Deutsche TV-Premiere: 16.12.2014 (arte)
Seine Abenteuerlust erklärt sich wohl aus der Familiengeschichte: Ludovic Pethos Großvater Lajos Petho vollbrachte vor hundert Jahren eine geradezu selbstmörderische Heldentat. Als österreichisch-ungarischer Soldat geriet er 1914 an der Ostfront in Gefangenschaft. Im Sommer 1915 entkam er aus dem Lager in Irkutsk. Drei Jahre später erreichte er schließlich seine Heimatstadt Budapest, nachdem er 7.500 Kilometer zurückgelegt, sich einen Weg durch Kriegsfronten gebahnt und die bolschewistische Revolution miterlebt hatte, die damals in Russland wütete. Sein Enkel Ludovic wandert heute auf den gleichen Wegen und folgt der Transsibirischen Eisenbahn gen Westen. Fünf Monate lang reist er durch Russland, auf der Suche nach Lajos' Spuren und denen anderer Flüchtlinge. Was bleibt ein Jahrhundert später noch von seinem Großvater? Eher Erinnerungen als Greifbares, eher Vorstellungen als Konkretes. Doch auf seiner Suche bringt Ludovic Petho viele Menschen dazu, sich ihm anzuvertrauen und ein wenig vom Schicksal ihrer eigenen Familien zu erzählen. Der Regisseur versteht sich nicht als Historiker, sondern als Geschichtensammler und öffnet so den Blick auf ein Russland, das seine Identität und Zukunft finden will. Ausgestattet mit einer Kamera und ein paar Brocken Russisch, macht er überraschende Entdeckungen und lernt erstaunliche Menschen kennen. Er trifft auf Reisende und Historiker, Hippie-Kosaken, Lebenskünstler und eiserne Nationalisten. Er durchquert wilde Natur und brodelnde Metropolen und lässt sich durch den sibirischen Herbst und Winter treiben - ein moderner Michael Strogoff, der uns die imaginäre Dimension Sibiriens ebenso zugänglich macht wie seine vielschichtige Realität.
(arte)
Cast & Crew
- Regie: Ludovic Petho