Deutsche TV-Premiere: 24.10.2013 (MDR)
Am 25. Oktober 2013 wird es 20 Jahre her sein, dass sich Thüringen eine eigene Verfassung gegeben hat, als letztes der fünf neuen Bundesländer. Verabschiedet wurde sie auf der Wartburg, in einer Sondersitzung des Landestages. Und ein Jahr später bestätigten sie rund 70 % der Thüringer in einem Volksentscheid. Sie gilt heute aus mehreren Gründen als eine ungewöhnliche deutsche Landesverfassung: Zum einen ist sie eine Vollverfassung, die ähnlich wie das Grundgesetz alle Aspekte gesellschaftlichen Zusammenlebens regelt. Zum anderen wurden zum ersten Mal Grundrechte und Staatsziele eingeführt, die erst Jahre später den breiten politischen Diskurs bestimmen sollten: Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung oder die Schuldenbremse. Auf ungewöhnliche Weise kam sie auch zustande. Ein kleiner Kreis politisch Aktiver, fünf Abgeordnete des ersten Thüringer Landtags aus allen politischen Lagern, diskutierten fast zwei Jahre lang Artikel für Artikel. Keiner der Beteiligten war ein Politik-Profi. Die "Väter der Verfassung" waren Ingenieure, Germanisten, Musiker. Bürger, die durch die Ereignisse vom Herbst 1989 politisch aktiv geworden waren und die gerade erkämpfte Freiheit in einer eigenen Landesverfassung unumkehrbar verankern wollten. Der Film von Dominik Wessely, präsentiert von Alexander Beyer, zeichnet den ungewöhnlichen Weg zur Thüringer Landesverfassung nach und lässt die wichtigsten Beteiligten an diesem Prozess noch einmal zu Wort kommen: Ralf-Uwe Beck, Prof. Michael Brenner, Matthias Büchner, Siegfried-Rudolf Geißler, Dr. Roland Hahnemann, Dr. Andreas Kniepert, Frieder Lippmann. Zu Wort kommen auch Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht und Landtagspräsidentin Birgit Diezel. Darüber hinaus gibt der Film interessante Einblicke in die Geschichte des Thüringischen Parlamentarismus. Denn innerhalb von 70 Jahren wurden drei Verfassungen für das Land Thüringen verabschiedet. Die Verfassung des Freistaats Thüringen von 1920/21 und die für das Land Thüringen von 1946 waren historisch missglückte Versuche, das Land demokratisch zu konstituieren. Beiden fehlte es an Zuspruch bei den Bürgern und an Verteidigern. Erst im dritten Anlauf gelang es, jene freiheitlich-demokratische Grundordnung dauerhaft zu verankern, von der die Menschen zuvor jahrzehntelang vergeblich geträumt hatten.
(MDR)
Cast & Crew
- Drehbuch: Dominik Wessely