Paris, 16. Juli 1942: Der junge Paul erfährt von Kommilitonen von einer geplanten Razzia im Viertel Saint-Paul in Paris. Polizisten aus der Provinz werden in Stadtbussen hergebracht, um alle Juden, die dort wohnen, festzunehmen und zunächst im Wintervelodrom zu internieren. Der idealistische Student Paul mit Sympathien für die Kommunisten will so viele Leben wie möglich retten; da er kein Jude ist, kann er sich frei bewegen und streift den ganzen Tag durch das Viertel, in dem an jeder Ecke Polizisten lauern. Flüsternd spricht er jüdische Mitbürger an, in der Metro, auf der Straße. Er versucht, sie zu überzeugen, ihren Stern zu lösen und mit ihm wegzulaufen. Er könnte eine Frau und ihr Kind aus dem Viertel schleusen, doch ein weiteres Mal schlägt ihm Unglauben entgegen. Die Nichtjuden, Augenzeugen erschütternder Abschiedsszenen, schimpfen leise, verfluchen die Nazis und die französische Kollaboration andere haben nichts Besseres zu tun, als gleich den Hausstand der Deportierten mitgehen zu lassen. Entmutigt trifft Paul schließlich auf Jeanne, deren so gar nicht jüdischen Namen er erst ganz am Ende des Films erfahren wird. Doch auch sie muss er erst überzeugen, mit ihm zu fliehen und ihre jüdische Familie im Stich zu lassen. Augenzeuge Roger Boussinot verewigte seine Erlebnisse, die als "Razzia des Wintervelodroms" in die Geschichte der Judenverfolgung eingingen, in seinem Roman "Les Guichets du Louvre", der 1974 verfilmt wurde. Die Razzia fand am 16. und 17. Juli 1942 statt; die Massenfestnahme durch die französische Polizei führte Tausende Juden in die Konzentrationslager Osteuropas.
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Der französische Filmemacher mit bulgarischen Wurzeln Michel Mitrani (1930-1996) begann seine Karriere mit filmischen Adaptionen von Samuel Beckett, Jean-Paul Sartre, Marguerite Duras und Eugène Ionesco. Mit der Romanverfilmung von Roger Boussinots "Die Verfolgten" wurde Mitrani einem größeren Publikum bekannt. Christine Pascal wurde in Bertrand Taverniers Film "Der Uhrmacher von St. Paul" (1974) entdeckt. Später führte sie auch selbst Regie. 1996 beging die erst 42-Jährige Suizid.
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Länge: ca. 92 min.
Original-Kinostart: 28.08.1974 (F)
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Michel Mitrani
- Drehbuch: Michel Mitrani, Albert Cossery
- Produktion: Roger Fleytoux, Carol Weisweiller, Saga, Les Films du Limon, Office de Radiodiffusion Télévision Française
- Produktionsfirma: Les Films du Parnasse
- Musik: Mort Shuman
- Kamera: Jean Tournier
- Schnitt: Ziva Postec