Winter 1969: Am 10. März beging Klara Heydebreck in ihrer Wohnung in Berlin-Mitte Selbstmord. 50 Jahre lang hatte sie dort gewohnt und doch kannten ihre Nachbarn sie kaum. Eberhard Fechner begibt sich in dem Film auf die Spurensuche nach Klara Heydebreck, die in ärmlichen Verhältnissen lebte. Zwischen 1945 und 1949 hatte sie am Tag nur zwei Mark zur Verfügung. Ein Brot kostete auf dem Schwarzmarkt 100 Reichsmark. In 34 Arbeitsjahren betrug ihr Stundenlohn im Schnitt 87 Pfennige. Ab 1949 war Klara Heydebreck bis zum Ende ihres Lebens arbeitslos. Fechner führt Gespräche mit Freunden, Verwandten, Nachbarinnen und Beamten und sichtet die von Klara Heydebreck hinterlassenen Dokumente. Aus den Fragmenten montiert er nüchtern die Geschichte über die persönlichen und sozialen Verhältnisse einer vereinsamten Frau in den Wirren des Ersten und Zweiten Weltkrieges sowie der Nachkriegszeit. Zur Bedeutung von "Nachrede auf Klara Heydebreck" sagte der Regisseur selbst: "So wie ihr Schicksal einzigartig ist, so ist das Schicksal jedes einzelnen Menschen unverwechselbar und einzigartig." Fechners kunstvoller Montagestil, den er in diesem Film mit Cutterin Brigitte Kirsche erstmals anwendete, lässt alle Befragten in einen Dialog über die Verstorbene, Klara Heydebreck, treten. "Nachrede auf Klara Heydebreck" wurde mit dem Adolf-Grimme-Preis (seit 2010 Grimme-Preis) ausgezeichnet.
(NDR)
Länge: ca. 60 min.
Cast & Crew
- Drehbuch: Eberhard Fechner
- Kamera: Rudolf Körösi