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In Siena kann Sophie ein in seiner Art einzigartiges Ereignis hautnah miterleben: das Pferderennen Palio di Siena, das seit dem Mittelalter die toskanische Stadt zweimal jährlich in Atem hält. Der Wettkampf zwischen den verschiedenen Vierteln Sienas wird mitten in der Innenstadt ausgetragen. Ungeachtet ihrer Sehbehinderung setzt sich Sophie mit der Bedeutung und Schönheit der Farben auseinander, denen in der italienischen Kultur - sowohl auf den mittelalterlichen Standarten des Palio wie auch bei den von Sergio Fusetti restaurierten Giotto-Fresken in Assisi - eine wesentliche Bedeutung zukommt. Mit Hilfe der in Siena tief verwurzelten Margherita und ihrem Mann Alberto, einem Architekten, gelingt es Sophie, die elektrisierte Atmosphäre in den mittelalterlichen Gassen am Vorabend des Palio zu verstehen. Die Menschen singen Kampflieder, Tausende von Teilnehmern aller Generationen essen gemeinsam auf den Plätzen der Stadt, ziehen zum durchdringenden Klang von Glocken und Trommeln in Umzügen durch die Straßen. Schließlich erkennt Sophie, wie der Palio die mittelalterlichen Machtverhältnisse in Siena bis heute widerspiegelt. Die Identität jedes einzelnen der mehr als 50.000 Einwohner Sienas ist noch immer unzertrennlich mit seiner Zugehörigkeit zu einer Contrada, seinem Bezirk, verbunden. Sie kommt zu dem Schluss, dass die unvorstellbare Spannung, die mit dem Pferderennen selbst einhergeht, eine regelrechte kollektive Läuterung darstellt: Die einander für knappe drei Minuten feindselig gegenüberstehenden Stadtteile schützen das ganze restliche Jahr solidarisch ihre Stadt vor jeder Aggression von außen, und dies unerschütterlich seit nahezu tausend Jahren.
(arte)