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Gewaltig jagen die Böen jagen über die See, sie peitschen über das Wasser und türmen es zu hohen Wellen. Es ist kurz vor Mitternacht, als der Seenotkreuzer "Berlin" einen Notruf empfängt. Über den UKW-Sprechfunk ist die gespenstisch knackende Stimme des Havaristen kaum zu vernehmen. Doch bald wird klar, ein manövrierunfähiger Fischkutter mit zwei Mann an Bord braucht dringend Hilfe. Seenotretter Michael Müller verliert keine Zeit, drückt die drei Gashebel durch und fährt "volle Lotte" hinaus in die Finsternis. Die Rettung gelingt. Damit beginnt für den 1. Vormann und seine drei Kollegen das Warten auf den nächsten Einsatz. Die Männer arbeiten für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, die sich ausschließlich über Spenden finanziert und vom Staat keinerlei Hilfen bekommt. Für die nächsten zwei Wochen halten die Männer rund um die Uhr Wache. Nur 26 Quadratmeter Wohnraum stehen den vier Seenotrettern an Bord der "Berlin" zur Verfügung. "Eine Alt-Herren-WG auf See", in der kein Platz für Egoisten und Einzelkämpfer sei, meint der bodenständige Micha, wie ihn alle nennen. Wenn im Sommer die Sportjachten auf der Ostsee unterwegs sind, gibt es manchmal vier Einsätze am Tag für die Retter, im Winter hingegen auch schon mal eine Woche gar keinen. "Am meisten passiert, wenn ein schönes Wochenende vorhergesagt wird, aber es auf einmal zwei Windstärken mehr als erwartet gibt - oder eine Gewitterfront zieht durch. Dann brennt es hier an allen Ecken", erzählt der 1. Vormann. NDR Autor und Kameramann Tim Böhme hat die "modernen Helden" auf der "Berlin" mehrere Wochen lang begleitet und zeigt in dieser Reportage ihren spannenden Alltag.
(NDR)