach Deutschland".User 1302421 schrieb am 31.01.2021, 23.13 Uhr:
Ich frage mich, warum so ein langer Text zu einer neuen Serie erscheint, die noch nicht mal ansatzweise einer Starttermin in Deutschland hat.
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