Seit Russland die Ukraine überfallen hat und dieser Krieg in Deutschlands Nachbarschaft in Europa stattfindet, beschäftigt die Menschen hierzulande die Frage: Was folgt für uns daraus? Bundeskanzler Scholz (SPD) hat eine Zeitenwende ausgerufen. Und er hat hinzugefügt: Kriegstreibern wie Putin Grenzen zu setzen, das setzt eigene Stärke voraus. Nur: Wie genau definiert sich die? Militärische Stärke jedenfalls hatte in Deutschland seit Ende des Kalten Krieges kontinuierlich an Bedeutung verloren. Und sehr vielen Menschen hierzulande war das gleichgültig, auch dem Filmemacher Florian von Stetten. Er gehörte als junger Mann zu den vielen Bürgerinnen und Bürgern der Bundesrepublik, die den Kriegsdienst verweigerten. Trotzdem wurde er erst einmal eingezogen, weil sein Anerkennungsverfahren sich hinzog. So fand er sich in einer Kaserne wieder und musste Tag für Tag erneut die Entscheidung treffen, den Befehl zu verweigern. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verweigerte den Kriegsdienst und demonstrierte in den 1980er-Jahren gegen den NATO-Doppelbeschluss, Bündnis 90/Die Grünen ist auch aus der Friedensbewegung entstanden. Diese Generation sitzt jetzt an den Schaltstellen der Macht. Viele Deutsche reiben sich seit der Zeitenwende die Augen: Nie wieder Krieg, ist das jetzt Schnee von gestern? Oder war das sehr lange einfach nur bequem, um sich nicht mit einem Ernstfall beschäftigen zu müssen? Bisher bestimmten die Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs wesentlich das Verhältnis der Menschen in Deutschland zum Militär. Zurückhaltung war die Maxime, nicht so genau hinschauen das Ergebnis. "Freundliches Desinteresse" hat es der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler (CDU) genannt. Und jetzt? Anhand seiner eigenen Biografie untersucht der Filmemacher Florian von Stetten das komplizierte Verhältnis der Deutschen zur Armee und konfrontiert Zuschauerinnen und Zuschauer mit der Frage: Wofür würden Sie eigentlich in den Krieg ziehen und jemanden töten?...
(NDR)
Länge: ca. 74 min.
Deutsche TV-Premiere: 31.05.2023 (WDR)
gezeigt bei: NDR Story (D, 2010)
gezeigt bei: WDR Story (D, 2000)
Cast & Crew
- Drehbuch: Florian von Stetten
- Redaktion: Sophie Schulenburg, Gudrun Wolter