Das war die DDR: Kapitel 4-7

Man könnte es eine "Geschichte des anderen Deutschlands" nennen, was da jetzt mit der Dokumentation Das war die DDR endlich in einem Zweier-DVD-Set erschienen ist. Und ihr Erfolg, der ihr seinerzeit bei der Ausstrahlung im Mitteldeutschen Rundfunk beschieden war, kam nicht von ungefähr: In insgesamt sieben Kapiteln wird hier einfühlsam die Geschichte des zweiten deutschen Staates zwischen 1949 und 1990 erzählt.
Das Entscheidende dabei dürfte sein, dass hier kein Rückblick aus "dem Westen über den Osten" vorgenommen wird, sondern der MDR selbst den Blick in die Vergangenheit schweifen lässt. Man hat hier ganz bewusst nicht die abstrakte und distanzierte Auseinandersetzung mit der politischen Geschichte des sozialistischen Staates auf deutschem Boden gewählt. Stattdessen findet sich der Zugang im persönlichen Blickwinkel ehemaliger Bürger der DDR.
Die Kapitel 4-7 bilden die Fortsetzung des Zweier-DVD-Sets, die wichtige Aspekte des DDR-Staates untersuchen: Der vierte Abschnitt befasst sich intensiv mit der Ära Honecker und dem sozialpolitischen Programm der SED. Hier wird der zentralen Frage nachgegangen, welche Rolle der Bürger im ökonomischen System des Sozialismus spielte und wie sozial die DDR in Wirklichkeit war.
Aber auch der fünfte Abschnitt widmet sich einem nicht weniger interessanten Thema: der Auseinandersetzung zwischen Geist und Macht. Wie begegneten die Mächtigen des Staatsapparates den Vertretern von Kunst und Literatur, dem Spektrum zwischen Becher und Biermann? Mit welchen Schwierigkeiten hatten die Vertreter der "Intelligenz" zu kämpfen?
Zu einer guten Doku über den SED-Staat gehört natürlich auch die Auseinandersetzung mit dem so genannten Schild und Schwert der Partei, dem Ministerium für Staatssicherheit. Die Behörde, die seit ihrer Gründung 1950 das zentrale Herrschaftsinstrument der DDR repräsentierte und nicht nur Geheimpolizei sowie Strafermittlungsbehörde war, offenbarte erst nach der Wende ihr gesamtes Ausmaß. Kapitel sechs zeigt uns damit die Dimension des Bespitzelungsapparates, von dessen Existenz die kilometerlangen Aktenbestände der Gauck-Behörde noch heute zeugen.
Der letzte Teil der großen MDR-Reihe trägt den Titel "Wir sind das Volk" und berichtet vom Ende der DDR, dem Ende, das ihrem größtem Triumph folgte: die De-facto-Anerkennung durch die Bundesrepublik 1987. Noch einmal rollen vor uns die dramatischen Ereignisse des Herbstes 1989 ab: die Großdemos in Leipzig, Berlin und Dresden und die Vollendung der staatlichen Einheit im Oktober 1990.
Wie auch die erste DVD ist dieser zweite Teil der MDR-Serie ein historisches Dokument, das man archivieren sollte. Leider gibt es hier ebenfalls kein weiteres Zusatzmaterial. --Lars Pappert
Kapitel 4-7: - In Fürsorge für das Volk - Geist und Macht - Schild und Schwert - Wir sind das Volk