"Mein Vater hat mich mit einer Schnur an sich gebunden, damit ich nicht verloren gehe." Das sagt Bela Koreny, der vor über 60 Jahren mit seinen Eltern aus Ungarn nach Österreich geflohen ist. Eine Demonstration von Studierenden in Budapest löst am 23. Oktober 1956 eine dramatische Revolte gegen ein kommunistisches System der Unterdrückung und Bevormundung aus. Es kommt zu einer frühen Machtprobe im Kalten Krieg. Als die Sowjetarmee den Aufstand am 4. November niederschlägt, verlassen 180.000 bis 200.000 Menschen ihre Heimat in Richtung Westen. Das Nachbarland Österreich, das erst im Jahr zuvor mit dem Staatsvertrag und dem Abzug der russischen Soldaten seine Souveränität gefestigt hat, wird von einer großen Fluchtbewegung erreicht und muss zwischen humanitären und politischen Herausforderungen eine Willkommenskultur entwickeln und bewahren. In der Dokumentation kommen Menschen zu Wort, die 1956 die Flucht ergriffen und sich in Österreich beheimatet haben. Der Pianist und Komponist Béla Koreny wird als Gründer der Broadway-Bar zu einem Initiator des Wiener Musiklebens. Vilmos Vécsei, der mit seinen drei Geschwistern aus Sopron flieht, studiert Medizin und wird zum Chef der Unfallchirurgie am Wiener AKH. Der Journalist Paul Lendvai, der in Ungarn mit Berufsverbot belegt ist, startet in Österreich eine Karriere als Außenpolitikexperte mit einem stets kritisch-wachsamen Auge für ungarische Entwicklungen. Aber auch die Helfenden steuern Erfahrungswerte bei: Eleonore Trentini, die mit Ungarnflüchtlingen ihre Kindheit und ihre Wohnung teilt oder Altbundespräsident Heinz Fischer, der im Flüchtlingslager Traiskirchen als Tellerwäscher gearbeitet hat. Sie alle berichten von ihren Erfahrungen aus dieser bewegten Zeit.
(ORF)
gezeigt bei: zeit.geschichte (A, 2011)
Cast & Crew
- Regie: Andreas Pfeifer