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TV-Kritik/Review: Newtopia - Der Start
(23.02.2015)
Nun ist es also gestartet, das "größte TV-Experiment aller Zeiten" - so vollmündig bewirbt Sat.1 zumindest seine neue Realityshow
Sat.1 hat im Vorfeld beeindruckende Maßnahmen unternommen. Neben einer umfangreichen Werbekampagne setzt der Sender vor allem auf Interaktivität und Social Media. Die Zuschauer können das Geschehen online und mobil per App 24 Stunden live verfolgen - zur Wahl stehen ein kostenfreier Livestream und der werbefreie, kostenpflichtige Newtopia Premium Pass, der vier parallele Livestreams beinhaltet. Zusätzlich ist es möglich, per Tablet und Smartphone eine 360°-Kamera zu steuern, um den gewünschten Blickwinkel selbst festzulegen. Angesichts dieses Aufwands erscheint es geradezu erstaunlich, dass Sat.1 nicht einmal zum Start seine Primetime für den wichtigen Neustart räumt. Anstelle einer großen, mehrstündigen Einzugsshow beginnt die Ausstrahlung der 55-minütigen ersten Folge schlicht auf dem Vorabend-Sendeplatz um 19 Uhr, wo "Newtopia" im besten Fall in den kommenden zwölf Monaten werktags zu sehen sein soll. Auch insgesamt wird auf Liveshows oder gar einen Moderator verzichtet. Bei "Newtopia" bekommen die Zuschauer quasi Reality-TV in seiner reinsten Form serviert.
An einem abgelegenen Ort im brandenburgischen Königs Wusterhausen haben 15 auserwählte Kandidaten die Möglichkeit, eine neue Gesellschaft aufzubauen und so im besten Fall eine "bessere Welt zu schaffen". Das Geschehen wird in
In der Pilotfolge sehen wir, wie sich die Bewohner tränenreich von ihrem alten Leben trennen und sich anschließend kennenlernen. Sie begutachten die ihnen zur Verfügung gestellte Startausstattung: Eine unbeheizte Scheune, zwei Kühe, einige Hühner und etwas fruchtbarer Ackerboden, sowie Anschlüsse für Gas, Wasser und Strom. Betten, Duschen und Toiletten müssen sie sich selbst organisieren. Zusätzlich steht ein kleines Startguthaben von 5000 Euro zur Verfügung. Um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, können die Pioniere für Geschäftsbeziehungen mit der Außenwelt in Kontakt treten, dürfen das Gelände jedoch nicht verlassen. Kurz darauf dürfen sie noch einmal für eine begrenzte Zeit in ihre "alte Welt" zurück, um je eine Kiste sinnvoller Utensilien einzupacken und nach "Newtopia" zu bringen. Sie sprechen sich klugerweise vorher ab, wer was mitnimmt, und machen sich dann auf den Weg. Ingesamt verläuft die Premiere von "Newtopia" auffallend unspektakulär und zurückhaltend. Überhaupt spielt sich der Großteil der Szenen in der ersten Ausgabe außerhalb des Geländes ab. Wie üblich muss man einer Realityshow allerdings ein paar Tage Zeit geben, bis sich Konfliktherde gebildet haben.
Es werden unweigerlich Erinnerungen an die erste "Big Brother"-Staffel wachgerufen, als sowohl für die Bewohner als auch für die Zuschauer noch alles neu war und man sich völlig unbedarft auf das soziale Experiment eingelassen hat. Es erscheint klar, worauf Sat.1 mit "Newtopia" abzielt: Anders als etwa beim Dschungelcamp stehen hier offenbar nicht Schadenfreude und Erniedrigung der Kandidaten im Mittelpunkt. Stattdessen überwiegt der Daily-Soap-Gedanke: Es geht darum, spannende und emotionale Geschichten über soziale Bindungen und mögliche Lieb- und Feindschaften zu erzählen. Genau wie "Big Brother" ist "Newtopia" als eine Art umfassendes gruppendynamisches Seminar zu betrachten. Es werden Menschen verschiedenster Gesellschafts- und Bildungsschichten zusammengewürfelt, die sich irgendwie arrangieren müssen. Im Laufe der Zeit werden sich Antipathien und Sympathien herausbilden und als Zuschauer findet man im besten Fall schnell seine Lieblingsbewohner, mit denen man sich identifizieren und mitfiebern kann - und wer einen Liebling gefunden hat, kann ihn per Livestream sogar 24 Stunden am Tag begleiten.
So zumindest ist der Plan von Sat.1 und John de Mol. Nach der ersten Folge lässt sich schwer vorhersagen, ob das Konzept auch aufgehen wird. Es bleibt abzuwarten, ob sich die an krawallige Scripted-Reality gewöhnten Zuschauer in Deutschland heute noch auf ein "richtiges" Reality-Experiment einlassen, bei dem nicht ständig auf Teufel komm raus die Fetzen fliegen. Die größte Herausforderung besteht darin, das Interesse der Zuschauer über den sehr langen Zeitraum von einem Jahr zu halten. Denn selbst den beiden Jahresstaffeln von "Big Brother" (inklusive dem artverwandten "Big Brother - Das Dorf") ging nach rund sechs Monaten allmählich die Puste aus. Und anders als bei "Big Brother" können bei "Newtopia" im Falle zu großer Langeweile nicht mal eben Matches oder Challenges gestartet werden. Es ist schließlich essentieller Teil des Konzeptes, dass die Bewohner völlig auf sich gestellt sind und eben nicht von einem Großen Bruder "betreut" werden.
Für den Mut und den offensichtlichen Enthusiasmus gebührt den Machern zunächst einmal Respekt - und für die kommenden Wochen ist ihnen Durchhaltevermögen zu wünschen und anzuraten, von undurchdachten Kurzschlussreaktionen abzusehen - falls die Einschaltquoten wider Erwarten doch nicht in derart utopischen Höhen schweben sollten wie erhofft. Das Potential ist vorhanden - jetzt muss es nur richtig genutzt werden.
Glenn Riedmeier
© Alle Bilder: Sat.1/Jens Koch
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