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Das Bergische Land hat Generationen von reisenden Reportern zu den idyllischsten Kommentaren inspiriert. Ein Fernseh-Kollege drückt sich Mitte der 1960er Jahre so aus: "Wer sich in einer glücklichen Stunde hier her verirrt, der sollte wenigstens eine weitere Stunde dran hängen, um seinem Glück in der Betrachtung dankbar zu sein." WDR-Reporter Christian Dassel drückt sich weniger gewählt aus und sagt begeistert "Geilomat". So ändern sich die Zeiten. Früher war die Gegend zwischen Wuppertal und Engelskirchen als "der bergische Textilstrang" bekannt. Damals hat der Schäfer Günther Sachse noch massenweise Wolle verkauft, die in der Region verarbeitet wurde. Heute schimpft er auf "dat scheiss Synthetikzeugs". Günther Sachse wurde Opfer der Globalisierung. Seinen Schafen bleibt er trotzdem treu. In Hochwald bei Waldbröhl ist er als einer der letzten Wanderschäfer unterwegs. Christian Dassel hat versucht, ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Doch der Mensch in diesen Breiten macht nicht gerne viele Worte. Der Handball-Bundestrainer Heiner Brand kennt das oberbergische Naturell zu Genüge: "Man sagt den Menschen hier eine gewisse Sturheit und Skepsis nach. Das ist eine Mentalität, die mich sehr oft aufregt, aber dann muss ich irgendwann sagen: Du bist auch einer von denen, und dann muss ich es wohl akzeptieren." Das Bergische Land kann aber auch ganz anders: "rheinisch, fröhlisch, hungrisch". Mit einer schnatternden Busladung des Deutschen Hausfrauenbundes hat Christian Dassel eine Bergische Kaffeetafel auf Schloss Burg genossen. Weil man mit vollem Munde aber nicht spricht, hat die Hausfrau Gisela Lützenkirchen allerdings kaum etwas gegessen. Natürlich sind auch die bergischen Sehenswürdigkeiten ein Thema dieser Reportage: die Müngstener Brücke oder die Wuppertaler Schwebebahn ziehen die Menschen seit jeher in ihren Bann. Für die Musikfreunde gibt es Weltklasse-Jazz aus Hückeswagen: Die Brüder Julian und Roman Wasserfuhr sind die Shooting-Stars der deutschen Jazz-Szene. Sie spielen in der ganzen Welt, aber immer wieder kehren sie zurück in die bergische Provinz. In Boston hat man ihnen ein Stipendium angeboten, doch "dann war da dieses Heimweh ...", sagt Julian. "Wir sind halt Landeier," sagt sein Bruder Roman, "und darauf sind wir stolz." In dieser Folge von "Wir sind NRW" zeigt Christian Dassel das Bergische Land in Farbe und schwarz-weiss, trifft Heiner Brand, den "Bergische Jung" Willibert Pauels und Moderator Frank Plasberg und erfährt auf seiner Exkursion all die Höhen und Tiefen, die so typisch sind für diese Gegend. Es ist eine Zeitreise durch Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Nostalgie und Moderne. Doch auch wenn sich viel geändert hat in den vergangenen Jahrzehnten - das Bergische Land ist genauso schön wie eh und je.
(WDR)
Länge: ca. 45 min.