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Andrej Gainanow ist angespannt. Der Pilot versucht, irgendwo in der unendlichen Eiswüste der sibirischen Tundra eine Rentierherde zu entdecken. Die Orientierung ist schwierig: Flüsse und Wege sind nicht mehr zu erkennen, alles ist eine einzige weiße Fläche. Hinzu kommt, dass die Rentierzüchter fast täglich ihren Standort wechseln. Für sie ist das Zusammentreffen mit Andrej Gainanow die erste Begegnung auf ihrem Marsch zum Eismeer nach einem Monat. Der Hubschrauber bringt Ersatzteile für ein defektes Funkgerät und Post von Sohn Mischa aus dem Internat. Hinter der Jurte sieht man am Horizont eine rote Feuerfackel. Dort verbrennt Erdgas als Abfallprodukt der Erdölförderung ohne Rücksicht auf die Umwelt. Russland liegt inzwischen bei der weltweiten Ölförderung auf Platz eins. Auch Andrej Gainanow hilft bei der Erschließung des reichsten russischen Erdölfeldes zwischen Polarkreis und Eismeer. Das Ölgeschäft bringt Arbeitsplätze, doch es belastet auch die Umwelt, besonders in Westsibirien. Lecks in den Pipelines vergiften die Tundra. Und immer wieder geraten Rentiere in die Nähe der Bohrtürme und erkranken. Obwohl der Job in dem alten Mi-8-Hubschrauber gefährlich und anstrengend ist und schlecht bezahlt wird, kann Andrej Gainanow sich keine andere Arbeit vorstellen. Helden, so sagt man im Norden Russlands, sind nicht jene, die Orden tragen, sondern jene, die in unwirtlichen Gegenden ohne viele Worte für andere da sind.
(arte)