Weiterer Titel: Kim Novak badete nie im See Genezareth
FSK 12
Die Teenager-Freunde Erik und Edmund sind unsterblich verliebt in ihre schöne Vertretungslehrerin Ewa. Als die Jungs ihre Sommerferien ohne die Eltern in einem alten Landhaus verbringen, erleben sie eine Überraschung: Eriks erwachsener Bruder Henry, der auf die beiden aufpassen soll, hat mit Ewa eine heimliche Affäre. Ihr gehörnter Verlobter, ein berüchtigter Schläger namens "Kanonen-Berra", verprügelt Ewa daraufhin brutal. Erik befürchtet, dass es seinem großen Bruder ähnlich ergehen wird. Doch als Berra erschlagen aufgefunden wird, nimmt die Geschichte eine unerwartete Wendung. Die Beerdigung seines Schulfreundes Edmund Wester löst bei Erik Wassman (Johan H:son Kjellgren), einem alten, gereiften Mann, viele Erinnerungen aus. Während einer Zugfahrt werden 40 Jahre zurückliegende Erlebnisse in ihm wach, die der Film in einer kunstvoll gestaffelten Rückblende aufrollt: Ohne ihre Eltern verbringen Erik (Anton Lundqvist) und Edmund (Jesper Adefelt) in den frühen Sechzigern die Sommerferien an einem idyllischen See in einem maroden Landhaus, das sie "Genezareth" nennen. Der Anlass ist eher traurig, denn sowohl Edmunds als auch Eriks Mutter - die eine schwere Alkoholikerin, die andere an Krebs erkrankt - können sich nicht um die Söhne kümmern. Statt Trauer und Schmerz erleben die 14-Jährigen jedoch eine euphorische Hochstimmung. Beide sind nämlich unsterblich verliebt in ihre junge Vertretungslehrerin Ewa Kaludis (Helena af Sandeberg), eine unerreichbar schöne Erscheinung, die sie ehrfurchtsvoll mit der Schauspielerin Kim Novak vergleichen. Umso größer die Überraschung, als die Jungs nachts lautstark mitbekommen, dass Eriks erwachsener Bruder Henry (Jonas Karlsson) - der während der Ferien für die beiden den Aufpasser spielt - eine heimliche Affäre mit Ewa hat. Doch diese Beziehung bleibt kein Geheimnis. Ewas Verlobter "Kanonen-Berra" (Anders Berg), ein Handballstar, der für seine brutalen Schlägereien berüchtigt ist, verprügelt Ewa daraufhin fürchterlich. Henry, so Eriks bange Befürchtung, wird es wohl nicht besser ergehen. Doch als Berra erschlagen aufgefunden wird, nimmt die Geschichte eine unerwartete Wendung. Der Schwede Hakan Nesser zählt neben Henning Mankell zu den renommiertesten Autoren Skandinaviens. Sein Roman "Kim Novak badete nie im See von Genezareth" aus dem Jahr 1998 hat nicht nur einen unwiderstehlichen Titel. Er unterscheidet sich auch stark vom Van-Veeteren-Zyklus, der Nessers Ruhm begründete: Statt um detektivische Aufklärungsarbeit geht es in diesem Jugenddrama um einen ritterlichen Mord aus Liebe, der weit in der Vergangenheit liegt. So ist die Klärung des Verbrechens eher eine Nebensache in dieser stimmungsvoll inszenierten Geschichte einer unerfüllten Liebe, die der Zuschauer wehmütig nachfühlt. Der Film befindet sich ganz auf Augenhöhe der herausragenden jugendlichen Darsteller Anton Lundqvist und Jesper Adefelt. Dank liebevoller Detailgenauigkeit gelingt dem Regisseur eine bewegende, atmosphärisch stimmige Initiationsgeschichte.
(MDR)