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Es ist der 23. Juli 1908. Eine schöne, junge Frau begibt sich punkt halb sieben auf ihren letzten Weg. Im Hof des Landgerichtsgebäudes im sächsischen Freiberg stehen dicht gedrängt hunderte Schaulustige, sie versuchen im unbewegten Gesicht der 22-Jährigen abzulesen, was sie bewegt - nur noch wenige Schritte vom Tod entfernt. Drei Minuten später ist alles vorbei. Das Messer der Guillotine war hinabgerauscht, Landesscharfrichter Brand hatte seine Arbeit getan. Grete Beier war tot. Die junge Frau hatte für einen Mord büßen müssen. Freilich nicht für irgendeinen - für einen zutiefst leidenschaftlichen Mord: Der Mann, den sie liebte, war nicht der Mann, den sie heiraten sollte. Der Fall der Grete Beier löste sofort nach Vollstreckung des gnadenlosen Urteils einen ungeheuren öffentlichen Wirbel um Moral, Schuld und Sühne aus.
(mdr)