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Mitte Juni 1990. Seit einigen Tagen sind die Augen der Welt auf Italien gerichtet. Dort findet die Fußball-Weltmeisterschaft statt und ein gesamtdeutsches Märchen nimmt seinen Lauf: Zum ersten Mal werden Ost und West gemeinsam ein Weltmeisterteam feiern. Unterdessen rollen in der Heimat unzählige schwer bewachte Geldtransporte über die Straßen. Sie sind Teil eines Prozesses, der vier Monate zuvor angestoßen wurde: die Währungsunion. Ein bislang beispielloses Unterfangen, bei dem Horst Grzywatz für die Region Halle die Vorbereitungen leitet. Räumlichkeiten müssen auf Vordermann gebracht und parallel gültige DDR-Geld-Bestände eingesammelt werden. Bundesbanker Grzywatz begleitet die Aktivitäten mit seiner Videokamera und hält die teils kuriosen Ereignisse für die Nachwelt fest. Nicht selten treffen dabei Welten aufeinander. Bis zum großen Tag wird häufig improvisiert und zu unkonventionellen Methoden gegriffen. Mit großer Euphorie stürmen die Menschen am 1. Juli die Banken und anschließend die Kaufhäuser. Die dort erhältlichen bunt verpackten und glänzenden Produkte aus dem Westen versprühen eine ungeheure Anziehungskraft auf die DDR-Bürger, viele Händler profitieren davon ungemein. Auch in Zschopau, wo das Ehepaar Schütze im eigenen Hausflur seit März seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Obst und Gemüse bestreitet, ist die Nachfrage riesig. Bald muss ein neuer Verkaufsraum her. Doch der Ansturm auf die bunte Welt der Westprodukte hat auch ihre Schattenseiten, einheimische Waren werden förmlich überrollt und verschwinden teils von der Bildfläche. So beispielweise im sächsischen Werdau, wo Georg Meusel mit dem "Werdau-Crimmitschauer Wochenblatt" die erste alternative Zeitung Sachsens nach dem Mauerfall gegründet hatte. Da sich die Käufer auch hier zunehmend den bunten Konkurrenzblättern aus dem Westen hingezogen fühlen, muss das enthusiastische Projekt schließlich der Realität seinen Tribut zollen. Große Ziele werden derweil nahe der innerdeutschen Grenze im thüringischen Steinach verfolgt. Dort hat die Firma "Marolin" nicht nur ihren Sitz - sondern nun auch einen neuen Besitzer. Das Unternehmen, das viele Jahre auch über die Landesgrenzen hinaus einen guten Ruf besaß, geht wieder in den Familienbesitz von Walter Greiner und Evelyn Forkel über. Künftig soll auch die zu DDR-Zeiten eingestellte Produktion von Krippenfiguren aus Papiermaché, mit denen das Unternehmen früher große internationale Bekanntheit erlangt hatte, wieder aufgenommen werden. Allerdings fehlt es an der Originalrezeptur für den benötigten Grundstoff. Es kommt immer wieder zu Rückschlägen, bis der Zufall schließlich nachhilft. Weniger Startschwierigkeiten haben dagegen die Verkäufer von Westautomobilen. Die Nachfrage nach frisch gewaschenen und polierten Gebrauchtwagen aus dem Westen ist riesig. Das macht sich Hans-Hubert Sänger in Jena zunutze. Er stampft ein florierendes Gebrauchtwagengeschäft aus dem Boden. Schon bald scheinen die von Helmut Kohl versprochenen blühenden Landschaften für ihn und seine Mitarbeiter in Erfüllung zu gehen. Anders ergeht es hingegen Peter Großer, der aus dem sächsischen Ort Kitzscher stammt. Mit einem Partner aus Mannheim an seiner Seite scheint der kaufmännische Erfolg unendlich, schon bald wähnt er sich am Ziel seiner Träume. Doch dann bricht das Kartenhaus zusammen. Mit Mitte 20 steht er schließlich vor einem riesigen Schuldenberg - im Stich gelassen von seinem westdeutschen Partner.
(mdr)
Länge: ca. 43 min.