„Schwuler Mut - 100 Jahre Schwulenbewegung“ ist ein dokumentarischer Streifzug durch die Geschichte der Homosexuellen, ein eigenwilliger und sehr persönlicher filmischer Rückblick des Regisseurs. Im Mittelpunkt aber steht die kontinuierliche, oftmals tödliche Verfolgung von Menschen, deren Liebe dem eigenen Geschlecht gilt. Noch heute werden Homosexuelle in über hundert Ländern strafrechtlich verfolgt, im Iran und in Saudi Arabien gilt für sie sogar die Todesstrafe. In Deutschland wurde der berüchtigte „Schwulenparagraph“ 175 erst 1994 gänzlich abgeschafft, fast 100 Jahre, nachdem der Sexualwissenschaftler Dr. Magnus Hirschfeld in Berlin den Kampf dagegen aufgenommen hatte. Mit Ovo Maltine, einer bekannten Berliner Tunte, wird das Berlin der zwanziger Jahre durchwandert, die Hochburg schwulen Lebens. Doch nur wenige Jahre später machten die Nazis dem fröhlichen Leben ein brutales Ende. Schätzungsweise 15 000 Homosexuelle starben in Konzentrationslagern. Die diskriminierenden Gesetze der Nazizeit wurden in der demokratischen Bundesrepublik wortwörtlich übernommen. „Schwuler Mut“ hieß abermals, sich gegen Unterdrückung, Ausgrenzung und strafrechtliche Verfolgung zu wehren. Bis zur Liberalisierung des § 175 im Jahr 1969 gab es 50 000 Verurteilungen wegen Homosexualität - ebenso viele wie bei den Nazis. Die anschließende kurze Zeit des Aufbruchs, das wachsende Selbstbewusstsein junger Homosexueller, die wie Rosa von Praunheim nicht länger versteckt und verschämt lebten, sondern bewusst provozierten und Spaß hatten, wurde jäh unterbrochen durch AIDS. Doch „Schwuler Mut“ ist kein resignativer, larmoyanter Film, im Gegenteil: Mit viel Witz und grotesken Inszenierungen zeigt Rosa von Praunheim die Vitalität und Freude schwulen Lebens quer durch die Zeit.
(hr)
Länge: ca. 90 min.
Deutsche TV-Premiere: 06.02.1998 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Rosa von Praunheim
- Drehbuch: Rosa von Praunheim, Valentin Passoni