Giuseppe Verdi und Richard Wagner: Zwei Musikgiganten, die in ihrem Charakter und ihrer musikalischen Sprache wenig verbindet. Doch eine genauerer Blick zeigt erstaunliche Querverbindungen. Beide waren im selben Jahr in Wien. 1875 hat Wagner in der Hofoper seinen "Tannhäuser" und "Lohengrin" aufgeführt; nur wenige Monate zuvor hatte Verdi mit seinem "Requiem" und "Aida" ebendort triumphale Erfolge gefeiert. Zwei Meister am Zenit ihres Schaffens. Und sie genossen die Qualitäten der Musikstadt Wien. Getroffen haben sie einander jedoch nicht - mit Absicht? "È matto", er ist verrückt, meint Verdi trocken, nachdem er die "Tannhäuser"-Ouvertüre, seine erste Begegnung mit Wagners Musik, gehört hat. Wagner hat wohl auch Musik von Verdi gekannt (zum Beispiel hat er nachweislich dessen "Requiem" in Wien gehört), dazu aber schlicht geschwiegen, zumindest öffentlich! Nicht so seine Frau Cosima, der vor Empörung über diese italienische Musik "physisch übel wird", wie sie notiert. Ausgehend von den Aufenthalten in Wien, von Fakten und Anekdoten, die sich darum ranken, werden Charakterstudien der beiden gefeierten und auch umstrittenen Komponisten entworfen. Briefzitate erzählen authentisch von den Lebensumständen und (musik-)ästhetischen Ansichten. Zu Wort kommt Eberhard Straub, Historiker und Autor des Buches "Wagner und Verdi". Wagner, einer der großen Egozentriker, der Jünger um sich scharte und sein eigenes Universum baute, musste allerdings 1864 Wien fluchtartig verlassen. Zurückgeblieben ist ein hoher Schuldenberg - und seine "Putzmacherin". Diese hat ihn auch noch in den folgenden Jahren mit Morgenröcken und Samtbaretten versorgt, angefertigt nach genauesten Angaben des Meisters. Verdis Eitelkeit ist ebenfalls unbestreitbar, wenngleich nicht so vordergründig. Auch der Perfektionismus eint beide Komponisten. An die 50 Proben genügen Wagner nicht, um seinen "Tristan" in Wien uraufzuführen. Der Meister reist unter misslichen Bedingungen ab, das Werk gilt als nicht aufführbar. Verdi wiederum probt in Wien energisch und, ohne seine musikalischen Ideen zurückzuschrauben, praxisorientiert. Bei einer Probe zu "Aida" konnte der Dirigent der Bühnenmusik Verdis Taktschlag nicht genau sehen, Haupt- und Nebenorchester harmonierten nicht. Kurzerhand erweiterte Verdi mit seinem eigenen Taschenmesser die in der Dekoration befindliche Öffnung.
(3sat)
Daten
Länge: ca. 20 min.
| Deutsche TV-Premiere | So, 22.09.2013 (3sat) |
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Cast & Crew
- Drehbuch: Barbara Pichler-Hausegger
- Produktionsauftrag: ORF











