Nürnberg in den 1930er-Jahren: Der erfolgreiche Schuhhändler Leo Katzenberger (Michael Degen) gehört mit seiner Frau Claire (Suzanne von Borsody), zu den angesehenen Bürgern der Stadt. Missgunst, Verrat und Ressentiments gegenüber dem "Schuhjuden" werden jedoch erst vom Rassenwahn der Nazis so richtig entfacht. Als Leo sich anscheinend auf eine Affäre mit der hübschen Fotografin Irene einlässt, wird er denunziert und wegen "Rassenschande" zum Tode verurteilt. Leo Katzenberger ist ein angesehener Nürnberger Schuhhändler mit florierenden Geschäften und ungetrübtem Familienglück. Das Treiben seiner Mieter und Angestellten hat Leo als verantwortungsvoller Hausbesitzer jederzeit im Griff. Selbst ein gemeiner Hetzartikel im NS-Blatt "Stürmer", der ihn als Ausbeuter verunglimpft, bringt den selbstbewussten Geschäftsmann nicht aus der Ruhe. Mithilfe seines jüdischen Freundes, des Rechtsanwalts Herz, eines ausgebufften Anwalts und Trägers des Eisernen Kreuzes, verklagt er das Propagandablatt - und gewinnt. So wiegt Leo sich in trügerischer Sicherheit und schlägt die eindringlichen Warnungen seiner Freunde, die ihn beknien, nach Israel auszuwandern, in den Wind. Da bekommt Leo eine neue Mieterin, die attraktive, junge Fotografin Irene, die in seinem Hinterhof ein Atelier eröffnet. Leo ist von Irene, die unverhohlen mit ihm flirtet, fasziniert. Die frustrierten Männer und die eifersüchtigen Frauen der Nachbarschaft zerreißen sich bald das Maul über Leos vermeintliche Affäre. Das Gerede stört Leo nicht - bis er nach Kriegsausbruch einmal die Ausgangssperre missachtet und von einem missgünstigen Angestellten denunziert wird. Leo und Irene werden wegen Verstoß gegen das so genannte Blutschutzgesetz angeklagt. Für die neidischen Hofbewohner, die als Zeugen geladen werden, ist dies eine willkommene Gelegenheit, sich mit erfundenen Details aus dem Sexleben ihres verhassten Patrons an Leo zu rächen. Vor seiner Hinrichtung erhält Leo einen letzten, liebevollen Brief seiner Frau Claire, die stets an ihn geglaubt hat. Sie wird 1942 nach Polen deportiert, wo sich ihre Spur verliert ... Schon 1961 hatte Stanley Kramer in seinem oscarprämierten Hollywood-Drama "Das Urteil von Nürnberg" diesen Fall angerissen. In ihrem fesselnden Buch "Der Jude und das Mädchen" von 1997 rekonstruierte Christiane Kohl minutiös, wie eine Mischung aus Kleinbürgermief, Neid und sexuellen Fantasien der biederen Saubermänner zu Denunziation und Justizmord führten. Motive dieser Dokumentation verarbeitete der Erfolgsregisseur Joseph Vilsmaier ("Comedian Harmonists") zu einem aufwühlenden, bildgewaltigen Film gegen das Vergessen der Naziverbrechen. Bis in die Nebenrollen hinein ist das erschütternde Drama mit hochkarätigen Darstellern besetzt, darunter Suzanne von Borsody, Franziska Petri, Dietmar Schönherr, Rüdiger Vogler, Andrea Sawatzki und Nina Hoger.
(BR Fernsehen)
Länge: ca. 103 min.
Deutscher Kinostart: 18.04.2002
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Joseph Vilsmaier
- Drehbuch: Reinhard Klooss, Klaus Richter, Joseph Vilsmaier
- Produktion: Reinhard Klooss, Joseph Vilsmaier, Oliver Huzly, Michael Sauerteig, Peter Sterr
- Produktionsfirma: Odeon Film, Perathon Film- und Fernsehproduktions GmbH
- Musik: Gert Wilden Jr.
- Kamera: Joseph Vilsmaier
- Schnitt: Hans Funck
- Regieassistenz: Leslie Fritz, Birgit Seidel
- Ton: Lisa Geffcken-Reinhard, Micki Joanni, Michael Kranz, Mathis Nitschke, Jörn Poetzl