Laurent Terzieff legt ein leidenschaftliches Zeugnis über sein Theaterleben ab. Er spricht über die verschiedenen Wege, die er gegangen ist, und über die Einflüsse, die ihn als Schauspieler und Regisseur geprägt haben. Terzieff hat in vielen Filmen bedeutender Regisseure - Carné, Rossellini, Pasolini, Garrel, Godard, Buñuel - mitgewirkt, aber er macht kein Hehl daraus, dass seine einzige große Leidenschaft das Theater ist. Wenn Terzieff, der asketisch wirkende Künstler mit dem orientalischen Blick, unauffällig die Bühne betritt, geschieht jedes Mal ein Wunder: Mit seiner klangvollen, leicht singenden Stimme, seinem unnachahmlichen Körper beherrscht er sofort die Bühne. Er trägt eine Auffassung vom Theater weiter, die ihm von seinen ersten Lehrern mitgegeben wurde: Jean-Marie Serreau und Roger Blin. Dem politischen Theater Brechts keineswegs abgeneigt, fühlt sich Terzieff jedoch vor allem von Antonin Artaud, dem anderen Gründervater des modernen Theaters, angezogen. Artaud war der Auffassung, dass das Theater ohne Geheimnisse, ohne die vitale und instinktive Kraft, die er "Grausamkeit" nannte, nicht bestehen kann. Das Bühnenspiel sei nur gerechtfertigt, wenn sich in ihm die Alchimie von sichtbarer und unsichtbarer Welt vollziehen könne. "Eine Inszenierung ermöglicht, so hoffe ich, die Begegnung zwischen meinen Geistern und denen des Publikums, sonst..." Obwohl Terzieff ein hervorragender Claudel-Interpret war, dessen Körper und Stimme sich wie die keines anderen mit der Claudelschen Sprache verbanden, ist er nicht oft im klassischen Repertoire aufgetreten. Man kann ihn sich ohne weiters als Hamlet oder in einem Tschechow-Stück vorstellen, doch er hat sich radikal für das 20. Jahrhundert und das zeitgenössische Theater entschieden. Als Regisseur wollte er moderne Autoren auf die Bühne bringen, z. B. Schisgal, Albee und Mrozek. Mit Klassikern könne man sich, wie er meint, zu leicht einen Namen machen. Terzieff, dieser geheimnisvolle, zurückhaltende Mensch, ganz Diener seiner Kunst, war dennoch bereit, sich der Kamera von Léon Desclozeaux anzuvertrauen, vor der er sehr schlicht über seine Erfahrungen und Absichten spricht.
(arte)
Länge: ca. 65 min.