Louise Bourgeois (1911-2010) zählt zu den einflussreichsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. In einer immer wieder neuen Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Materialien und Techniken schuf sie ein starkes und schwer einzuordnendes Œuvre. Ob als Künstlerin, Frau oder Mutter - ihre gesamte Existenz war von einer schier unerschöpflichen Tat- und Schaffenskraft geprägt. Dabei verzichtete Bourgeois auf jegliche Attitüde und offenbarte vielmehr ihre Zerbrechlichkeit wie kaum ein anderer Künstler vor ihr. Dieses dem Schöpferdrang gewidmete Leben erzählt die Dokumentation in den Worten und mit der Stimme der Bildhauerin. Ihr Werk ist stark autobiografisch beeinflusst: Unentwegt verarbeitete und sublimierte Bourgeois darin Kindheitsverletzungen und Traumata der Vergangenheit. Wiederkehrende Motive sind dabei ihr gebrochenes Verhältnis zu Männlichkeit, Sexualität, Mutterschaft und Exil. Zu ihren berühmtesten Kunstwerken zählen "Maman", "Crouching Spider" und "The Cell". Zudem stellt die Dokumentation auch die Persönlichkeit von Louise Bourgeois vor, die mit ausgeprägtem Sinn für Humor und ihrem kritischen Geist immer wieder für aufsehenerregende Auftritte sorgte. Berühmt ist beispielsweise Robert Mapplethorpes Foto "Fillette", auf dem die Künstlerin triumphierend einen riesigen Latex-Phallus wie eine Beute unter dem Arm trägt. Mithilfe von Auszügen aus ihrer Korrespondenz und unveröffentlichten Tagebüchern zeichnet der Film das Porträt dieser zutiefst gespaltenen und vom Exil gezeichneten Frau, die zeitlebens die Kunst als Auseinandersetzung mit dem Intimen verstand. Aus ihren Gefühlen, Zweifeln und Ängsten bezog Bourgeois Kraft und Inspiration. 1999 erhielt sie auf der Biennale von Venedig den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk.
(arte)
Länge: ca. 56 min.
Deutsche TV-Premiere: 13.07.2025 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Marie-Ève de Grave
- Drehbuch: Marie-Ève de Grave