Deutsche TV-Premiere: 13.06.2007 (Das Erste)
Länge: ca. 55 min.
Nach der Ausstrahlung des Films "Submission" über die Unterdrückung der Frau durch den Islam erhielt der Regisseur Theo van Gogh in wachsendem Maß Morddrohungen. Am 2. November 2004 wurde er gegen neun Uhr in der Amsterdamer Linnaeusstraat ermordet - eine öffentliche Hinrichtung. Ein ganzes Land steht unter Schock, bis heute. Van Gogh war mit dem Fahrrad unterwegs zu seinem Büro, als ihn ein Mann auf einem Fahrrad einholt und sofort auf ihn zu schießen beginnt. Van Gogh versucht noch, auf die andere Straßenseite zu flüchten. Er fleht den Mörder noch an, ihn zu verschonen, aber der Mann schießt weiter. Dann schneidet ihm der Attentäter die Kehle durch und heftet mit einem Messer ein fünfseitiges Bekennerschreiben an den Körper. Nach der Tat flüchtet der Täter. Später wird er von der Polizei nach einem Schusswechsel verletzt festgenommen. Der Attentäter ist der zum Tatzeitpunkt 26 Jahre alte Amsterdamer marokkanischer Herkunft Mohammed Bouyeri, der in den Niederlanden geboren wurde und aufgewachsen ist. Er besitzt die marokkanische und die niederländische Staatsbürgerschaft und galt als gut integriert. War es also ein überraschender Amoklauf, die tragische Tat eines psychisch gestörten jungen Mannes? Esther Schapira und Kamil Taylan schildern in ihrem Dokumentarfilm die Hintergründe dieser öffentlichen Hinrichtung. Sie gehen den Spuren des Mörders nach und finden heraus, dass es sich bei Mohammed Bouyeri keineswegs um einen Einzeltäter handelt, sondern dass er einer unter Beobachtung des niederländischen Geheimdienstes stehenden Terroristenzelle angehörte. Bouyeri hatte Kontakte bis in die oberen Ebenen der Al Quaida. Die Filmautoren zeigen aber auch, dass der Mord an van Gogh eigentlich einer jungen und engagierten holländischen Abgeordneten galt, Aiaan Hirsi Ali, einer Frauenrechtlerin aus Somalia, die mit van Gogh zusammen den Film "Submission" entwickelt hatte. Aiaan Hirsi Ali warnt in "Der Tag, als Theo van Gogh ermordet wurde" vor der Politik der Verharmlosung der islamistischen Gefahr und ruft zur Verteidigung der Demokratie auf. Mit Theo van Gogh wurde nicht nur ein umstrittener Filmemacher ermordet, sondern auch der Freiheit des offenen Wortes der heilige Krieg erklärt. "Ein Mord wie der an Theo", sagt einer seiner besten Freunde im Film, "ist wirkungsvoller als jeder große Anschlag mit 200 Toten. Dieser eine Anschlag hat das Leben sofort verändert, denn jetzt traut sich keiner mehr so offen seine Meinung zu sagen wie früher". "Der Tag, als Theo van Gogh ermordet wurde" ist eine beklemmende Dokumentation über die erschreckende internationale Vernetzung des Terrors, die gefährliche Abgrenzung junger Muslime von ihrem Heimatland, in dem sie sich nicht zu Hause fühlen, und die zunehmende Angst, die Menschen verstummen und die Gefahr herunterspielen lässt. "Der Tag als Theo van Gogh ermordet wurde" spielt in Holland, aber das ist Zufall, denn er hätte überall in Europa spielen können. Dieser Film geht alle an. - Die Dokumentation wurde mit dem höchsten europäischen Filmpreis, dem Prix Europa 2007, ausgezeichnet.
(hr-fernsehen)