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"Das Publikum. Die Leute, die hier reingehen, das ist das Wertvollste an dem Laden", meint Udo Henning, Betreiber der "Festung" in Traunstein. Hier ist "GEMEINSAM LAUTER" zu Besuch. "Klar, es ist toll: das alte Gewölbe mit dieser Höhle hinten als Veranstaltungsraum. Das ist, glaube ich, ziemlich einmalig in der Gegend." Seit 25 Jahren betreibt Udo schon die Café-Lounge "Festung", und er habe fast nie Ärger mit seinen Gästen gehabt. "Die Festung ist eine Institution in Traunstein", sagt auch DJ Hell, der hier aus der Gegend stammt und schon oft in dem Club aufgelegt hat. Die Bar liegt im Erdgeschoss einer alten Gastwirtschaft, die schon über 200 Jahre in Betrieb sein soll. Sie grenzt direkt an das Felsgestein, auf dem die obere Altstadt Traunsteins steht. Draußen vorgelagert ist ein kleiner Biergarten, innen laden Kerzenleuchter, Bücherregale und ein Kamin dazu ein, es sich gemütlich zu machen. Geht man den Gang nach hinten, steht man auf einmal in einer Höhle im Felsmassiv. Über 400 Bands haben bisher hier gespielt. Seit März 2020 steht die Höhle leer. Die Coronapandemie und der Lockdown machen Udo Henning - wie allen anderen Gastronomen - schwer zu schaffen. Mit seinem Kollegen Christoph Schraufstetter hat er vor der Krise den "Salon Erika" betrieben, der als Technoclub in der Gegend etabliert war. Doch es sieht nicht danach aus, dass der Club wieder aufmachen wird. Denn die Krise ist für die Kultur- und Veranstaltungsorte vor allem in ländlichen Gegenden wie Traunstein fatal. Hier gibt es meist nicht viele Alternativen. "In Traunstein schaut's böse aus", glaubt auch Udo. Der andere Club neben dem "Salon Erika" mache in absehbarer Zeit auch zu. "Und dann hat es hier nichts mehr. Außer hier die Festung." Udo Henning kommt momentan zugute, dass er für einen Aus- und Umbau seines Ladens gespart und vor der Coronapandemie noch eine Finanzierung aufgestellt hat. Damit hält er sich gerade über Wasser. "Ich zahle momentan meine Raten mit dem Kredit ab. Ich kann mir morgen auch noch meine Brötchen kaufen, aber unterm Strich und ehrlich gesagt, lebe ich auf Pump." Kultur- und Musikschaffende trifft die Coronakrise besonders hart - keine Konzerte, keine Liveauftritte, keine Festivals, kaum Einnahmen. Um auf diese existenzbedrohende Situation aufmerksam zu machen und der heimischen Kultur- und Musikszene eine Bühne zu bieten, schließen sich "PULS", BAYERN 3, Bayern 2 und die BR KulturBühne zur Support-Initiative "GEMEINSAM LAUTER" zusammen. Künstlerinnen und Künstler sowie Bands spielen exklusive Live-Sessions in bayerischen Clubs, und heimische DJs tragen die Clubkultur digital in die Wohnzimmer.
(3sat)