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Handelsgold-Zigarren aus dem Hause André im ostwestfälischen Bünde. Die zwei Weltkugeln mit der roten Banderole waren ein Symbol für das 'Wir sind wieder wer' nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Traditionshaus ist immer noch Deutschlands grö ßter Zigarrenhersteller, wird heute in siebter Generation von Axel-Georg André geführt und exportiert Zigarren und Zigarillos in 70 Länder. Die wechselvolle Geschichte der Tabakbarone beginnt in Osnabrück. Johann Friedrich Christian André, der Tabakfacharbeiter, macht sich 1817 mit der Herstellung von Rauchtabakwaren selbstständig. Seine Söhne führen das Geschäft später unter dem Namen 'Gebrüder André' fort. Noch ist es ein kleiner Betrieb unter vielen anderen. Das ändert sich jedoch mit dem Umzug nach Bünde im Jahr 1866: Nach anfänglichen Schwierigkeiten etabliert die dritte Generation der Andrés eines der größten Tabakhäuser in der 'deutschen Zigarrenhauptstadt'. 1905 errichtet die Familie die modernste Zigarrenfabrik Bündes, die bis heute Stammsitz des Unternehmens ist. In den 1930er Jahren - inzwischen hat die fünfte Generation das Ruder übernommen - steht das Unternehmen fast vor dem Aus. Denn die Nationalsozialisten verbieten 1933 die maschinelle Zigarrenherstellung, ab jetzt müssen Zigarren wieder mit der Hand gerollt werden - wie im 19. Jahrhundert. Erst ab 1950 kommt die Zigarrenproduktion langsam wieder in Schwung, und auf dem Tiefpunkt der Firmengeschichte hat Walter André die geniale Idee: Er vermarktet das gesamte Sortiment des Unternehmens unter dem Namen 'Handelsgold'. Diese Zigarren werden der Familie André regelrecht aus den Händen gerissen. Doch die Zeiten für einen Tabakwarenhersteller werden in den folgenden Jahrzehnten nicht einfacher. In den 1980er Jahren gibt es erste Werbeverbote und die öffentliche Meinung stellt sich mehr und mehr gegen den blauen Dunst. Trotz anfänglicher Unsicherheit über die Zukunftsperspektiven der Tabakindustrie übernimmt Axel-Georg André im Jahr 2004 in siebter Generation das Familienunternehmen. Sein Motto heißt Internationalisierung, und trotz allgemeiner Rauchverbote setzt auch er weiter auf Wachstumskurs. In der Dokumentation von Karina Voges und Heiko Schäfer gewährt Firmenchef Axel-Georg André erstmals spannende Einblicke in die 200-jährige außergewöhnliche Familien- und Unternehmensgeschichte. Am Beispiel der Andrés zeigt sich besonders deutlich, wie sehr ein Familienunternehmen sich mit einem - inzwischen umstrittenen - Produkt im Wandel der Zeiten verändern muss.
(EinsPlus)