Kerkini, ein See als Vogelzuflucht

Der Kerkini-See in Griechenland blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück. Heute bietet der Nationalpark, der als einer der bedeutendsten Orte für ornithologische Beobachtungen in Europa gilt, Besuchern eine unvergleichliche, farbenfrohe Vielfalt. Schon immer war der See ein Schauplatz einzigartiger Interaktionen zwischen Vögeln, die ihn aus dem gesamten Mittelmeerraum ansteuerten. Vogelarten wie Lappentaucher und Weißbart-Seeschwalben schmiedeten inmitten seiner ausgedehnten Schlick- und Röhrichtgebiete neuartige Allianzen zum Schutz ihrer Kolonien. Später zogen fischfressende Vögel ans Nordufer des Sees. Diese faszinierende Vielfalt bietet die Grundlage für ein einzigartiges Spektakel: die kollektive Jagd mit Tausenden Vögeln und Dutzenden verschiedenen Vogelarten. Bei Tagesanbruch eröffnen die Kormorane eine millimetergenaue Choreographie, in der sie mit Pelikanen die Fische zum Ufer treiben, wo bereits ebenso hungrige Reiher und Löffler warten. Im Kerkini-Reservat wurden im vorigen Jahrhundert etwa 20.000 nistende Vögel gezählt. Heute sind es Hunderttausende Vögel, die hier einen kurzen Zwischenhalt einlegen oder überwintern. Schnepfenvögel, Strandläufer, Säbelschnäbler, Zwerggänse, Schelladler, Fischadler und viele andere Vogelarten bringen Ornithologen zum Schwärmen. Allerdings kündigen sich im einstmals gefährdeten Wald rund um das Gewässer neue Veränderungen an. Einmal mehr könnte das Leben der beflügelten Anwohner dieses Sees neue Formen annehmen.