Der stillgelegte Badische Rangierbahnhof in Basel ist ein einzigartiger Lebensraum, der seltenen Arten ein Zuhause bietet. Doch nun ist das Schutzgebiet bedroht. Bei seinem Bau war der Bahnhof ein industrieller Fremdkörper auf der grünen Wiese. Doch während die Kulturlandschaft rund um ihn herum dem Wachstum der Stadt zum Opfer fiel, wurde der stillgelegte Bahnhof von der Natur zurückerobert. Heute ist der alte Rangierbahnhof einer der größten und artenreichsten Trockenstandorte im Schweizer Mittelland. Der Bahnhof diente als Rettungsanker für zahlreiche seltene Arten wie die Blauflügelige Ödlandschrecke, die Rheinische Flockenblume oder den Alexis-Bläuling. Doch nun soll dieses Schutzgebiet mit einem großen Containerterminal für Schiff, Schiene und Straße überbaut werden, dem "Gateway Basel Nord". Das Gateway soll den Containerverkehr von der Straße auf den Rhein und die Schiene verlagern. Er soll dazu beitragen, dass die Schweiz und Europa ihren Klimazielen näherkommen. Das Projekt steht exemplarisch für eine Vielzahl großer Bauprojekte, die derzeit im Namen der Energiewende geplant sind. Die Dokumentation "Bahnhof der Schmetterlinge" beleuchtet das Seilziehen um den alten Rangierbahnhof als Präzedenzfall für den Umgang mit der Energiewende und mit gefährdeten Lebensräumen. Sie zeigt auf, dass Lebensräume und menschgemachte Infrastruktur erstaunlich ähnlich funktionieren: als dynamische Wegnetze, die engmaschig verwoben sein können, mit Ausweichmöglichkeiten und Reserven. Oder auch dünn, eingleisig, unstet und brüchig. Ist ein Gebiet, das die Natur zurückerobert hat, weniger schützenswert als ein "natürlicher" Lebensraum? Und soll ein Schutzgebiet von nationaler Bedeutung überhaupt aufgehoben werden dürfen? Immer öfter werden bei großen Infrastrukturprojekten Klimaschutz und Naturschutz gegeneinander ausgespielt. Der Film stellt den alten Bahnhof und das Infrastrukturprojekt, das dort geplant ist, in einen größeren Zusammenhang mit den Konsumgewohnheiten und dem Verständnis von Natur und Kultur. Er lässt alle Beteiligten zu Wort kommen und gibt dabei erstmals auch den gefährdeten Arten auf dem Areal ein Gesicht und eine Stimme.
(3sat)
Länge: ca. 50 min.
Deutsche Streaming-Premiere: 15.01.2024 (ARD Mediathek)
Deutsche TV-Premiere: 18.01.2024 (3sat)
Cast & Crew
- Regie: Daniel Ballmer, Martin Schilt
- Drehbuch: Martin Schilt, Daniel Ballmer
- Produktion: Belinda Sallin, Martin Schilt, Dominik Hofmann, Lucky Film, SRF
- Produktionsauftrag: SRF
- Produktionsfirma: tvision
- Musik: Olivier Truan
- Kamera: Sergio Cassini
- Schnitt: Marina Wernli