In Gabis Leben hat sich eine zähe Leere eingeschlichen. Ihr Ehemann betrügt sie, doch sie regt sich nicht einmal mehr auf. Ihre Schwester ist hochschwanger und gestresst. Statt Zeit für Gabi zu haben, drückt sie ihr ständig Aufgaben auf. Zu allem Überfluss übernimmt Gabi, nach einem Rohrbruch im Altersheim, auch noch die Pflege ihres senilen Papas. Einzig in ihrem Job als Fliesenlegerin gibt es jemanden, der sie beachtet, der sie anschaut und mit ihr redet, ja fast schon in übertriebenem Maße. Es ist ihr Azubi Marco. Marco schafft es nicht, sich von seiner untreuen Freundin zu trennen. Deshalb hat er beschlossen in den Arbeitspausen das Schlussmachen zu proben: mit Gabi in der Rolle seiner Freundin. Auf diese Weise kommt es ebenso zu Wutausbrüchen wie Zärtlichkeiten zwischen Marco und der Figur, die Gabi spielt. Auch wenn Gabi anfangs wenig begeistert von der Idee des Probens ist, findet sie nach und nach Gefallen daran, das Alltägliche zu inszenieren. In manchen Momenten wirkt es fast, als könne sie dem Alltäglichen durch das Spiel seine erdrückende Unveränderbarkeit nehmen. So macht sich Gabi immer mehr auf die Suche nach ihrer eigenen Emotionalität. Sie probiert verschiedene Gefühlslagen aus, verschiedene Gabis: die Gabi, die sich nie beschwert, die Gabi, die weint, die Gabi, die nur noch schweigt. Doch was anfangs noch wie eine Öffnung Gabis anmutet, entwickelt sich mehr und mehr zu einem Akt der inszenatorischen Entfremdung von sich selbst... "Gabi" feierte seine Premiere auf der Berlinale 2017 und gewann im selben Jahr den Deutschen Kurzfilmpreis.
(rbb)
Länge: ca. 28 min.
Deutsche TV-Premiere: 15.02.2018 (rbb)
gezeigt bei: Grafters (GB, 1998)
Cast & Crew
- Regie: Chang Yoon-Hyun
- Drehbuch: Kim Eun-jung
- Buchvorlage: Kim Tak-hwan
- Produktion: Jung Tae-woon, Choe Jun-yeong, Lee Je-hyeon
- Musik: Won Il
- Kamera: Oh Hyun-je
- Schnitt: Nam Na-yeong