Land im Gezeitenstrom

Ostfriesland erstreckt sich westlich der Jade bis hin zur niederländischen Grenze. Davor liegen die Ostfriesischen Inseln wie Wellenbrecher zwischen offener Nordsee und Wattenmeer - für Segler am besten mit dem traditionellen Plattbodenschiff erreichbar. Dies ist das Revier der Muschelfischer. Warum bringen sie aber ihren mehrere Tonnen schweren Fang von ihren Kuttern aus Eisen wieder ins Meer statt nach Hause? Auf Norderney ausgewilderte Seehunde erleben hier zum ersten Mal die Freiheit des Meeres. Im Süden verbindet der Küstenkanal Weser und Ems mit dem Ruhrgebiet. Zwischen Wattenmeer und Kanal liegt ein Land voller Leben und Geschichten: Torfstecher zeigen bei einer Tasse Ostfriesentee, wie vor mehreren Hundert Jahren Brauntorf gewonnen wurde. Ein Mann widmet sein Leben den historischen Orgeln. Hier liegt auch das Saterland, die "kleinste Sprachinsel Europas". Auf der Ems sind unermüdlich die Baggerschiffe im Einsatz, damit die Meyer Werft in Papenburg wieder einen neuen Kreuzfahrtriesen auf dem Fluss zum Meer schicken kann. Gigantische Schiffe im Vergleich zu den alten Torfmutten. Diese plumpen Boote machten die Erschließung der Moore und Sümpfe Ostfrieslands erst möglich. Erst mit ihrer Hilfe konnte das heute weltweit florierende Reedereigeschäft in dieser Gegend beginnen. Schlickschlittenfahren ist eine selten gewordene Fortbewegungsart in dieser Region. Der alte Fischer am Dollart, dem Meerbusen an der Grenze zu den Niederlanden, beherrscht sie noch. Ohne den Schlickschlitten käme er nie zu seinen Fanggründen. Friesische Häuptlinge und friesische Freiheit, Krimis und Ostfriesentee, gewaltige Sturmfluten, Deiche und Küstenschutz, die ewige Wanderung der Inseldünen - all das macht dieses "Land im Gezeitenstrom" so einzigartig.