Ein Mann, der schon bessere Tage gesehen hat, der einmal eine traurige Berühmtheit war, geht mit einem merkwürdigen Schicksal hausieren, lebt davon, in immer kleiner werdenden Sälen dem immer spärlicher werdenden Publikum seine Lebensgeschichte zu erzählen. Er war ein ganz normaler, ganz typischer, hoffnungsvoller Amerikaner gewesen, glücklich verheiratet, beruflich erfolgreich, alle Aufstiegschancen auf der sozialen Leiter offen - bis er eines Tages an seinem Rücken, zwischen den Schulterblättern, einen kleinen Knubbel entdeckte. Der Knubbel wuchs sich aus, entpuppte sich als ein dritter Arm. Die Freunde und Berater, die sich in einer solchen Situation immer einstellen, schlugen vor, die Monstrosität im großen Stil auszuschlachten und nahmen auch alles in die Hand. Die Audienzen und Pressekonferenzen, die Fernseh- und Filmauftritte häuften und überstürzten sich. Der Mann genoss es, im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses zu stehen, die Massenhysterie, die vermeintliche Begeisterung taten ihm gut. Dass er sich dabei auch seelisch veränderte, aus dem physischen nun auch ein psychisches Monstrum wurde, die echten Freunde sich zurückzogen, die Ehe in die Brüche ging, nahm er in Kauf, er war ja ganz oben - und auf dem Gipfel ist man bekanntlich immer allein. Doch so unvermutet, wie er gewachsen war, so plötzlich bildete sich der dritte Arm wieder zurück. Inzwischen ist er ganz verschwunden. Der Mann, der da seinen Vortrag zu halten versucht, kann nur noch berichten, wie es gewesen war. Ihm bleibt der Scherbenhaufen, der Alkohol und die Nervenkrise, seine Verwirrtheit, das Schwanken zwischen maßloser Selbstüberschätzung und penetrantem Selbstmitleid.
(ZDFtheaterkanal)
Torturmtheater Sommerhausen, 1986
Länge: ca. 60 min.
Deutsche TV-Premiere: 06.04.1986 (ZDF)
Cast & Crew
- Regie: Thomas Land
- Szenenbild und Inszenierung: Veit Relin