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Schauspielerisches Ausnahmetalent, Objekt sexueller Begierden, politische Aktivistin, Diva, Charakterschauspielerin - Senta Berger ließ sich nie auf eine Identität festlegen und blieb sich dennoch treu. Ob deutsches 50er-Jahre-Kintopp, bombastisches Hollywood-Epos oder ernstes Polit-Kino, immer wusste sie instinktiv, wofür und wogegen sie sich entschied - zuweilen um den Preis des beruflichen Nachteils. Alle Film-Genres hat sie ausprobiert, daneben synchronisiert sie, hält Lesungen, ist Produzentin. Rollen in "Es muss nicht immer Kaviar sein", "Babeck", in Helmut Dietls Fernsehserie "Kir Royal" oder in Michael Verhoevens "Die schnelle Gerdi" haben sie berühmt gemacht. Heute, mit über siebzig, ist sie im deutschsprachigen Kino und Fernsehen präsent wie nie zuvor. Dass sie eine internationale Karriere vorweisen kann, die sie bis nach Hollywood führte, wo sie an der Seite von Kirk Douglas oder Richard Widmark spielte, wissen heute nicht mehr viele. Hierzulande erinnert man sich eher an eine Aktion des Magazins Stern mit dem Titel "Ich habe abgetrieben", an der sie 1971 teilnahm und sich als kämpferische und politisch denkende Frau zu erkennen gab. Geprägt ist sie von den einfachen Wiener Verhältnissen, aus denen sie stammt. Bis heute scheint ihr Erfolg nicht selbstverständlich. Ihr Vater Josef Berger hatte die Musikhochschule besucht, sein Talent jedoch nicht zum Beruf machen können, da er den kleinen elterlichen Handwerksbetrieb übernehmen musste. Er war es, der der jungen Senta die Liebe zur Bühne vorlebte. Die enge Zusammenarbeit mit ihrem Mann, den sie 1963 bei einem gemeinsamen Film kennenlernte, ist eine weitere Seite Senta Bergers. Gemeinsam haben sie mit ihrer kleinen Firma außerordentliche Filme produziert, die sich mit der Nazi-Zeit beschäftigen: "Die Weiße Rose", "Das schreckliche Mädchen" (Oscar-Nominierung 1990) sowie die Dokumentarfilme "Der unbekannte Soldat" und "Menschliches Versagen". Filme, von denen sie sagt, dass sie unendlich viel Kraft gekostet haben, aber ihr und Michael am Herzen lagen. bei den Dreharbeiten zum ARD-Fernsehspiel "In den besten Jahren" und zu Helmut Dietls geheimnisumwitterter Fortsetzung seiner Kult-Serie "Kir Royal", die in Berlin Mitte spielt und in die Senta Berger als gereifte Mona zurückkehrt. Zahlreiche Filmausschnitte zeigen die Bandbreite der Schauspielerin, die Altern als ein Abenteuer begreift und bis heute nichts von ihrer erotischen Ausstrahlung verloren hat. Im Interview äußern sich neben Michael Verhoeven u. a. Schauspielerkollegin Erika Pluhar, Freundin Elke Heidenreich, Regisseurin Isabel Kleefeld und der Theaterregisseur Otto Schenk.
(SWR)
Länge: ca. 45 min.