Deutsche TV-Premiere: 12.03.2018 (arte)
Feinfühlig erzählt, wunderbar fotografiert und als Kinoerlebnis montiert, interessiert sich der Film dafür, wie es Menschen geht, die an Wendepunkten ihres Lebens stehen. So wie Malú, Odette und Juani, die für ein Leben im richtigen Körper kämpfen. Malú ist Aktivistin und Wortführerin in der Transgender-Community und wartet schon seit Jahren auf ihre Chance zur OP. Odette sagt von sich, sie sei der beste Panzerfahrer Kubas gewesen. Streng religiös lebt sie in ständigem Zwist mit ihrer Mutter und Großmutter und bestreitet ihren Lebensunterhalt als Ziegenhirtin. Juani sagt, er sei der erste transsexuelle Kubaner und erzählt, dass es wegen des Embargos jahrelang kein Testosteron für seine Behandlung gab. Der Film taucht tief in die kubanische Gesellschaft ein und zeichnet - fern von Klischees - eine kenntnisreiche Innensicht des Landes, mehr als 50 Jahre nach der Revolution. "Socialismo sí, homofobia no!" Ganz vorne in einer bunten Parade von homosexuellen Männern, Lesben und Transgendern trägt Mariela Castro ein Banner mit diesem Slogan durch die Straßen von Havanna. Sie ist die Tochter des Staatschefs Raúl Castro und Nichte von "El Comandante" Fidel Castro, in Kuba bekannt auch als Vorkämpferin der Gay-rights-Bewegung. Als Chefin der Landesstelle für sexuelle Gesundheit ermöglicht sie seit ein paar Jahren die kostenlose Operation für kubanische Transgender. Sie bekommt Unterstützung von zwei Genderchirurgen aus den Niederlanden und Belgien - sie gehören zu den besten der Welt. Einmal im Jahr fliegen sie zum Operieren nach Havanna. Transgendern zu helfen, gehört zu dem Erbe der Revolution von 1959, sagt Mariela Castro. Es geht um Emanzipation und Selbstbestimmung in der sozialistischen Gesellschaft. Transgender sind Teil dieser Gesellschaft und müssen daher unterstützt werden. Dies ist die offizielle Nachricht an die Bevölkerung von Kuba. In seinem Film gelingen Regisseur Daniel Abma nicht nur wunderbare, lebenspralle und sehr überraschende Porträts von Transsexuellen in Kuba. Es ist auch eine kenntnisreiche Innenansicht der heutigen kubanischen Gesellschaft und ihrer Umbrüche, der Blick auf ein Land, das selbst vor einer großen, alles verändernden Umwandlung steht.
(rbb)