Deutsche TV-Premiere: 13.08.2019 (arte)
Was passiert, wenn einem etwas weggenommen wird, das man als sein Eigentum ansieht? Filmemacher Andreas Geiger hat in einer humorvollen Provinzposse seine eigene Geschichte verfilmt: In seinem schwäbischen Heimatort Donzdorf bei Göppingen hat er eine Wiese mit einer Hütte am Waldrand geerbt. Es stellt sich heraus, dass die Hälfte der Hütte auf dem Grundstück des Nachbarn steht – durch einen Rechenfehler des Großvaters beim Hüttenbau. Der nun folgende Rechtsstreit zwischen der Familie Geiger und dem Besitzer des Nachbargrundstücks wird zum Politikum in der Kleinstadt. Humorvoll und persönlich erzählt der Film von einem skurrilen Grenzstreit auf dem Land, zu sehen am Donnerstag, 15. August, um 22:45 Uhr im SWR Fernsehen. Ein Familienerbe wird zum scheinbar unlösbaren Problem Geiger bemüht sich um eine Lösung des Hüttenproblems außerhalb des Gerichts. Die Hütte ist eng mit der Geschichte seiner Familie verbunden und hat für ihn daher einen hohen emotionalen Wert. Doch weder ihm persönlich noch sämtlichen gesellschaftlichen Institutionen – sei es das Bauamt, das Bürgermeisteramt, der Stammtisch oder die Kirche – gelingt es, eine Lösung zum Erhalt der Hütte zu finden. Am Ende droht der Abriss, doch Geiger kämpft weiter. Donzdorf – ein persönliches Fallbeispiel Geiger ist in Donzdorf aufgewachsen und kennt das Dorf und die Menschen bestens. Der Streit um die halbe Hütte macht deutlich, dass Nachbarschaftsstreitigkeiten, die häufigste Form juristischer Auseinandersetzungen, auch in dörflichen Gemeinschaften nicht mehr außergerichtlich beigelegt werden können. Sich "untereinander" zu einigen, ist auch dort schwierig geworden. Der Film zeigt außerdem, wie Gemeinden finanziell gezwungen sind, ihre Liegenschaften zu veräußern. Burgen, alte Höfe und Allmendflächen kommen so in Privatbesitz, zu dem die Bevölkerung keinen Zugang mehr hat. Die Redaktion liegt bei Gudrun Hanke El-Ghomri (SWR). Produziert wurde "Halbe Hütte" vom SWR und Eikon-Südwest. Der Filmemacher Andreas Geiger, geboren 1969 in Schwäbisch Gmünd, hat sich nach seinem Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg auf dokumentarische Formate spezialisiert. Geigers Kinofilm "Fresh Art Daily" (2004) lief bei der Berlinale, "Punk im Dschungel" (2007) war für den Adolf-Grimme-Preis nominiert. Weitere Kinofilme sind "Heavy Metal auf dem Lande" (2006) über das Donzdorfer Plattenlabel Nuclear Blast und "Wochenendkrieger" (2013). Für den SWR drehte er u. a. "Gottes Werkzeug" über Wunderheiler in Oberschwaben, "Schiller und seine Brüder" und "Der Seniorenknast".
(SWR)
gezeigt bei: phoenix dok.thema (D, 2019)
Cast & Crew
- Regie: Andreas Geiger
- Drehbuch: Andreas Geiger
- Musik: Nils Kacirek
- Kamera: Steffen Bohnert