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Inmitten der Steinwüsten Südarabiens erheben sich, umgeben von grünen Palmengärten, 500 ungewöhnliche und erstaunliche Hochhäuser, die traditionellen Wohnburgen aus Lehm von Shibam. Die ehemals wohlhabende Handelsstadt im Wadi Hadramaut war über Jahrhunderte eine der wichtigsten Karawanenstationen an der Weihrauchstraße. Noch immer wird im Jemen die traditionelle Baukunst gepflegt. Und doch ist unübersehbar, dass seit den 90er Jahren der Einzug von Beton und Zement in Shibam nicht mehr aufzuhalten ist. Immer mehr Familien erscheinen die schmalen Mehrstockhäuser ihrer Altstadt zu eng. Wer es sich leisten kann, baut deshalb ein Haus in der Neustadt, das großzügig ist und aus Materialien besteht, die man für modern und präsentabel hält. Der Film begleitet den alten Baumeister Said Ba Suatain, der in der Altstadtzone von Shibam die Einhaltung des Denkmalschutzes überwacht. Ein besonderes Kennzeichen der Lehmarchitektur im Wadi Hadramaut ist der weiß leuchtende Kalkverputz, der die Häuser vor der Erosion durch Wind und Regen schützt. Die Kalkarbeiter Ali Ahmed und Salem Hamdun zeigen, wie der typische Shibam-Anstrich hergestellt wird: Stundenlang müssen sie mit langen Holzstöcken gebrannte Kalksteinbrocken schlagen, bis diese zu Pulver werden und weiterverarbeitet werden können. Kein Arbeitsschritt der alten Lehmtechnik, der nicht zeitaufwändig wäre: die Bauziegel werden von Hand mit Hilfe einfacher Holzschablonen geformt und müssen mehrere Wochen in der Sonne austrocknen, bevor sie zum Hausbau verwendet werden können. Die Dreharbeiten fanden zur Zeit des islamischen Opferfestes statt, wenn Männer aus der ganzen Umgebung nach Shibam kommen, um den Shabwania zu tanzen, einen alten Kriegstanz, der einst Mut und Tapferkeit im Kampf gegen Feinde und fremde Eindringlinge bringen sollte.
(rbb)
von Stefan Tolz