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Köpenick ist ein Stadtbezirk mit größten Gegensätzen: Ausflugsziel der Sommerfrischler und Wohnort vieler Prominenter - denn überall ist Wasser. Köpenick wurde vor einem guten Jahrhundert weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt - als der recht einfältige und erfolglose Berufskriminelle Wilhelm Voigt sich als Hauptmann kostümiert der Stadtkasse bemächtigte. Er selbst kam nicht weit - doch die Kunde von den arglosen Köpenickern, die in ihrer Obrigkeitshörigkeit einer Uniform auf den Leim gingen, amüsierte die ganze Welt. Hinter der dröhnenden Hauptverkehrsstraße, die an der Altstadt vorbeiführt, ist das Schloss eine Oase der Ruhe. Königliche Residenz wurde es nicht mehr. Stattdessen war es mal Witwensitz, Waffendepot, Gefängnis, Lehrerseminar und wäre in der jungen DDR beinahe ein NVA-Museum geworden - bis 1963 ein damals blutjunger Museumsdirektor (Dr. Günter Schade) eigenmächtig in einem Handstreich beschloss, das Kunstgewerbemuseum hier zu errichten. Und das ist es bis heute. Großstadtrand und gleichzeitig Dorf, konservativ und doch unheimlich wandlungsfähig und vor allem liegt es am Wasser. Und gerade deswegen war der Stadtteil auch eine perfekte Industrieregion. Zumindest bis vor einigen Jahrzehnten. Köpenick war die Waschküche Berlins, hier wurden riesige Kabel und ostdeutsche Fernseher hergestellt. Heute bevölkern Lebenskünstler die alten Fabriken. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird Köpenick zur Industrieregion - und Wilhelm Spindler zum Millionär. Die Gegend gegenüber der Köpenicker Altstadt heißt seitdem Spindlersfeld. Spindler lässt hier neben seiner Großwäscherei auch eine Arbeitersiedlung bauen. Aber Spindler hat nicht nur die Industrielandschaft geprägt. Ohne ihn gäbe es die so berühmte Regattastrecke gar nicht - denn allen, die mit ihren Händen arbeiteten, war es damals streng verboten, Rudersport zu betreiben. Nur bei Spindler nicht. Spindlers Waschküche ist heute eine Industrieruine. Einige Gebäude wurden abgerissen, andere unter Denkmalschutz gestellt. Wenn sich Investoren finden, sollen Gewerbe und Stadtvillen untergebracht werden: die Spindler-Towers mit Spreelofts direkt am Wasser. Filmautor Dennis Wagner besucht einen Fischer, der noch immer von den kurfürstlichen Fischereirechten lebt, und das Schloss, auf dem der Jugendfreund des Kronprinzen Friedrich zum Tode verurteilt werden sollte. Dennis Wagner fährt mit dem Entertainer Wolfgang Lippert über den Müggelsee und erzählt die Geschichten von Menschen, die hier leben, gelebt haben - und die hier vielleicht einmal leben werden. Wolfgang Lippert ist in dieser Gegend groß geworden. Sein Opa war Bierkutscher für die Brauerei in Friedrichshagen, sein Vater Orchesterleiter Im Kabelwerk. Schon lange bevor Lippi als Moderator und Musiker ein Star wurde, besaß er ein Boot. Es war immer das Wasser, das ihn anzog - und das Wasser ist sozusagen auch der Ursprung von Köpenick.
(SWR)
Länge: ca. 45 min.