Tracks East

Im Südkaukasus, in einer Region, in der die politischen Spielräume immer enger werden, gilt Armenien als letzte Demokratie. In Aserbaidschan herrscht ein autoritäres Regime, Georgien folgt zunehmend russischem Vorbild. Armenien stand lange Zeit selbst näher bei Moskau als bei der EU, versucht nun aber, sich neu zu orientieren. Doch der Weg ist widersprüchlich: Im Juni wurden 16 Geistliche unter dem Vorwurf des Staatsstreichs festgenommen, die Annäherung an die Erzfeinde Aserbaidschan und Türkei spaltet die Gesellschaft, und das Zusammenleben mit den 2023 vertriebenen Menschen aus Karabach ist von Spannungen geprägt. "Tracks East" geht der Frage nach: Welche Chancen bleiben für Demokratie im Südkaukasus - und wie tief sind die Risse in der armenischen Gesellschaft? Ein Blick auf Erinnerungskultur und Gedenken zeigt, wie sehr die Kriege mit dem Nachbarn Aserbaidschan das Land prägen. Porträts gefallener Soldaten an Häuserwänden und Denkmäler in Dörfern halten die Verluste lebendig - für manche ein wichtiger Teil nationaler Identität, für andere eine ständige Erinnerung an Wunden, die nicht heilen können. Auch die Familien von Kriegsgefangenen kämpfen darum, dass ihre Angehörigen nicht vergessen werden. Zugleich stellen sich junge Menschen Fragen nach ihrer Zukunft: bleiben, auswandern oder kämpfen für Reformen? Zwischen Tradition und Wandel, zwischen Friedensverhandlungen und Misstrauen an der Basis zeigt "Tracks East" ein Armenien im Umbruch. Eine Gesellschaft zwischen Hoffnung und Angst - und die Frage: Kann die letzte Demokratie im Südkaukasus bestehen?