Germain unterrichtet Französisch und Literatur. Von seinen Schülern ist er enttäuscht. Auf die Aufgabe hin, das eigene Wochenende zu beschreiben, ringen sich die meisten nur ein, zwei Sätze ab. "Am Samstag habe ich ferngesehen und am Sonntag nichts gemacht." Bis auf Claude. In einem zweiseitigen Aufsatz beschreibt der Einzelgänger, wie er bei seinem Mitschüler Rapha zu Hause war, um mit ihm Mathe zu üben. Kritisch beschreibt er dabei seine Eindrücke, macht sich lustig über die Zugehörigkeit der Familie zur Mittelklasse, die Banalität Raphas, die Mittelmäßigkeit der Mutter. Germain ist zunächst entsetzt von der respektlosen Darstellung. Aber gut geschrieben ist der Text immerhin, weshalb er dem Schüler eine gute Note gibt. Claude liefert bald den zweiten Teil seiner Beobachtungen. Diesmal ist es der Vater, den Claude genauer unter die Lupe nimmt. Germain tadelt den Schüler zwar, ermutigt ihn jedoch auch, an seinem Stil zu arbeiten, seine Themen zu vertiefen. Für ihn und seine Frau Jeanne, eine Kunsthändlerin, die um das Überleben ihrer Galerie kämpft, werden die Texte Claudes bald zum festen Bestandteil ihres Alltags. Die Grenzüberschreitungen des Schülers erfüllen sie mit einem geradezu voyeuristischen Vergnügen, und besonders die unscharfe Trennlinie zwischen Realität und Literatur erfüllt sie mit einem Nervenkitzel. Was von dem, das Claude schreibt, ist wahr, und wie weit ist er bereit zu gehen? Claude wird immer mehr zum Spielball von Germain und Jeanne, die ihn ermutigen weiter zu gehen, seine eigenen Fantasien auszuleben. Ein spannender Film über die beweglichen Grenzen zwischen Realität und Fiktion.
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Der französische Regisseur François Ozon hat sich international einen Namen gemacht, besonders mit seinem Film "8 Frauen" (2002). Dieser wurde auf der Berlinale 2002 mit einem Silbernen Bären für das beste Schauspielerinnenensemble ausgezeichnet. François Ozon selbst wurde mit dem Film bei den Césars für die beste Regie und das beste Drehbuch nominiert. Für "In ihrem Haus" erhielt Ozon 2012 den FIPRESCI-Preis in Toronto, die Goldene Muschel in San Sebastián und wurde bei den 26. Europäischen Filmpreisen 2013 als bester Drehbuchautor ausgezeichnet.
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Länge: ca. 102 min.
Deutscher Kinostart: 29.11.2012
Original-Kinostart: 10.10.2012 (F)
Deutsche TV-Premiere: 30.11.2014 (Tele 5)
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: François Ozon
- Drehbuch: François Ozon
- Produktion: Eric Altmayer, Nicolas Altmayer, Claudie Ossard, Barbara Canale, Jeremy Chalon, Patricia Colombat, Oury Milshtein, Karine Petite, Nicolas Roucou, Mandarin Cinema, FOZ, Mars Films, La Banque Postale Images 5, Cofimage 23, Palatine Étoile 9, La Région Ile-de-France, Mandarin Films
- Produktionsauftrag: Claudie Ossard
- Produktionsfirma: France 2 Cinéma, Canal+, Ciné+, France Télévisions
- Musik: Philippe Rombi
- Kamera: Jérôme Alméras
- Schnitt: Laure Gardette
- Maske: Marie-Anne Hum, Gill Robillard
- Kostüme: Pascaline Chavanne
- Regieassistenz: Hubert Barbin
- Ton: Niels Barletta, Christophe Brajdic, Nicolas d'Halluin, Benoit Gargonne, Vincent Gregorio
- Spezialeffekte: Jerome Binckly
- Distribution: Concorde Filmverleih GmbH, Entertainment One Productions, Les Films Séville