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31. Juli 1966: Die deutsche Nationalmannschaft kehrt von der Weltmeisterschaft in England zurück. Trotz der Niederlage im Endspiel gegen England feiern auf dem Frankfurter Römer Tausende das deutsche Team. Aber sie rufen nicht "Deutschland, Deutschland". Sie rufen den Namen ihres Lieblingsspielers: "Uwe, Uwe". "Uns Uwe" ist sein Spitzname. Einer von uns - so hat es eine ganze Generation von Fußball-Fans empfunden. Seeler hat Fußball gearbeitet. Er lag im Schlamm, er schmiss sich in den Schnee und hechtete über den Rasen, so lange es noch eine minimale Chance gab, den Ball zu erreichen. "Er verkörperte die Werte, für die die junge Bundesrepublik stand: ehrliche Arbeit, Einsatz, Fleiß", hat einmal der Ende 2008 verstorbene, langjährige Fußball-Reporter Rudi Michel gesagt . Aber Seeler hat nicht nur gerackert. Er war Artist. Er hat Tore geschossen, wie man sie vorher noch nicht gesehen hatte. Fallrückzieher, Flugkopfbälle: Von Kindesbeinen an hatte Seeler trainiert, den Ball auch dann zielgenau zu treffen, wenn er quer in der Luft lag. "Die Menschen kamen im ganzen Bundesgebiet in die Stadien, um Uwe Seeler zu sehen. Sie wussten, wenn Seeler mitspielt, passiert immer etwas Außergewöhnliches", erinnert sich sein Mitspieler Gerhard Krug, "und auf den Plakaten stand: Zu Gast: Der Hamburger SV mit Uwe Seeler." Lukrative Angebote anderer Vereine hat er ausgeschlagen. Besonders intensiv hatte Inter Mailand 1961 um den deutschen Star geworben: Eine Million Mark sollte es alleine als Prämie für die Vertragsunterschrift geben. "Das Angebot war sensationell," erzählt Seeler. Aber er schickt den Mann, der mit dem Geldkoffer nach Hamburg gekommen war, wieder nach Hause. "Es kam aus dem Bauch heraus. Die wären noch viel höher gegangen mit ihrem Angebot. Aber nach drei Tagen habe ich gesagt: Schluss, aus, ich bin Hamburger und bleibe in Hamburg." Seeler bleibt in Deutschland und ist nun endgültig ein Volksheld. Er wird zum Inbegriff des HSV.. Uwe Seeler wurde bereits mit 17 Jahren Nationalspieler, erzielte 43 Tore in 72 Länderspielen und führte den HSV 1960 zur Deutschen Meisterschaft. Er spielte mit gebrochener Nase und ging auch mit einem Achillessehnenriss nicht vom Platz. Für diese Leistungen wird Uwe Seeler verehrt, mindestens genauso aber für sein Verhalten abseits des Spielfeldes - keine Allüren, keine Eskapaden. Seeler fuhr nie schnelle Autos. Mit seiner Frau hat er im letzten Jahr Goldene Hochzeit gefeiert. Er steht für Bodenständigkeit und hanseatisches Understatement.
(WDR)