Starmania: Leider Nein

Spontan fragt man sich doch: Was ist das denn wieder für eine ausgefeilte Marketingidee? Die niedersten Instinkte der Menschen ansprechen, indem man ihnen vorführt, dass es da Leute gibt, die noch peinlicher sind als sie und doch tatsächlich so sehr an Selbstüberschätzung leiden, dass sie allen Ernstes zu diesem Casting gingen, in dem Glauben, dass in ihnen ein Superstar schlummern könnte? Dennoch spricht einiges dafür, einer alternativen Lesart dieser DVD durchaus eine Chance einzuräumen, bevor man ihr den Rücken zukehrt.
Schon während der Livesendungen, in denen ein kurzer "Leider-nein"-Clip fester Bestandteil des Abends war, bekam man nie den Eindruck, dass es um einen Verriss ging -- so wie Arabella Kiesbauer die "Leider-Nein"-Kandidaten an- und abmoderierte, bekam man eher das Gefühl, hier ging es darum hervorzuheben, wie viele Menschen sich durch das Casting angesprochen fühlten, wie groß das Interesse landesweit war und wie anspruchsvoll es letztlich auch in dieser Prüfungssituation war, vor einer Jury Können, Aufregung, Musikbegeisterung und Ehrgeiz unter einen Hut zu bringen. Und ganz ehrlich: Hätte unsereiner nicht mit den gleichen Problemen zu kämpfen gehabt wie viele dieser "Leider-nein"-Kandidaten? Wie viele von uns sind gar nicht erst hingegangen, weil sie den Mut nicht aufgebracht haben?
So gibt diese DVD Einblick in die Höhen und Tiefen musikalischer Begeisterung von Laienmusikern und erinnert daran, dass Starmania eine Sendung von Laien für Laien war, was das Spektakel um perfekte Inszenierung und perfekte Show ein kleinwenig menschlicher macht. Im Mittelpunkt der DVD stehen natürlich viele, viele im Fernsehen noch nicht gezeigte Casting-Aufnahmen, des Weiteren diverse Ausrutscher der Casting-Jury. Ob das Zusatzmaterial mit der eigens inszenierten Balaton-Combo, die die Casting-Jury übernimmt, um den wirklichen Superstar zu finden, der Mühe wert war, sei dahingestellt. --Kinga Bogdain