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Alkohol ist gefährlicher, aber Cannabis ist verboten. Trotzdem kiffen bis zu vier Millionen Deutsche regelmäßig. Während ein Land nach dem anderen legalisiert, landen Kiffer bei uns vor Gericht. Welche Folgen hat unsere Drogenpolitik? Im Strafjustizzentrum München findet der NSU Prozess statt, es wird wegen Mord oder Totschlag verhandelt. Aber an einem ganz normalen Tag landet man hier auch wegen eines halben Joints. So wie Dennis (Name von der Redaktion geändert). An einem kalten Vormittag im Februar wartet Dennis mit zwei Kumpels vor dem Gerichtssaal auf sein Verfahren. Sie machen Witze, und Dennis schüttelt immer wieder mit dem Kopf: "Ein halber Joint ist doch gar nichts. Ich wollte einfach Spaß haben. Woher soll ich wissen, dass da auf einmal ein Polizist kommt?" Vor Gericht erklärt ein Vertreter der Staatsanwaltschaft, was alle wissen, aber viele nicht so ernst nehmen: Der Besitz von Cannabis ist in Deutschland nicht erlaubt. Wer trotzdem mit Cannabis erwischt wird, kann eine Geldstrafe oder bis zu fünf Jahren Gefängnis bekommen. Theoretisch. Zum Ärger von Strafrechts-Professor Lorenz Böllinger: 'Bayern ist übereifrig bei der Verfolgung, da werden Jugendliche kriminalisiert. Die verlieren ihren Führerschein, ihre Lebenschancen werden massiv eingeschränkt'. Seitdem in vielen US-Bundesstaaten Cannabis legalisiert wurde, gibt es immer mehr Stimmen, die eine Freigabe von Cannabis fordern. Die Grünen bringen einen Gesetzesentwurf in den Bundestag und fordern registrierte Hanf-Läden in Deutschland - jeder Volljährige soll sich dort Gras kaufen können. Mit dem Entwurf werden sie sicher nicht durchkommen. Marlene Mortler, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, hält eine Legalisierung für ein 'falsches Signal'. Cannabis schadet der Gesundheit und sei gefährlich, deswegen muss es verboten bleiben. Aber selbst Legalisierungsbefürworter bestreiten nicht, dass Cannabis schädlich sein kann. Gerade weil es gefährlich ist, würde eine Legalisierung für eine bessere Kontrolle sorgen. 'Der Dealer fragt nicht nach dem Ausweis, und da kriegt man auch das harte Zeug', meint Cem Özdemir im PULS-Interview. Sogar auf Seiten der Polizei ist man von den vielen Cannabis-Verfahren genervt. 'Es wäre besser, den Konsum geringer Mengen von Cannabis nicht mehr verfolgen zu müssen - um sinnlose Bürokratie zu vermeiden', sagt Rainer Wendt von der Deutschen Polizeigewerkschaft. Dennis hört das sicher gerne, aber für ihn kommt das zu spät.
(einsfestival)
Länge: ca. 30 min.