In Spanien wird man brauner

Betina Berteit erfüllt sich einen alten Traum: einmal verreisen, möglichst weit ans Meer, wo die Sonne immer scheint. Trotz Arbeitslosigkeit bucht sie zwei Wochen Bulgarien. Sie bezahlt in bar, mit ihrer Abfindung, dem Geld, das sie damals nach der Abwicklung des volkseigenen Betriebes erhalten hat. Betina war noch nie fort, sie wollte einfach mal „etwas anderes“ machen. Als sie die Reise antritt, hat sie wieder eine Stelle, als ABM-Kraft. Betina fliegt samt Kindern und Lebensgefährten Frank zum Sonnenstrand. Dort lebt Tenscho Kostadinov mit seiner Familie das ganze Jahr durch. Auch er ist seit der „Wende“ ohne Arbeit, deshalb schlägt er sich von Saison zu Saison irgendwie durch. Dieses Jahr versucht er es mit einer Boutique für die ausländischen Touristen. Tenscho und seine Frau Radka wittern das große Geschäft, denn es gibt keine DDR-Bürger mehr, alle sind jetzt Deutsche. Wenn es gut geht, können sie mit drei starken Sommermonaten den Rest des Jahres finanzieren. Speziell nach dem Geschmack der Deutschen haben sie ihren Laden bestückt, denn die kaufen am meisten, gelten aber als anspruchsvoll. Zum großen Einkauf aber fehlt es Betina und Frank an Geld, und nicht nur ihnen. Die Deutschen an der Schwarzmeerküste sind nicht reich, im Gegenteil, sie sind einfache „kleine“ Leute, denen Spanien zu teuer ist, Touristen, die nur hier sind, weil das Bier achtzig Pfennig kostet und man sich hier auch einmal ordentlich etwas leisten kann. Der Filmemacher Jean Boué hat über mehrere Monate zwei Familien beobachtet, eine bulgarische vom Sonnenstrand, eine Deutsche aus dem sächsischen Lichtenstein. Für zwei Wochen befinden sich beide Familien gleichzeitig am selben Ort, mit unterschiedlichen Ängsten und Erwartungen. Sie gehen eine Beziehung miteinander ein, ohne es zu wissen, treffen sich, ohne sich zu kennen, und am Ende des Sommers wissen beide nicht mehr, wie es weitergehen soll.