Sulaiman Tadmory ist 23 Jahre alt, als die Armee des syrischen Präsidenten Assad die Altstadt von Homs umstellt. Schnell lernt er, was es bedeutet, in einer belagerten Stadt zu leben. Mit seiner Kamera hält Sulaiman alles fest, um der Welt zu zeigen, was hier passiert. Sein so entstandener Dokumentarfilm ist ein schmerzhaft persönlicher Film darüber, wie im Krieg aus der Angst zu sterben eine Angst zu leben wird. "Woran denkst du?", fragt Sulaiman seinen Freund. Abu Hassan liegt auf einer Bank im Innenhof eines zerstörten Wohnhauses. Seine Wangen sind eingefallen, sein Gesicht ist blass, der Blick leer. Leise murmelt er: "An Schwalben. Warum fallen die nicht einfach vom Himmel? Dann hätten wir was zu essen." Bislang haben die Bomben Sulaiman verfehlt. Manchmal nur haarscharf. Auch die Scharfschützen haben ihn noch nicht getroffen. Er kann sich gar nicht mehr erinnern, wann das genau war, aber irgendwann hat er sich an diese ständige Angst, sterben zu können, gewöhnt. Mehr noch, er weiß gar nicht mehr, wovor er mehr Angst haben sollte: davor, zu sterben, oder davor, weiterzuleben. Denn bis Assads Männer die Altstadt erobern, kann es nicht mehr lange dauern. Was dann passiert, will sich Sulaiman gar nicht ausdenken. Vor ein paar Tagen hat er sich die erste Waffe in seinem Leben besorgt. Eine Pistole. Nicht, um damit irgendjemanden zu töten. Nur für den Fall, dass die Angst vor dem Weiterleben überwiegt.
(3sat)
Länge: ca. 65 min.
Deutsche TV-Premiere: 26.11.2019 (NDR)
Cast & Crew
- Drehbuch: Sulaiman Tadmory, Katharina Schiele, Stefan Löhr
- Produktionsauftrag: NDR