Und es ist eine außergewöhnliche Schau! Die Männer, in smarte Anzüge aus den 50er Jahren gewandet, sehen aus, als seien sie einem "Al Capone"-Film entstiegen. Im kahlen Keller ihrer Wohnheime treten die Zulu-Model nacheinander vor dem dicht gedrängten Publikum auf, drehen Pirouetten und wollen mit ihren Posen und Anzügen die unparteiischen Schiedsrichter bestechen. Und so beginnt an jedem Wochenende die Metamorphose der Swankas. In ihrer Sehnsucht nach feinen Dreiteilern drückt sich vor allem der Wunsch aus der Armut ihres Lebens für ein paar Stunden entfliehen zu können. Minenarbeiter werden auf einmal zu glamourösen Stars, Obdachlose zu Dressmen. Entstanden ist diese Kunstform in Kwa-Zulu Natal - dort, wo sich Männerchöre schon seit langem im Acapella-Gesang üben. Südafrika-Korrespondent Stefan Schaaf hat die Swankas über Monate begleitet, zeigt die Realität ihres Lebens - als Bauarbeiter, als Minenarbeiter unter Tage, als Obdachlose in der Innenstadt von Johannesburg. Er reiste mit ihnen in ihre Heimat ins ländliche Natal und lässt sie vor allem selbst zu Wort kommen. Dann erzählen sie von ihrem Leben, ihrer Armut, aber auch von ihren Hoffnungen und Träumen. In ihren Nostalgieshows wirken die männlichen Zulu wie eitle Pfauen. Doch mit ihren Auftritten versuchen die entwurzelten Wanderarbeiter ein Stück ihrer Identität zu bewahren - darin liegt der wahre Zauber der Swankas. Sie beweisen die wahrhafte Kunst Afrikas und der Afrikaner, sich in einer armseligen Umgebung die Welt neu zu erfinden; sie zeigen die Fähigkeit, trotz widrigster Lebensumstände den Optimismus zu bewahren. Insofern berichtet der Film nicht nur über eine unorthodoxe und äußerst visuelle Modenschau, sondern er stellt gleichzeitig auch die Frage nach der Identität Afrikas - zerrissen zwischen Tradition und Moderne, immer auf der Suche nach einem besseren Leben. Das sind die Traumtänzer von Südafrika.
(Phoenix)
Länge: ca. 30 min.
Deutsche TV-Premiere: 23.03.2003 (Das Erste)
gezeigt bei: Weltreisen (D, 1993)
Cast & Crew
- Drehbuch: Stefan Schaaf